Eller Kultur Bahnhof zeigt Jugendstil-Bilder

Eller · Gerolf Schülke entdeckte Selbstporträts, Akte und Stillleben der fast vergessenen Malerin Gertrud von Kunowski.

Im Nachlass einer Fotografin entdeckte Gerolf Schülke vor einiger Zeit ein Bild einer ihm unbekannten Künstlerin. "Dieses Gemälde war so dermaßen lebendig und eindrucksvoll, dass ich zu recherchieren begann", sagt der Vorsitzende vom Freundeskreis Kultur Bahnhof Eller. Es dauerte eine Weile, bis er bei seinen Nachforschungen mehr über die Malerin Gertrud von Kunowski herausfand. "Ich hörte mich in der Kunst-Szene um, aber niemand hatte je von ihr gehört." Schülke jedoch stöberte weiter in Archiven, im Internet und in Fachbüchern. Mit Erfolg: Zurzeit zeigen Schülke und sein Team zahlreiche Werke von Gertrud von Kunowski, die mit ihrem Gatten Ludwig während der 1920er- und 1930er-Jahre in Düsseldorf lebte und arbeitete.

Gertrud von Kunowski kam im Jahr 1909 als 32-Jährige zusammen mit ihrem Ehemann Lothar nach Düsseldorf. Er war als Direktor des Staatlichen Kunstlehrerseminars an die Kunstgewerbeschule berufen. Die Künstlerin leitet dort das Vorseminar und das Seminar für Porträtmalerei. "Gertrud von Kunowski war eine ausgezeichnete Porträt- und Figurenmalerin", sagt Schülke. Lothar von Kunowski soll stets betont haben, seine Frau sei der bessere Künstler in ihrer Ehe. Dabei hatte Gertrud von Kunowski nie an einer Kunstakademie studiert, sondern war an privaten Damenmalschulen ausgebildet worden. Frauen wurden erst ab 1919 zum Studium an Kunsthochschulen zugelassen.

Stilistisch ist das Werk Gertrud von Kunowskis vom Jugendstil geprägt. Thematisch überwiegen Porträts und Selbstporträts, von denen im Kultur Bahnhof nun rund 50 gemalte und gezeichnete Werke zu sehen sind. "Die Zeichnungen stammen teilweise vom Ende des 19. Jahrhunderts", sagt Schülke. Einige Exponate würden Altersspuren aufweisen. "Ein paar Paar Aquarelle sind etwas wellig, aber sehr sehenswert." Auch die ausgestellten Gemälde sind wesentlich älter als 100 Jahre. Andere Werke malte Gertrud von Kunowski, als sie schon älter als 50 Jahre war. Auf einigen Selbstbildnissen sieht man die Künstlerin in selbst entworfenen extravaganten Kleidern, die sie gern in der Öffentlichkeit trug.

Die Künstlerin war äußerst fleißig. "Ihr Oeuvre umfasst mehr als 800 Werke", sagt Schülke. 1917 nahm von Kunowski an einer Kunstausstellung in Düsseldorf mit 37 Bildern teil. Zwei Jahre später zeigte sie 44 Arbeiten in der Düsseldorfer Galerie Flechtheim. Trotz dieser Erfolge war Düsseldorf wohl nicht der Ort für eine Malerei mit Jugenstilbezug. Im gleichen Jahr schrieb nämlich der Düsseldorfer Schriftsteller Herbert Eulenberg: "Es ist schade, dass die beiden Kunowskis hier am Rhein so wenig Anerkennung und Förderung gefunden haben." Die Kunstgewerbeschule, in der Lothar von Kunowski arbeitete, wurde geschlossen. Der Künstler erkrankte anschließend schwer, erholte sich aber und nahm 1925 eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an. Gertrud von Kunowski bekam keinen Lehrauftrag mehr.

1934 schenkte sie eine Sammlung eigener Werke der Stadt Düsseldorf. Diese Arbeiten sind seit dem Krieg verschollen. Anders ist dies in Leipzig. Eine Sammlung von Kunowskis ist noch mit 186 Arbeiten im dortigen Bestand.

1936, nach dem Tode ihres Mannes, verließ die Künstlerin Düsseldorf Richtung Schönau am Königssee und starb 1960.

Die Ausstellung im Kultur Bahnhof Eller soll an die Malerin und ihr Werk wieder erinnern. Realisiert wurde die Schau von der Nachlassverwaltung und der Galerie Ganghof in Berchtesgaden. Schülke bedauert, dass Düsseldorfer Künstler in Vergessenheit geraten. "Die Stadt ist sehr neugierig auf Neues, so dass anderes schnell in den Hintergrund rückt", sagt er. "Aber", so fügt er hinzu, "es gibt auch einen Trend, sich auf die kulturelle Geschichte zu besinnen. Und dazu leisten wir mit der Ausstellung über Gertrud von Kunowski einen Beitrag."

(lod)
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