Soziales Engagement in Düsseldorf Von Haarkrebs fallen die Haare aus

Kaiserswerth · Kaiserswerther Grundschüler erhalten eine besondere Unterrichtseinheit zum Thema Leben und Sterben. Diese dient als Vorbereitung für den Besuch einer Palliativstation.

 Oberarzt Andreas Winter erklärt Schülern der Grundschule Kaiserswerth, was sie bei einem Besuch einer Palliativstation erwartet.

Oberarzt Andreas Winter erklärt Schülern der Grundschule Kaiserswerth, was sie bei einem Besuch einer Palliativstation erwartet.

Foto: Bettina Engel-Albustin / fotoage

Es ist erstaunlich ruhig in der Klasse 3c der Kaiserswerther Grundschule. Es gibt kein Puffen oder Geflüster, kein Wibbeln oder Gähnen. Voll konzentriert sitzen die 28 Jungen und Mädchen in einem Kreis und unterhalten sich mit Christiane Immer, Palliativkoordinatorin, und dem Palliativmediziner Andreas Winter vom Florence-Nightingale-Krankenhaus über elementare Themen wie Leben, Gesundheit, Tod und Krankheit. Denn am nächsten Mittwoch steht ein besonderer Ausflug der Klasse an. Dann werden die Grundschüler das Krankenhaus besuchen und unter anderem auch auf der Palliativstation Weihnachtslieder singen und kleine, selbstgebastelte Geschenke verteilen. Damit die Kinder wissen, was sie dort erwartet, findet die besondere Unterrichtsstunde statt, bei der die beiden Gäste ausführlich und kindgerecht über ihre Arbeit und die Aufgabe der Palliativstation berichten und erklären, warum der Besuch der Schüler für die Patienten so wichtig ist.

„Freude hilft nämlich, zumindest für eine Zeit Schmerzen und Traurigkeit zu vergessen“, sagt der Leitende Oberarzt. Das haben die Kinder schon teilweise selber erlebt und berichten beispielsweise darüber, wie schön es war, als bei einem Krankenhausaufenthalt der Klinikclown zu Besuch kam. Erfahrungen mit dem Tod oder Krankheit haben schon einige von den Schülern gemacht, weil die Großeltern verstorben oder zurzeit schwer krank sind. Fragen zu den Themen haben sie viele. Sie wollen zum Beispiel wissen, woher die Krankheit Krebs ihren Namen hat, wie man daran erkrankt, ob das Haarkrebs ist, wenn dann die Haare ausfallen und ob vom starken Rauchen die Beine abfallen. Aber auch konkrete Fragen zu dem anstehenden Besuch werden gestellt. So wollen die Kinder wissen, ob es auf der Palliativstation ansteckende Krankheiten gibt oder sie unschöne Dinge wie amputierte Gliedmaßen sehen werden. „Das ist nicht der Fall“, beruhigt Winter, dem es wichtig ist, dass sich die Schüler dort wohlfühlen.

Dass dies der Fall sein wird, weiß Klassenlehrerin Anna Klostermann. Sie hat zusammen mit Christiane Immer 2012 das erste Mal einen Klassenbesuch im Krankenhaus organisiert, der seitdem jedes Jahr stattfindet. „Die Schüler sind zunächst dort sehr ruhig, aber wenn sie die Scheu verloren haben, reden sie auch mit den Patienten und freuen sich, ihnen eine Freude bereiten zu können.“ Der Blick über den eigenen Tellerrand, das soziale Lernen ist der Lehrerin wichtig. „So ein Erlebnis stärkt zudem den Zusammenhalt der Klasse. Wenn ein Kind traurig ist, weil beispielsweise jemand in der Familie gestorben ist, teilt es dann seine Gefühle mit der Klasse.“

Christiane Immer wiederum ist es wichtig, das Thema Sterben wieder in das allgemeine Bewusstsein zu rücken. „Das gehört schließlich zum Leben dazu und wird häufig ausgeklammert.“ Die Aktion sei nachhaltig, denn wenn sie später Kinder wiedersehe, würden diese sich noch sehr gut an den Besuch der Palliativstation und an das vorbereitende Gespräch erinnern können. „Und davon abgesehen: Der Besuch der Schüler ist einfach ein Highlight für unsere Patienten“, sagt die Krankenschwester.

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