Wersten Künstlerbunker – hochwertiges Wohnen geplant

Wersten · Für heute früh, 9 Uhr, ist die Übergabe des so genannten Künstlerbunkers an der Reusrather Straße 1 an den Eigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), vorgesehen. Tag und Nacht haben Wolfgang Robbe und Martin Rothweiler, die dort in den letzten 30 Jahren ihr gemeinsames Atelier hatten, in den vergangenen Tagen und Wochen geschuftet, um zum im gerichtlichen Vergleich vereinbarten Termin 15. März den alten Hochbunker freigeräumt zu haben.

"Gestern Morgen war ich bereits wieder um 5.30 Uhr hier, um weiter zu schuften", berichtet Wolfgang Robbe, der hofft, dass sie bis heute früh tatsächlich fertig sind. Schaffen sie das nicht, bekommen sie nämlich nicht mal mehr die von der Stadt zugesagte finanzielle Umzugshilfe. Und eines werden sie sicherlich nicht: das Atelier besenrein hinterlassen. "Seit dem Beginn der Dacharbeiten liegen hier überall Taubendreck und Scherben von den kaputten Fenstern."

Mit zehn Leuten hätten sie im von ihnen belegten Dachgeschoss zuletzt gearbeitet und Container um Container gefüllt, erzählt der Kunstpreisträger der Stadt Düsseldorf. Sogar die Küche, die sie noch vor zwei Jahren liebevoll eingebaut haben, wanderte in den Müll. "Es ist so viel kaputt gegangen." Der 59-Jährige kann es nicht fassen, was in dem Hochbunker derzeit vor sich geht. Geschweige denn, dass er weiß, wie es bei ihm weiter geht. Denn Robbe lebt von seiner Kunst.

Rückblende: Die Bima kündigte den Pachtvertrag mit der Stadt – die hat den Bunker 1984 an die Künstler vermietet – zum 30. September 2012. Weil die Künstler nicht ausziehen wollten, wurde im Dezember Räumungsklage beim Landgericht Düsseldorf erhoben. Ende Januar begann eine von der Bima beauftragte Firma, Dachpfannen abzutragen, mit der Folge, dass es in das Atelier hinein regnete. Die Künstler erwirkten mit einer einstweiligen Verfügung einen Stopp der Arbeiten. Den konnten sie auch bei einem Vergleich mit der Bima durchsetzen, der Ende Februar vor dem Bonner Landgericht geschlossen wurde. Selbst Kulturdezernent Hans-Georg Lohe zeigte sich vor wenigen Wochen im RP-Gespräch empört. "Es ist wirklich skandalös, dass die Bima einfach das Dach abdecken lässt, bevor die Künstler ausgezogen sind." Doch von Lohe persönlich hätten sie bislang kein einziges Wort gehört, kritisiert Robbe: "Das ist keine Kultur, wie ich sie mir vorstelle, es geht um Menschen. Und deshalb auch um Anteilnahme." Sowohl Lohe als auch Oberbürgermeister Elbers hätten sie einen Brief geschrieben. Bis heute warten sie auf eine Antwort. Dass sie noch eine bekommen, daran glaubt Robbe nicht. Auch ein neues Atelier habe man ihm noch nicht angeboten. Wobei, arbeitsfähig ist er derzeit eh nicht: "Wir haben 30 Jahre künstlerisches Schaffen schnell in Kisten und Kartons verpacken müssen. Das wird dauern, bis ich da den Durchblick habe."

Heinz-Leo Schuth, der für Wersten zuständige Bezirksvorsteher, hat bereits gehört, was aus dem Hochbunker werden soll: "Dort sind qualitativ hochwertige Eigentumswohnungen geplant." Seiner Kenntnis nach soll bereits im ersten Halbjahr 2013 eine Bauvoranfrage gestellt werden. So mancher, der die Gegend um den Bunker gut kennt, kann dabei nur den Kopf schütteln. Dieses Relikt aus Kriegszeiten liegt mit einer Seite an der stark befahrenen Kölner Landstraße. Und kurz dahinter beginnt die Siedlung "Stahlhausen", in der in den 1950er Jahren für den sozialen Wohnungsbau eine Mehrfamiliensiedlung entstand. Dieser Bereich fällt in ein Gebiet, für das die Stadt Anfang vergangenen Jahres ein Handlungskonzept für die "integrierte Quartiersentwicklung von Wersten/Holthausen" aufgelegt hat. Dort gibt es immensen Handlungsbedarf: So lebt fast jedes zweite Kind in einer Hartz-IV-Familie. In ihrer Sozialraumbetrachtung hat die Stadt der Siedlung Wersten Süd-Ost selbst die Note mangelhaft gegeben.

Um gegenzusteuern, wollen Stadt und Land in den nächsten Jahren fünf Millionen Euro investieren. Und auch die private Wohnungswirtschaft plant Sanierungen und Neubauten des alten Wohnbestands.

(RP)
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