Ortskernentwicklung Düsseldorf Kaiserswerth Neue Pläne für Umbau Kaiserswerther Markt

Kaiserswerth · Um archäologische Funde nicht zu zerstören und Fördergelder zu erhalten, sind neue Konzepte für die Umgestaltung erforderlich.

 Wolf Appel und viele andere Anwohner sind frustriert, weil die Arbeiten auf dem Kaiserswerther Markt noch nicht gestartet sind.

Wolf Appel und viele andere Anwohner sind frustriert, weil die Arbeiten auf dem Kaiserswerther Markt noch nicht gestartet sind.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Anwohner des Kaiserswerther Marktes sind frustriert. „Wir fühlen uns hier am Markt vergessen und verkauft“, schreibt die Initiative Kaiserswerther Markt in einem Brief an Oberbürgermeister Thomas Geisel. Die der Initiative angehörenden Händler, Dienstleister, Ärzte und Bürger wollen, dass endlich die versprochenen Sanierungsarbeiten starten oder sie zumindest über den aktuellen Planungsstand informiert werden. Letzteres hat Geisel nun ausführlich in einem Antwortschreiben getan. Was die Bürger darin erfahren, dürfte allerdings kaum für eine Verbesserung der Stimmung sorgen. So steht fest, dass die Arbeiten teurer werden, die alten Planungen überarbeitet und neue Beschlüsse gefasst werden müssen. Ein schneller Start der Umbauarbeiten dürfte somit nicht zu erwarten sein.

Schuld an der Misere sind archäologische Funde. Zwei Jahre lang, von März 2016 bis April 2018, wurde der historische Platz untersucht, damit es bei den geplanten umfassenden Bauarbeiten nicht durch Überraschungsfunde zu Verzögerungen kommt. Die erwarteten Fundament­reste des ehemaligen Kaiserswerther Rathauses wurden zwar nicht entdeckt, dafür aber großflächig Kulturschichten, die von den Fachleuten als wertvolle Quelle für die Ortsgeschichte eingestuft werden. Diese Schichten dürfen nicht zerstört werden. Das wäre aber bei den bisherigen Planungen der Fall. Denn das Areal am Markt weist eine außergewöhnlich schlechte Tragfähigkeit des Untergrundes auf. Die für die Verlegung des Pflasters benötigte Kies-Schicht muss deshalb mit 90 Zentimetern dicker als gewöhnlich sein, damit es nicht nach wenigen Jahren zu Bauschäden kommt. So eine tiefe Kies-Schicht würde aber 40 Zentimeter der Kulturschichten zerstören.

Deshalb wurde von einem Gutachter geprüft, ob andere Bauweisen möglich sind, die nicht tief in den Boden eindringen. „Das vorliegende Ergebnis fiel ernüchternd aus: Demnach ist das Einsparpotenzial durch Sonderbauweisen im Untergrund minimal“, schreibt Geisel. Daraufhin habe die Verwaltung verschiedene neue Konzepte entwickelt, bei denen zum Beispiel der Umfang der Neugestaltung minimiert wird, in dem zum Beispiel die Fahrbahnen ausgenommen werden. „Nach Aussage des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) sind zwar umfassende Auflagen zu erwarten (Untersuchung und Dokumentation für die gesamte betroffene Fläche), aber keine grundsätzliche Versagung der Genehmigung“, so Geisel. Allerdings würden die Auflagen zu Mehrkosten von mindestens 800.000 Euro und einer um eineinhalb Jahre längeren Bauzeit führen, da vor den Bauarbeiten noch weitere archäologische Grabungen stattfinden müssen.

Damit würden die erwarteten Kosten auf rund 4,5 Millionen Euro ansteigen. Für das bereits erstellte und beschlossene Konzept für die Marktumgestaltung wird es aber keine Fördergelder vom Heimatministerium, die mehr als 50 Prozent der Kosten decken könnten, geben. Denn für eine Förderung wird ein „innovativer Entwurf im Sinne der verkehrsarmen Stadt von morgen“ vorausgesetzt, „der über eine reine schönheits- und denkmalbezogene Sanierung hinausgeht, was eine deutliche Reduzierung der Stellplätze und Eingriffe in das gesamte Verkehrsgeschehen bedeutet“, informiert Geisel. Die Verwaltung erarbeitet zurzeit verschiedene Vorschläge, wie solch eine Gestaltung aussehen könnte. Die verschiedenen Varianten werden nach der Sommerpause in der Bezirksvertretung 5 in öffentlicher Sitzung vorgestellt. „Ich bin zuversichtlich, dass dort dann eine eindeutige politische Entscheidung in Form eines Beschlusses getroffen wird. Sobald dies der Fall ist, wird die Verwaltung die erforderlichen Schritte unverzüglich in die Wege leiten“, sagt der Oberbürgermeister.

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