Nomen est omen Ihr Name ist Licht – wie das Licht

Kalkum · Für Familie Licht ist die Weihnachtszeit die schönste im Jahr. Dazu gehören Deko, ein zu großer Weihnachtsbaum und gutes Essen.

 Für Johannes, Beate und Maximilian (v.l., Sohn Benedict studiert in Venlo) Licht ist Licht nicht nur zu Weihnachten wichtig.

Für Johannes, Beate und Maximilian (v.l., Sohn Benedict studiert in Venlo) Licht ist Licht nicht nur zu Weihnachten wichtig.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Im Küchenfenster hängt eine Lichterkette, kleine Lämpchen, warmweiß, so wie es die Beschreibung auf der Verpackung verspricht. Gespannt ist sie ein paar Mal von links nach rechts, liebevoll arrangiert, nicht wild. Das Fenster gehört zu einer Doppelhaushälfte in einer Seitenstraße, die irgendwo durch Kalkum führt, in der es einige solcher Häuser gibt, die geschmückt sind, die vorbereitet werden auf den Heiligen Abend, die Tage davor und danach. Vor einem hält ein Auto, aus dem ein Tannenbaum gewuchtet wird, vor einem anderen werden ein Dutzend Papiertüten abgeladen. Eine ganz normale Siedlung eben irgendwo in Kalkum, in Düsseldorf, wie sie es so oft gibt. Und doch ist sie besonders, denn in jenem Haus mit dem Küchenfenster und der liebevoll arrangierten Lichterkette im Fenster wohnt eine Familie, die besonders ist, weil sie einen besonderen Namen trägt, die über der Klingel kein Namensschild angebracht hat, weil das so manchen irritiert, „nicht dass jemand draufdrückt in der Hoffnung, das Licht geht an“, sagt Beate, die mit Nachnamen Licht heißt.

Licht gehört für die meisten Menschen zur Weihnachtszeit wie Kekse und der Adventskalender, ein bisschen Licht macht die dunkle Jahreszeit schöner, „Gott sprach, es werde Licht“, sagt Beates Mann Johannes, der sich das Grinsen nicht verkneifen kann, weil er, nachdem er kurz Luft geholt hat, hinzufügt: „doch er fand den Schalter nicht“. Solche Sprüche hat Johannes Licht schon viele gehört in seinem Leben, der mit dem Namen aufgewachsen ist, „aber es war eigentlich immer positiv“, sagt der 58-Jährige. Und positiv erklärt Beate den Nachnamen etwa am Telefon, wenn sie nicht richtig verstanden wird: „Ich würde nie das Gegenteil von Dunkel sagen.“ „Wir heißen wie das Licht“, ergänzt Johannes Licht, dem wie seiner Frau und den beiden Söhnen Maximilian (25) und Benedict (23) schon so einige Lichter im Leben aufgegangen sind, mehr als einmal hat die Familie Licht ins Dunkel gebracht oder Licht am Ende des Tunnels gesehen. Das nehmen die Vier sportlich, sogar über die 40 Kerzenleuchter, die Johannes und Beate damals zur Hochzeit bekommen haben, lachen sie, ausgestattet ist das Paar damit jedenfalls ein Leben lang.

Natürlich ist für eine Familie, die mit Nachnamen Licht heißt, die Weihnachtszeit die schönste im Jahr, „wir sind sehr katholisch geprägt“, sagt Beate Licht, die nicht nur das Küchenfenster mit Lämpchen dekoriert hat. Deko ist ihr Ding, die Männer kümmern sich dafür um den Baum. Und weil die Herren des Hauses allesamt sehr groß gewachsen sind, kommt eine kleine Tanne bei Familie Licht nicht ins Wohnzimmer, was jedes Jahr zur Folge hat, dass Beate Licht von unten kürzen muss. „Ganze Vogelnester hole ich da manchmal raus“, sagt die 57-Jährige. Ein richtiger Baum muss bei Familie Licht mit der Spitze mindestens die Decke berühren, „fast wie bei den Griswolds“, sagt Beate Licht, die gelernt hat, bis 99 zu zählen und die innere Ruhe zu finden, wenn der Baum mal wieder zu groß ausgefallen ist.

Meistens feiern die Lichts ein ganz klassisches Weihnachtsfest, zu Hause, mit der Familie. 2017 hat sie mal eine Ausnahme gemacht, ist über die Feiertage nach Norwegen, dort hatte Sohn Benedict ein Auslandssemester absolviert. Weihnachten mit Schnee, viel Schnee, einem Städtetrip durch Lillehammer, Polarlichter gucken – das hat den Lichts gefallen, „und niemand muss Angst vor dem Winter in Norwegen haben“, sagt Johannes Licht. Auch wenn es die meiste Zeit dunkel ist, die Norweger wissen sich zu helfen. Auf jeder Fensterbank, hinter jeder Scheibe stehen Kerzen, „und dann kamen auch noch wir, die das Licht gebracht haben“, scherzt der 58-Jährige.

Weil aber von Düsseldorf aus nur einmal in der Woche ein Flieger in den Norden geht und Benedict, der inzwischen in Venlo studiert, mitten im Klausurstress steckt, bleiben die Lichts dieses Jahr zu Hause. Sie werden in die Kirche gehen und Wild essen, Lichterketten anschalten und den Baum schmücken. So wie immer, wie früher, als Beate Licht noch keine Licht war. Sie ist in Kalkum geboren und dort aufgewachsen, wie ihre beiden Jungs  machte sie ihren Abschluss auf dem Suitbertus-Gymnasium, „bei mir war das aber noch eine reine Mädchenschule“, sagt Beate Licht. Im Studium in Bonn hat sie ihren Mann kennengelernt, der aus Recklinghausen kommt, und wollte irgendwann wieder zurück in die Heimat. In eine kleine Seitenstraße in Kalkum, wo es Doppelhaushälften gibt und freistehende Häuser, wo die Nachbarn ihre Fenster schmücken und meterhohe Bäume im Kofferraum transportieren. Dazwischen Familie Licht, mal die Eltern allein – wenn die Söhne im Studium sind – mal zu viert. Licht bringt die Familie ins Viertel, nicht nur, weil sie so heißt.

Ein Namensschild gibt es natürlich auch am Haus der Familie, auch wenn es nicht über der Klingel hängt, wo es bei den meisten Menschen zu finden ist. Wer sich ein bisschen umschaut, wird es entdecken, rechts von der Tür, seitlich am Briefkasten. Gut lesbar steht dort Licht geschrieben. Und „Gott sah, dass das Licht gut war“.

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