Oberkassel "Malen hat für mich etwas Meditatives"

Oberkassel · Für die Kunstpunkte öffnet Uwe Beyer sein Atelier, in dem er lebt. Dass Besucher dann durch seine Wohnung laufen, stört ihn nicht.

Wenn Uwe Beyer malt, denkt er nicht nach. Er gibt sich ganz dem Prozess des Schaffens hin. "Malen hat für mich etwas Meditatives", sagt er. Er lässt sich beim Arbeiten vom Augenblick leiten, dabei entstehen organische Strukturen, die für den Künstler nicht vorhersehbar sind und ihn selbst immer wieder überraschen. "Ich will Dinge entstehen lassen", sagt er. "Beim Malen entdecke ich immer Neues und das ist mir wichtig."

Für die Kunstpunkte öffnet Beyer erstmals sein Atelier an der Düsseldorfer Straße, in dem er auch lebt. Seit zwei Jahren wohnt der Dresdener in Oberkassel in der Nähe der Jugendherberge auf 35 Quadratmetern in dem Haus eines anderen Künstlers. Über Bekannte, die ebenfalls Künstler sind, hat Beyer von den Kunstpunkten erfahren und sofort entschieden, dass er mitmachen möchte. "In Dresden habe ich mich schon bei ähnlichen Aktionen beteiligt", sagt er.

Komisch sei es für ihn nicht, Fremde in seine Wohnung zu lassen. Dabei stehen die Besucher seines Ateliers quasi mitten in Beyers Küche. Bei den Kunstpunkten können sich die Kunstinteressierten die unterschiedlichen Werke von Beyer ansehen. "Wenn Zeit ist, werde ich auch ein wenig arbeiten", sagt Beyer. Doch eines ist sicher: Der Dresdener wird auch viel erklären, denn neben der Arbeit als freier Künstler unterrichtet er an einer Kunstschule.

Die informelle Kunst, die organisierte Formgebung ablehnt, hat Beyer zu seinem Stil inspiriert. Der Künstler gibt sich dabei einer spontanen Rhythmik hin. "Ich sehe mich als Teil der Natur, der künstlerisch schafft", sagt Beyer.

Inspiration für die Elemente auf seinen Bildern findet Beyer im Freien. So verarbeitet er Grüntöne von Moos, die er draußen beobachtet hat, und lässt daraus eine lebendige Struktur entstehen. In der Farbigkeit seiner Werke ist Beyer zumeist bewusst reduziert. Viele Töne erinnern an Farben, die in der Natur gefunden werden können. Manchmal verwendet er auch kräftige Töne wie Oxidrot, das unter anderem ein Bestandteil des Rostes ist. Das Ergebnis ist ein leuchtendes Rot, das dem Bild zusätzlich etwas Raumtiefe verleiht. "Man kann mit vielen einfachen Mitteln Tiefe auf einem Bild erzeugen", sagt der Künstler. Auch die abstrakten Motive, die sich auf den Bildern wiederfinden, stammen aus der Natur. Er vermischt abstrahierte Naturelemente mit seinem Empfinden während des Schaffensprozesses.

Die Variationen der Strukturen sind unendlich und das ist es, was den Künstler fasziniert. Seinen Malstil hat er beim Zeichnen mit dem Bleistift gefunden. Mal fest, mal leicht hat er dabei den Stift aufgedrückt und sich auch dabei von seinem Impuls leiten lassen. "Ich habe durch das Zeichnen eine eigene Sprache in der Malerei entwickelt", sagt Beyer. Beim Arbeiten vergisst sich der Künstler selbst. "Umso mehr ich mich zurücknehme, umso mehr bringe ich Dinge in Bewegung", sagt Beyer.

Zur Malerei gekommen ist Beyer über die Plastik. In den 1970er-Jahren hat er bei der Porzellan Manufaktur Meißen eine Ausbildung zum Modelleur gemacht. Acht Jahre nach dem Abschluss studierte Beyer dann Kunst und Design in Halle. Seitdem hatte er unterschiedliche Lehraufträge als Dozent – wovon ihn einer letztlich nach Düsseldorf geführt hat.

Kunstpunkte Uwe Beyer öffnet sein Atelier, Düsseldorfer Straße 30, für die Kunstpunkte am 14. und 15. September. Samstag von 14 bis 20 Uhr und Sonntag von 12 bis 18 Uhr können Besucher ihm bei seiner Arbeit zuschauen. Weitere Informationen zu dem Künstler gibt es im Internet unter www.laborynth.de

(sapo)
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