Lichtenbroich Jetzt wird Weihnachten gefeiert

Lichtenbroich · Die Serbisch-Orthodoxe Kirchengemeinde in Lichtenbroich orientiert sich am Julianischen Kalender und feiert ihr Weihnachtsfest erst ab morgen. Die Gemeinde wächst stetig und ist inzwischen auch im Stadtteil verwurzelt.

 Erzpriester Danilo Radmilovic in der beeindruckenden Kirche der Serbisch-Orthodoxen Gemeinde in Lichtenbroich.

Erzpriester Danilo Radmilovic in der beeindruckenden Kirche der Serbisch-Orthodoxen Gemeinde in Lichtenbroich.

Foto: Anne Orthen

Für die meisten liegt Weihnachten nun bereits zwei Wochen zurück, der Alltag ist wieder eingekehrt, die Arbeit wurde schon lange wieder aufgenommen, und die Schüler müssen sich auch bald wieder im Klassenraum einfinden. Das nächste große Fest steht für die meisten Christen dann erst wieder im April an, zu Ostern.

Nicht so jedoch bei den Orthodoxen Christen. Dort wird zwar genaugenommen auch am 24. und 25. Dezember Weihnachten gefeiert, aber nach einem anderen Kalender, dem Julianischen. Dieser ist um genau 13 Tage verschoben im Vergleich zu seinem Nachkömmling, dem heute weitestgehend genutzten Gregorianischen Kalender.

Weihnachten findet demnach am 6. und 7. Januar statt. Bei der Serbisch-Orthodoxen Kirchengemeinde in Lichtenbroich finden sich dazu morgen Abend etwa 4000 Gäste ein. Ein großes Weihnachtsfeuer ist dabei in jedem Jahr der Höhepunkt. Dabei werden, gemäß einer alten Tradition, Eichenäste und getrocknete Zweige verbrannt. Die Zweige wurden dafür genau ein Jahr lang aufbewahrt. Nach dem Fest nimmt jeder wieder einen Zweig mit nach Hause, um ihn ein Jahr lang zu verwahren.

Das Weihnachtsfest ist dabei aber nur einer der Höhepunkte des Kirchenjahres. Auch an normalen Sonntagen ist die Kirche stets gut gefüllt, erzählt Erzpriester Danilo Radmilovic: "Sie können sich nicht vorstellen, was hier oft los ist." Er ist seit 2004 in der Gemeinde tätig und einer von drei Priestern.

Einen normalen Kirchensonntag beschreibt er als ganztägiges Ereignis. Von 10 bis 12 Uhr finden sich alle in den Kirchenräumen zur Heiligen Liturgie ein, und danach geht es noch bis circa 17 Uhr in den Gemeinderäumen beim Essen, Reden, Spielen oder auch Tanzen weiter. Getanzt wird so zum Beispiel mit einer Serbischen Folkloregruppe unter der Leitung des Tänzers und Theologen Pavle Anicic, an der sich rund 150 Kinder beteiligen. Eine besondere Freude, aber natürlich auch eine große Verantwortung, sei der stetige Zuwachs, den die Gemeinde erlebt. So habe alleine die serbische Gemeinde in Düsseldorf momentan rund 1500 Mitglieder, die regelmäßig zu den täglichen Gottesdiensten und der Liturgie am Sonntag erscheinen.

Die Gemeinde an sich besteht bereits seit den 1960er Jahren in Düsseldorf. Damals gegründet von serbischen Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland flohen, fanden sie bis 1984 einen Platz in der St.-Nikolaus-Kirche in Eller, bevor die Evangelische Kirche ihnen im selben Jahr die etwa 4200 Quadratmeter in Lichtenbroich schenkte.

Noch im gleichen Jahr wurde der Grundstein für das Kirchengebäude gelegt, und bereits zwei Jahre später konnte es eingeweiht werden. In den vergangenen 32 Jahren kamen außerdem das Gemeindehaus und eine neue Kapelle hinzu. Das Innere der neuen Kapelle, die dem Heiligen Georg von Kratovo gewidmet ist, wurde komplett mit Mosaiken ausgestattet. Künstler Miroslav Lazovic kam mit einigen seiner Schüler extra aus Belgrad angereist, um ehrenamtlich in der Kapelle zu arbeiten.

Es handelt sich also um eine immer weiter wachsende und von vielen Händen unterstützte Gemeinde, die schon lange nicht mehr nur aus Serben besteht. "Jeder ist hier willkommen, und das nutzen immer mehr Gäste, auch und gerade zu unserem Weihnachtsfest", sagt Radmilovic.

Wer das Orthodoxe Weihnachtsfest mit serbischen Traditionen einmal selbst erleben möchte, kann am Heiligen Abend, morgen, den 6. Januar, ab 18 Uhr den Feierlichkeiten an der Wanheimer Straße 57 beiwohnen.

(RP)
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