Pempelfort Letzter Frauenbuchladen von NRW geschlossen

Pempelfort · Traurig sei sie nicht, denn der Entschluss stand schon länger fest. "Aber etwas wehmütig bin ich schon", sagte Dorothea Düsedau an ihrem letzten Verkaufstag an der Blücherstraße. Alles sollte raus, mit 50 Prozent Ermäßigung auf alle Waren. Denn danach schloss Dorothea Düsedau den letzten Frauenbuchladen in Nordrhein-Westfalen. "Das Geschäft hat sich einfach nicht mehr getragen", sagte die 57-Jährige, "jetzt mache ich erst einmal Urlaub, eine Woche lang, den ersten seit zehn Jahren. Und während dieser Zeit werde ich nicht erreichbar sein."

Wer nun nach ihr in die Räume einziehen wird, weiß die Händlerin nicht, "es ist mir auch egal". Vor allem das Internet hatte ihrem Laden Konkurrenz und Kummer bereitet. Ein Grund, warum Dorothea Düsedau bis heute kein Paket des Internet-Großhändlers Amazon in die Hände nimmt. Ware zu Dumpingpreisen statt Beratung durch geschulte Verkäufer – das ist auch im Geschäft mit Büchern nicht anders als in anderen Branchen. Aufgeben will die Buchhändlerin dennoch nicht. Sie möchte nun mit einem Versandhandel durchstarten. Letzte Blicke auf halbleere, gleichwohl gut sortierte Regale: Da waren sie noch, die Fächer für Esoterik, Romane, Kunst und Kultur, für die Reiseliteratur, für Gesellschaft und Geschichte. Trotz der Werbung für den Preisnachlass draußen vor der Tür herrschte kein Andrang. Eine Kundin stöberte gedankenverloren von Abteilung zu Abteilung. Die Lücken in den Reihen ließen das Ende bereits erahnen. Möbel aus der Kinderbuchabteilung sind bereits für ein Geschäft bestimmt, das am 1. Februar in der Birkenstraße eröffnet wird. Den Frauenbuchladen in Pempelfort gab es seit 1973. 1993 hatte Dorothea Düsedau das Geschäft übernommen. Gut 20 Buchhandlungen gibt es noch in der Stadt. Doch jetzt sind die Pforten eines Traditionshauses für immer geschlossen.

(RP)
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