Schülerteam aus Düsseldorf kreiert Besonderheit Was Friseure mit Rosen zu tun haben

Düsseldorf · Eine Stunde im Biologie-Unterricht am Theodor-Fliedner-Gymnasiums in Düsseldorf-Kaiserswerth inspirierte eine Schülergruppe zur Entwicklung eines umweltfreundlichen Düngers aus Haaren. Jetzt brauchen sie die Hilfe von Friseuren – für Menschen und Hunde.

 Das Team „Haarmlos“ (v.l.) hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Abfallprodukt in nachhaltigen Dünger zu verwandeln: Richard Kuzaj, Janming Meng, Nila Barkhodar, Ahmad Zandnea und Julian Hoyer.

Das Team „Haarmlos“ (v.l.) hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Abfallprodukt in nachhaltigen Dünger zu verwandeln: Richard Kuzaj, Janming Meng, Nila Barkhodar, Ahmad Zandnea und Julian Hoyer.

Foto: Lilli Stegner

Denken Sie an ihren letzten Friseurbesuch zurück und richten Sie den Blick in der Erinnerung mal Richtung Boden. Was sich auf dem Kopf zuweilen wie der Verlust der Hälfte der Haarpracht anfühlt, ist meist erstaunlich wenig, wenn es erstmal ebendort gelandet ist. Und jetzt stellen Sie sich vor, wie viel Sie von diesen Abschnitten sammeln müssten, wenn die Zielvorgabe 30 Kilogramm betrüge. Vor dieser Herausforderung stehen aktuell die Teammitglieder des Projektes „Haarmlos“ des Theodor-Fliedner-Gymnasiums in Kaiserswerth.

„Haarmlos“, das sind Richard Kuzaj, Ahmad Zandnea, Janming Meng, Julian Hoyer und Nila Barkhodar. Sie sind zwischen 16 und 18 Jahre alt und arbeiten gemeinsam an ihrem Projekt. Damit nehmen die Schüler auch am Changes Award teil, einem Businessplan-Wettbewerb für Schüler, der in diesem Jahr unter dem Motto der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft steht.

Die Idee stammt aus dem Biologie-Unterricht. „Dort ging es um Horndünger. Als wir überlegt haben, was wir beim Award einreichen können, kam uns dann die Idee, dass Haare ja im Prinzip auch nur Horn sind. Organisches Material, das als Abfallprodukt anfällt, aber perfekt für die Herstellung von Düngemittel wäre“, sagt Ahmad Zandnea.

Und die Idee kam an: Gerd Droste, eines der Jury-Mitglieder, verriet ihnen sogar, dass er selbst schon seine geliebten Rosen mit Haaren gedüngt habe, ein altes Hausmittel also. Bei dem Wettbewerb sind die fünf Schüler nun bis ins Finale gekommen. Doch ihre Idee wollen sie nicht nur des Preises wegen vorantreiben, sie stehen hinter dem Produkt.

Und so entwickelten die Jugendlichen die Idee weiter zu einem Businessplan, jeder von ihnen kümmert sich um einen anderen Bereich. Nila Barkhodar etwa setzte sich mit der Logistik auseinander. „Das Problem bei herkömmlichen Düngern ist ja nicht nur die Produktion, sondern auch der Transport.“ Deshalb habe man einen Partner gefunden, der emissionsfrei per Lastenrad liefert: Liefergrün. „Irgendwie müssen wir die Haare ja einsammeln.“

Denn das ist das nächste Problem: Zwar fallen Haare als Abfallprodukt an, doch sie an sie heranzukommen ist eine der größten Herausforderungen. Verkauft werden soll der Dünger nämlich als Pellets. Ein Vorteil davon ist, dass dem Haar dann keine weiteren Bindemittel hinzugefügt werden müssen, der Dünger bleibt also frei von Zusätzen. „Mitte Mai haben wir einen Versuchstag bei einem Pelletierwerk in Hamburg, dort können wir testen, wie es klappt, die Haare zu Pellets zu pressen. Bis dahin brauchen wir 30 Kilogramm Haare“, sagt Richard Kuzaj.

Also heißt es Harre sammeln. Friseure können sich bei dem Team melden, das dann die Abholung der Haare organisiert. Im Gegenzug gibt es ein Zertifikat für den Salon. „Das ist gut für die Kundschaft, die immer umweltbewusster denkt“, sagt Zandnea. Mitmachen können alle Friseure in Düsseldorf – auch die mit tierischen Kunden. Denn auch Hundehaare eignen sich für die Düngerproduktion.

Wegen möglicher Pflege- oder Färberückstände müssen sich umweltbewusste Gärtner keine Sorgen machen. „Unser Chemielehrer meinte auch, es bräuchte eine tiefer gehende Laboranalyse, aber es ist kaum möglich, dass Rückstände in so hoher Konzentration zurückbleiben. Und Haarfärbemittel werden immer sanfter“, sagt Hoyer. Und es wäre auch möglich, reinigende Wirkstoffe wie Aktivkohle hinzuzufügen. „Die hätten dann sogar positive Effekte auf die Düngewirkung“, sagt Barkhodar.

Doch noch steht die Sammlung der Haare sammeln im Vordergrund. Die ersten paar Kilogramm lagern schon in elterlichen Garagen – kein Start-up ohne Garagen-Geschichte. Doch bald sind die wohl zu klein, 30 Kilo Haare sind ziemlich voluminös. Denken Sie nur an das kleine, fast schwerelose Häufchen unter dem Stuhl nach dem Friseurbesuch.

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