Luxuswohnungen in ehemaligen LVA-Häusern Bewohner in Düsseldorfer Siedlung fühlen sich überrumpelt

Ludenberg · An der Ernst-Poensgen-Allee in Düsseldorf will ein Investor ehemalige Häuser der LVA rückbauen und Luxuswohnungen errichten. Die rund 100 Menschen, die dort leben, wissen bislang von nichts.

 Zum Teil stehen die Häuser auf dem Gelände schon lange leer, das ehemalige Stiftsgebäude wurde jedoch modernisiert und ist noch bewohnt.

Zum Teil stehen die Häuser auf dem Gelände schon lange leer, das ehemalige Stiftsgebäude wurde jedoch modernisiert und ist noch bewohnt.

Foto: H.-J. Bauer

Das Bauvorhaben klingt zunächst gar nicht schlecht: Ein Investor will an der Ernst-Poensgen-Allee 3 auf einem 2,3 Hektar großen Gelände, das vor langer Zeit als Kinder- und Säuglingsheim genutzt und später dann von der Landesversicherungsanstalt (LVA)-Rentenversicherung übernommen wurde, Neubauten errichten. Die teils leerstehenden Gebäude sollen rückgebaut und durch zwei größere, im hinteren Bereich bis zu sechsstöckige Wohnhäuser sowie drei kleinere Einzelhäuser ersetzt werden.

Den wertvollen Baumstand hat die Verwaltung intensiv untersucht, bevor sie jetzt in der Bezirksvertretung 7 den Vorentwurf für einen Bebauungsplan vorstellte. Er soll nach Möglichkeit erhalten werden. Dass es bei diesem Neubauvorhaben aber dennoch in mehrfacher Hinsicht Kritik hagelte, hat unterschiedliche Gründe.

Bewohner Insbesondere in dem großen Mehrfamilienhaus, das vor einigen Jahren erst modernisiert und neu isoliert wurde (auch die Mieten wurden erhöht), wohnen noch rund 100 Menschen, größtenteils ältere, ehemalige LVA-Mitarbeiter.

Sie haben von den Plänen aus der Zeitung erfahren und sich in einem empörten Brief an die Politik gewandt. Niemand vom Investor Grafental GmbH, der das Gelände von der LVA erworben habe, habe die Bewohner bislang informiert, vielmehr solle das Objekt offenbar sukzessive, aber systematisch entmietet werden. Nach Todesfällen oder Auszügen würden die Wohnungen nicht mehr neu vermietet.

Luxuswohnungen Der Linke Wolfram Müller-Gehl sparte in der Bezirksvertretung nicht mit Kritik an den Plänen: "Die bisherigen Bewohner werden vertrieben, 31 bezahlbare Mietwohnungen fallen weg, stattdessen entstehen Luxuswohnungen, die sich kein Mensch leisten kann. "Tatsächlich war in der Vorlage der Verwaltung ursprünglich von 80 bis 190 geplanten Wohneinheiten die Rede, in der Bezirksvertretung dann nur noch von 80. Ilka Schiller vom Stadtplanungsamt: "Der Investor plant inzwischen mit größeren Wohneinheiten."

Handlungskonzept Dass auf einem solchen Areal mit vermeintlichen Luxuswohnungen der Sozialwohnungsbau dem Investor ein Dorn im Auge ist, liegt auf der Hand.

Es gibt in Düsseldorf aber das Handlungskonzept Wohnen, wonach bei Neubauvorhaben ab einer bestimmten Größe 20 Prozent Sozialwohnungsbau und 20 Prozent preisgedämpfter Wohnraum realisiert werden muss. Dieses Handlungskonzept wollte der Investor aushebeln, indem er den preiswerten Wohnraum ausgelagert hätte - ins Neubauviertel Grafental. Die Verwaltung hatte nichts dagegen (es wäre allerdings ein Ratsbeschluss notwendig), die Politik schon: Mit knapper Mehrheit wurde beschlossen, dass das Handlungskonzept auch an der Ernst-Poensgen-Allee 3 umgesetzt werden muss.

Ungeachtet dessen wurde das Bebauungsplanverfahren eingeleitet - wegen der vergleichsweise geringen Gesamtwohnfläche als "beschleunigtes Verfahren". Schiller: "Das dauert rund zwei Jahre."

(RP)
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