Ludenberg Wo schon Günter Grass gerne tanzte

Ludenberg · Die Löwenburg an der Ludenberger Straße ist ein Traditionslokal. Während im Tanzsaal stets Betrieb herrschte, wurde die Gaststätte lange lediglich als Party-Location vermietet. Seit März gibt es wieder eine richtige Gastronomie.

 Lothar Gellissen (l.) und Betreiber Holger Hövel im Haus Schlebusch. Die Räumlichkeiten an der Ludenberger Straße haben eine bewegte Vergangenheit.

Lothar Gellissen (l.) und Betreiber Holger Hövel im Haus Schlebusch. Die Räumlichkeiten an der Ludenberger Straße haben eine bewegte Vergangenheit.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es gibt nicht viele Gaststätten in dieser Stadt, die eine derart bewegte Geschichte aufweisen wie die Löwenburg an der Ludenberger Straße. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die heute vielbefahrene Straße hoch nach Gerresheim eine Art Vergnügungsmeile - mit zwei dutzend Kneipen, Geschäften, Metzgerei und Bäckerei. Und mitten drin die Löwenburg, die neben Jägerhaus, Wolfsschlucht oder Hirschburg zu den Traditionslokalen im Stadtteil zählte.

Die 1896 errichtete, zweigeteilte Löwenburg mit Tanzsaal und Gaststätte trug einige Jahrzehnte den Namen Wedig ("Bist Du ledig, geh' zu Wedig"), benannt nach Wirt Georg Wedig, und nahm in dieser bewegten Zeit nach der Jahrhundertwende sogar Einzug in die Literatur und das Weltgeschehen: Günter Grass tanzte hier in seiner Düsseldorfer Zeit ab Mitte der 50er Jahre und sammelte Stoff für die "Blechtrommel"; Peter Kürten, der "Würger von Düsseldorf", lauerte bereits 1929 eines seiner Opfer, Apollonia Kühn, die bei Wedig ein karnevalistisches Maskenfest besucht hatte, auf und versuchte, die Hausfrau mit einer Schere zu erstechen. Kühn überlebte schwer verletzt.

Die Löwenburg ist seit mittlerweile 50 Jahren im Besitz der Familie Schlebusch, die geschilderten wilden Jahre sind lange vorbei. Während der ehemalige Saal als Tanzhaus, Tanzschule und Party-Location stets brummte, diente die Gaststätte mit großzügigem Biergarten, den hohen Stuckdecken, dem urigen Holzboden und der Holzbalustrade aus einer irischen Kirche seit sieben Jahren lediglich als zu vermietendes Anhängsel für geschlossene Gesellschaften in der Löwenburg.

"Das Geschäft lief gut, war rentabel, einmal im Jahr haben wir auch ein Sommerfest gemacht", beteuert Holger Hövel, der sich aber als Kaufmann sieht und sich nicht unbedingt dazu berufen fühlte, in die tägliche Gastronomie einzusteigen. Das änderte sich, als der Eventmanager Lothar Gellissen kennen lernte, der zuvor Betreiber des Clubhauses des TV Grafenberg war. "Zusammen sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass es sich inzwischen wieder lohnt, auf der Ludenberger Straße ein Lokal zu eröffnen", sagt Hövel.

Das Schlebuschs hat seit März täglich ab 17 Uhr geöffnet, nur der Samstag bleibt Hochzeiten, Partys oder Firmenveranstaltungen vorbehalten. "Wenn der Sommer kommt, wollen wir sonntags auch ab 12 Uhr öffnen", erzählt Gellissen, der noch mit weiteren Ideen aufwartet: "Wir sind hundefreundlich, jedes Kind bekommt ein Gummibärchen und jede Dame sonntags eine Baccara-Rose."

In dem Brauereiausschank wird Schlüssel Alt ausgeschenkt, auf der Karte dominiert die gut bürgerliche deutsche Küche mit Schnitzel- und Pfannengerichten, rheinischen Tapas und "Düsseldorfer Gedöns". Auf einer Extrakarte sind saisonale Gerichte aufgelistet, aktuell natürlich alles rund um Spargel. 70 Gäste finden innen Platz, weitere 60 draußen auf der Terrasse. Die hat nichts von ihrem frühen Scarlett-Charme aus den 90er Jahren verloren (die entsprechenden Bilder der Filmfigur schmücken nach wie vor die Schwemme) und ist vom Mobiliar sogar noch aufgewertet worden.

"Tanzhaus und Gaststätte gehören eigentlich zusammen, werden wirtschaftlich mittlerweile aber getrennt betrieben - auch wenn es natürlich enge familiäre Überschneidungen gibt", sagt Hövel, der ebenso über dem Lokal wohnt wie nebenan die Tanzhaus-Betreiber Volker Gösel und Frauke Schlebusch-Hövel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort