Düsseltal/Flingern Malerei imponiert mit vielen Tiefen

Düsseltal/Flingern · Die Künstlerin Karin Kneffel präsentiert ihre erste Einzelausstellung in Düsseldorf. Die großformatigen Bilder der einstigen Schülerin Gerhard Richters beeindrucken durch ihre Vielschichtigkeit. Die Ausstellung ist Teil der "dc open".

 Zurzeit stehen Karin Kneffels große Bilder noch in ihrem Atelier in Düsseltal. Nächste Woche Freitag sind die Gemälde erstmals öffentlich zu sehen.

Zurzeit stehen Karin Kneffels große Bilder noch in ihrem Atelier in Düsseltal. Nächste Woche Freitag sind die Gemälde erstmals öffentlich zu sehen.

Foto: A. Endermann

Seit 20 Jahren schon hat die Galerie Schönewald und Beuse die Arbeiten von Karin Kneffel in seinem Bestand. Zu einer Einzelausstellung ihrer Werke kam es jedoch nie. "Wir machen nur zwei Ausstellungen pro Jahr", sagt Paul Schönewald. "Und weil Karin Kneffel so viel international unterwegs ist, fanden wir nie einen Termin." Zurzeit jedoch sortiert Karin Kneffel in ihrem Atelier an der Herderstraße ihre neuen Bilder, um sie anschließend in die Galerie Schönewald zu bringen. Für die 17 imponierenden großformatigen Werke hat Kneffel etwa 18 Monate benötigt. An manchen Tagen malte sie bis zu 15 Stunden an einem Bild. "Malen ist ein aufregender, lebendiger Prozess", sagt sie. "Da kann ich nach acht Stunden nicht einfach aufhören."

Ihre Arbeit hat sich gelohnt. Mehrfaches Grundieren, stetiges Schleifen und einige Schichten Farbe verleihen den Motiven eine ungewöhnliche Vielschichtigkeit, die den Blick des Betrachters tief in die Schauplätze hineinzieht. So wie das Abbild eines schlichten Bauwerks der Nachkriegszeit. Das Haus bildet die hinterste Ebene der nächtlichen Szene. Auf der schmucklosen Fassade ist der Schatten eines Baumes zu sehen. Kneffel malte die Äste mit einem kurzhaarigen Pinsel so fein, dass die Zweige selbst auf der Leinwand noch im Wind zu schwingen scheinen. Auf dem leeren Vorhof bilden die Schatten der Äste eine weitere Ebene des Motivs. In dessen Vordergrund aber irritiert ein Strauß Tulpen. Die Farbenpracht des Blumengebildes hebt sich vom düsteren Hintergrund ab, als ob der Strauß kein realistischer Teil des Gemäldes wäre. Beim genaueren Hinsehen aber sind Doppelungen der Blätter und Blüten zu sehen: Es sind Spiegelungen auf einer Fensterscheibe, durch die Kneffel die Position des Betrachters andeutet: Er steht diesseits des Fensters, durch das er Haus und Hof beobachtet. Ohne es sichtbar zu machen, holt Kneffel durch diesen Kunstgriff einen weiteren Schauplatz – nämlich den Standort des unsichtbaren Betrachters – ins Bildmotiv.

Aber die Künstlerin erweitert ihr Werk noch um eine weitere Ebene. Denn sie fügt der nicht sichtbaren Fensterscheibe ein weiteres Detail hinzu. Es ist ein verzerrtes Bild: eine Reflexion eines Fernsehflimmerns. Das Gerät dazu kann nur hinter dem Betrachter stehen – also weit von der Scheibe entfernt, und entsprechend entfernter von der Hausfassade, auf die sich der Blick als Erstes geheftet hat.

Diese Komplexität auf Leinwand ist erfolgreich. Karin Kneffel, die in den 1980er-Jahren als Meisterschülerin bei Gerhard Richter an der Kunstakademie studierte, wird von Galerien vieler europäischer Länder sowie von Kunsthandlungen in New York vertreten. Kein Wunder also, dass die im Jahr 1957 in Marl Geborene viel unterwegs ist.

Für Paul Schönewald eine umso größere Freude, endlich die Werke Karin Kneffels in seinen Räumen an der Lindenstraße 182 präsentieren zu können. "Sie ist inzwischen bei vielen Sammlern bekannt, ihre Werke sind begehrt", sagt er. "Als Professorin für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München ist sie außerdem für ihre Studenten Inspiration und Vorbild."

Die Ausstellung ist Teil der Aktion "dc open – Düsseldorf Cologne Open Gallerys 2013", mit der zahlreiche Galerien in Düsseldorf und Köln in die neue Saison starten. "Diese Zusammenarbeit beider Städte ist für viele Kunstfreunde eine bekannte Marke geworden", sagt Schönewald. "Die Veranstaltung mobilisiert stets viele Rheinländer, sich die neuen Ausstellungen der Galerien anzusehen."

(lod)
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