Gerresheim Kunstmeile ist frei von Kultur-Kommerz

Gerresheim · Zum achten Mal stellten Künstler auf der Kunstmeile aus. Die Teilnehmer suchen Kontakt zu Bürgern. Verkäufe sind Nebensache.

 Auf der Kunstmeile stellte Helena Grauel ihre großformatigen Natur-Fotografien aus.

Auf der Kunstmeile stellte Helena Grauel ihre großformatigen Natur-Fotografien aus.

Foto: Andreas Endermann

Düsseldorf ist Event-Stadt. Besonders in den Frühlings- und Sommermonaten locken Großereignisse Zehntausende Besucher in die City. Das bringt Düsseldorf viel ein: Hotels, Restaurants, Kneipen, Boutiquen freuen sich über die Touristen, die sich Kirmes, Konzerte und Kunst ansehen. Christoph Nikodemus und Werner Burkard kritisieren diese Großveranstaltungen."Der Künstler ist nur Statist in diesem Spiel", sagen sie und steuern als Künstlerduo "Ben06" mit der Gerresheimer Kunstmeile gegen dieses kommerzielle Szenario. Am Sonntag nahmen an 21 Stationen etwa 60 Künstler an der achten Gerresheimer Kunstmeile teil.

Zum ersten Mal nahm präsentierte sich der Verein "Miteinander Wohnen in Verantwortung" auf der Kunstmeile. Sechs Bewohner des Hauses an der Ursula-Trabalski-Straße präsentierten Malerei, Fotografien und Skulpturen. "Die Kunstmeile bietet ein imposantes Programm", sagt Veronika Kurz-Öner, die das Ausstellungsprojekt mit den Senioren des Hauses vorbereitete. "Wir zeigen uns mit Kunst der Öffentlichkeit und möchten eine kulturelle Bereicherung für den Stadtteil sein", sagt sie. "Sechsmal" heißt die Gemeinschaftsausstellung, die bei der Kunstmeile eröffnet wurde und nun noch bis zum 22. Juni zu sehen ist. Sollte ein Besucher eines der Kunstwerke kaufen wollen, so werde niemand ,nein' sagen. "Aber Geld steht bei uns wirklich nicht im Vordergrund", so Kurz-Öner.

Ähnlich sieht das auch Helena Grauel. Die jüngste Teilnehmerin an der Kunstmeile hat ihre Fotografien auf teurem Papier gedruckt und gerahmt. "Wenn ich die Kosten zum Teil durch den Verkauf decken kann, ist das gut. Wenn nicht – kein Drama", sagt die 18-Jährige. In der Steinmetz-Werkstatt ihres Vaters zeigte sie ihre Aufnahmen von Marienkäfern, Schnecken und anderem Kleingetier. Wichtiger als Verkäufe ist der Nachwuchs-Fotografin konstruktive Kritik.

Vermutlich wegen des Wetters blieben die Besucherzahlen ein wenig hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Dennoch genossen Kunst-Pilger und Aussteller die lockere Atmosphäre ohne hohe Kosten, Gedränge oder Verkehrsstaus, wie es meist bei den Großveranstaltungen der Stadtmitte üblich ist. Für Christoph Nikodemus und Werner Burkard ist dies eine Bestätigung ihres Engagements. "Es sind nicht die Scheinwerfer der Eventindustrie, die strahlen. "Es ist die Aura des Künstlers und seine Arbeiten." Auch im nächsten Jahr soll es eine Kunstmeile geben.

(RP)
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