Lierenfeld Ein Markt, auf dem nichts gekauft wird
Lierenfeld · Bei der wöchentlichen Veranstaltung Marktschwärmerei bieten Erzeuger aus dem Umland ihre Ware an. Das Besondere: Bestellt und bezahlt wird über das Internet. Der Markt selbst dient zur Kontaktpflege.
Pünktlich zur Weihnachtsfeier der Marktschwärmerei ging in der Halle auf dem Factory Campus wieder das Licht an. Das Netz war überlastet gewesen, weil ausnahmsweise viele Händler Strom brauchten, um Glühwein und Speisen zu erwärmen und Lichterketten zum Leuchten zu bringen. "Passt doch zu uns, auch mit Energie achtsam umzugehen", sagt eine Kundin und lacht.
Die Marktschwärmerei, die seit einem halben Jahr jeden Dienstag stattfindet, ist kein gewöhnlicher Markt. Dort sind nur Erzeuger aus dem Umland vertreten. Direkt eingekauft werden kann dort allerdings nicht. Die Kunden müssen die Produkte vorher im Internet bestellen und bezahlen, holen dann am Dienstag nur noch die fertig gepackten Pakete an den verschiedenen Ständen ab. "Das mag für viele ungewohnt sein. Für mich ist das sehr praktisch, da ich berufstätig bin und deshalb keine Zeit habe, auf normale Märkte zu gehen", sagt Stefanie Heck. Die Flingeranerin schätzt zudem die ungewöhnlichen Produkte der Marktschwärmerei. So habe sie dort beispielsweise das Kraut-Postelein oder den Trauben-Karamell-Amarettini-Brotaufstrich kennen und schätzen gelernt.
Alle zwei Monate, so auch in dieser Woche, stellen die Erzeuger ihre Produkte vor, kann an den Ständen gekostet, genascht und vor allem gefachsimpelt werden, denn der direkte Kontakt zwischen Herstellern und Kunden ist das, was die Marktschwärmerei ausmacht. "Ich bevorzuge den Direktverkauf, denn ich glaube, dass nur dann die Erzeuger vernünftig bezahlt werden. Außerdem weiß ich hier genau, wo die Produkte herkommen, wie beispielsweise die Tiere gehalten werden", sagt Patricia Mertens. Sie würde sich wünschen, dass sich noch mehr Menschen von der Idee begeistern lassen. So haben sich zwar schon 625 Leute bei der Lierenfelder Marktschwärmerei registriert, regelmäßig bestellen tun noch nur wenige. "Das Kaufverhalten muss sich erst langsam ändern und die Idee sich herumsprechen", sagt Jana Lang. Die Studentin organisiert den Markt, wobei sie sich als Gastgeberin bezeichnet. Und das ist keine bloße Floskel, denn Lang steht per Newsletter im engen Kontakt mit den Kunden, kennt viele mit Namen, begrüßt viele persönlich, hilft bei allen Problemen und versucht, mit immer neuen Ideen und Werbestrategien mehr Menschen von dem Erzeugermarkt zu überzeugen. "Nach und nach besuche ich die Anbieter auch auf ihren Höfen, um mir von ihrer Arbeit ein Bild zu machen", sagt Lang.
25 verschiedene Erzeuger gehören zu ihrem Händlerstamm, zu dem immer wieder neue Verkäufer dazu stoßen, wie diesmal das Räucherwerk mit Fischspezialitäten aus Geilenkirchen, bei dem sich Patricia Mertens direkt mit Fischfrikadellen eindeckt. "Die Besucher sind sehr interessiert und wir beantworten gerne alle Fragen", sagt Ralf Findus vom Räucherwerk. Er sei Direktvermarkter aus Leidenschaft und deshalb auch auf Marktschwärmereien in anderen Städten vertreten. "Die Kunden wertschätzen unsere Ware und wir können ihnen diese persönlich näher bringen", sagt Emily Syska, die mit Produkten rund um den Apfel vertreten ist. Die Händler finden es zudem praktisch, dass sie nur so viel Ware, wie auch bestellt wurde, anschleppen müssen. "Für Menschen, die lieber spontan einkaufen, ist das aber leider nichts", sagt Syska.