Planen in Düsseldorf Park der Villa Sohl droht zu zerfallen

Der Investor hat gegen eine mögliche Unterschutzstellung geklagt. Die Stadt hält an der Denkmalwürdigkeit des Parks fest.

 Der Zugang zum Gelände der Villa Sohl ist ungehindert möglich. Der Park am Haus wirkt inzwischen ziemlich verwildert.

Der Zugang zum Gelände der Villa Sohl ist ungehindert möglich. Der Park am Haus wirkt inzwischen ziemlich verwildert.

Foto: Marc Ingel

Es war einmal eine Villa, die gehörte einem Industriellen. Der hieß Hans-Günter Sohl, war Generaldirektor bei Thyssen und offenbar etwas ängstlich – zumindest, was einen möglichen Dritten Weltkrieg betraf. Denn im Keller baute er für sich und seine Familie einen Atombunker, mit Stahlbetonwänden, die waren 1,5 Meter dick. Und auch sonst war dieses Anwesen in Ludenberg außergewöhnlich, verfügte es doch zum Beispiel über einen Fahrstuhl, der direkt vom Swimming-Pool in die Schlafgemächer führte.

Das ist lange her, Sohl, dessen Nazi-Vergangenheit dazu führte, dass eine nach ihm benannte Straße in Flingern nun den Namen der ehemaligen Schauspielerin Luise Rainer trägt, starb 1989, seine Witwe knapp zehn Jahr später, seit der Jahrhundertwende verfällt das Haus zusehends. Und nicht zuletzt der womöglich denkmalwürdige Park leidet darunter. Vor vier Jahren hat das Bauunternehmen Lanzerath bei Bonn das 40.000 Quadratmeter große Grundstück erworben, will dort auf knapp 6000 Quadratmetern bauen, doch seitdem herrschte lange Stillstand. Jetzt kommt wieder Bewegung in das Bauvorhaben. Die wichtigsten Eckpunkte im Überblick:

Sachstand Bezirksverwaltung und die Bezirksvertretung 7 warten auf den Eingang einer überarbeiteten Bauvoranfrage, womöglich auch eines bereits ausformulierten Bauantrags. Wann das der Fall ist, ist unklar, eine entsprechende Anfrage bei Lanzerath blieb unbeantwortet. Allerdings hat der Investor Klage gegen die mögliche Unterschutzstellung des Parks erhoben. Der Landschaftsverband Rheinland hatte bereits vor sieben Jahren den Denkmalwert des Villengartens gutachterlich festgestellt und erwogen, den Park zum Naturdenkmal zu erklären. Der Investor bezweifelt aufgrund des fortgeschrittenen Verfalls eine Denkmalwürdigkeit, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.  

Park In der Zeit der „schwebenden Unwirksamkeit“ können weder die Untere Denkmalbehörde noch das Gartenamt Einfluss auf den Zustand des Privatgrundstücks nehmen. Ein Eintrag in die Denkmalliste ist ja ohnehin noch nicht erfolgt. Da sich der Park zumindest teilweise in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, wurden alle bisherigen Fällungen und Pfegemaßnahmen am Baumbestand (insbesondere nach Pfingststurm Ela) mit der Unteren Naturschutzbehörde dennoch genau abgestimmt. Diese Maßnahmen dienten bislang dazu, die grundlegende Parkstruktur des Geländes zu erhalten. Der Verlust der Altbäume und die Verbuschung schreiten jedoch laut Gartenamt rapide voran. Eine Herausarbeitung der für denkmalwert befundenen Parkstrukturen und -elemente erscheint laut Gartenamt jedoch auch weiterhin möglich.

Verkehrsführung Obwohl noch kein Baurecht vorliegt, machen sich die Grünen bereits Gedanken über die künftige Verkehrsführung. Die war ursprünglich über die Straße Am Gartenkamp vorgesehen. Das sei jedoch allenfalls eine schmale Anliegerstraße ohne jeden Bürgersteig. Besser wäre eine Zuwegung über die auf die Villa zuführende Vorgängerallee mit Anschluss an den Rotthäuser Weg. Auch die FDP hatte die gewählte Regelung zuvor bereits kritisiert. Die Grünen regen darüber hinaus an, auch während der Bauphase die Verkehrsführung ausschließlich über den Rotthäuser Weg mit entsprechend besserem Anschluss an die Bergische Landstraße abzuwickeln.

Haftung Das Villengelände ist nicht abgesichert, das Eingangstor steht meist offen. Im Internet wird die Villa Sohl sogar überregional als „Lost Place“ angepriesen. Vor diesem Hintergrund fragt der Liberale Julia Deterding nach der Haftungssituation. „Es finden sich dort regelmäßig Personen ein, die Privatbesichtigungen vornehmen. In der Vergangenheit haben dort offenbar auch spielende Kinder ein Abenteuer gesucht. Zuletzt kam es sogar zu einem Brand im Gebäude, der durch Nachbarn entdeckt und gemeldet wurde, sodass die Feuerwehr den Schaden begrenzen konnte“, zählt Deterding auf. Eine Stellungnahme will die Verwaltung in der nächsten „Nach-Corona“-Sitzung der Bezirksvertretung 7 liefern.

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