Bilk Kinder bauen einen Menschen

Bilk · Ferienaktion im Atelier am Eck in Bilk: Mit Knetmasse, Farben, Kleber und vielen anderen Materialien basteln Jungen und Mädchen in einem Workshop von "Baukinderkultur" menschenähnliche Figuren zusammen.

 Julia Schabrod (hinten) verschönert bei einem Workshop von "Baukinderkultur" im Atelier am Eck mit Iman (l.) sowie Ikram (2.v.r.) und Mana einen Rumpf aus Schaumstoff.

Julia Schabrod (hinten) verschönert bei einem Workshop von "Baukinderkultur" im Atelier am Eck mit Iman (l.) sowie Ikram (2.v.r.) und Mana einen Rumpf aus Schaumstoff.

Foto: Andreas Endermann

Der zehnjährige Michael hockt auf dem Fußboden vom Atelier am Eck und betrachtet eine zähe rosa Flüssigkeit in einem Eimer. "Sieht ja aus wie Erdbeerquark", sagt der Junge. Aber er sollte besser nicht naschen. Wie die Kulturpädagogin Julia Schabrod erklärt, handelt es sich um Alginat, eine Abformmasse aus Pulver und Wasser. "Du kannst deine Hand hineinstecken, und die Masse bildet sie naturgetreu ab." Allerdings müsse er die Hand mindestens zehn Minuten stillhalten.

Michael macht mit bei der Aktion "Mischmodellmix", bei der die jungen Teilnehmer die verschiedenen Körperteile eines Menschen bauen, um diese dann zu mannshohen Puppen miteinander zu montieren. Julia Schabrod von der kulturpädagogischen Einrichtung "Baukinderkultur" im Bürgerhaus Bilk hat "Mischmodellmix" organisiert. "Auf die Idee kam ich durch ein Mal-Spiel, das ich als Kind oft gespielt habe", sagt Schabrod. Bei diesem Spiel zeichnet ein Kind auf ein großes Papier einen Kopf und knickt das Blatt um, damit niemand die Zeichnung sieht. Das nächste Kind malt den Rumpf, klappt das Bild wieder um, und der Nächste malt die Beine. Das zuletzt aufgeklappte Papier zeigt, wie die völlig unterschiedlich gemalten Körperteile zu einem Bild vereint sind. "Ich dachte, diese Umklappzeichnungen können wir doch in die Bildhauerei übertragen", sagt Schabrod.

Unterschiedliche Techniken

"Die Kinder experimentieren hier mit ganz unterschiedlichen Techniken", sagt Schabrod. Die zwölfjährige Ekram bearbeitet mit ihrer Freundin Manal einen Haufen Knetmasse. Die Mädchen pressen die bunte Knete auf eine Figur, die wie eine Schaufensterpuppe nach einem bösen Unfall aussieht. Nur der Rumpf ist übrig, Beine und Arme sind abgetrennt. Die zehnjährige Yousra beklebt einen Arm mit buntem Filz, und ihre Freundin Ouiam bemalt ein Bein mit Acrylfarbe. Der Kopf wird von der elfjährigen Oumaima verziert. Sie formt gerade Lippen – ebenfalls aus Knete. "Ganz schön schwierig", sagt sie. "Der Mund soll schön werden."

Oumaima kann sich Zeit lassen. "Hier haben die Kinder die Möglichkeit, zwei Stunden gezielt an einer Sache zu arbeiten", sagt Schabrod. "Diese Zeit ist wichtig, weil sich viele Schüler kaum mehr längere Zeit einer Arbeit widmen können." Der Unterricht in der Schule sei oft straff durchorganisiert, daher sei ein Freiraum, um in Ruhe etwas nach eigenen Ideen zu gestalten, wichtig.

Zehn Minuten sind um, Michael zieht langsam seine Hand aus dem Alginat. Es hat nun die Konsistenz von festem Wackelpudding. Das Alginat zerfließt nicht mehr, Michaels Faust hinterlässt ein Loch. Das wird mit Gips ausgegossen, und wenn dieser erkaltet ist, wird das Alginat entfernt, so dass nur noch eine Form von Michaels Faust übrigbleibt. Dann werden Arme, Beine, Rumpf und der Kopf miteinander und Michaels Hand montiert. Auch die Gips-Hand von ihml bekommt einen Platz.

Die "Mischmodellmix"-Ergebnisse werden ab 16. August ausgestellt. Anfang September ist die Schau zudem Teil der "Aktion Kunstpunkte – Tage der offenen Ateliers". "Die Kinder werden mit ihren Arbeiten dann am professionellen Ausstellungsbetrieb teilhaben", berichtet Julia Schabrod. Und das sei doch schon etwas Besonderes.

(lod)
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