Kliniken in Düsseldorf Ein Raum für die verbleibende Zeit

Düsseldorf · Die neue Palliativstation des Florence-Nightingale-Krankenhauses ist fertig. Dort werden Patienten körperlich und seelisch aufgebaut.

 Oberärztin Susanne Heering leitet die Palliativstation und nimmt sich viel Zeit für ihre Patienten.

Oberärztin Susanne Heering leitet die Palliativstation und nimmt sich viel Zeit für ihre Patienten.

Foto: Bettina Engel-Albustin/Kaiserswerther Diakonie

Wenn Oberärztin Susanne Heering einem nicht mehr heilbaren Patienten im Florence-Nightingale-Krankenhaus anbietet, sich doch auf die Palliativstation verlegen zu lassen, stößt sie immer wieder auf Ablehnung und hört den Satz: „Ich bin doch noch nicht so weit.“ Das liegt daran, dass vielfach eine Palliativstation mit einer Sterbestation gleichgesetzt wird. Dabei soll im Idealfall die Palliativstation eine Zwischenstation sein, in der die Patienten körperlich und seelisch aufgebaut werden, um dann in ihre häusliche Umgebung zurückkehren zu können. Das gelingt aber nicht immer. „Auch auf unserer Station wird gestorben oder der Patient kommt in ein Hospiz“, sagt Susanne Heering.

Sie leitet die Palliativstation, die nun vollständig neue Räume mit neuen Möglichkeiten erhalten hat. Insgesamt sechs helle Einzelzimmer und ein Doppelzimmer mit großen Bädern stehen zur Verfügung. In einem Wohnzimmer mit offener Küche können Angehörige mit den Kranken zusammensitzen oder gemeinsam etwas kochen. Dort steht auch ein Klavier, mit dessen Musik Kantorin Susanne Hiekel regelmäßig die Bewohner der Station erfreut.

Der Umbau erfolgte nach den Gesichtspunkten einer optimalen palliativen Versorgung. Dabei wurden moderne wissenschaftliche Erkenntnisse umgesetzt, wie sich das Wohlbefinden der Patienten verbessern lässt. Dazu gehören etwa besondere Licht- und Farbkonzept. Zudem ermöglicht ein Isolierzimmer eine palliative Versorgung von Kranken mit Infektionskrankheiten.

Viele zusätzliche Einrichtungen, die das Leben der Patienten und ihrer Angehörigen angenehmer machen, konnten nur durch zahlreiche Spenden ermöglicht werden. Dafür hat die Förderstiftung der Kaiserswerther Diakonie eine eigene Kampagne ins Leben gerufen, über die rund 330.000 Euro gesammelt wurden.

Mit dem Geld wurde beispielsweise für jedes Zimmer ein Wandklappbett finanziert, sodass Angehörige bequem im Krankenhaus mit übernachten können. Ein modernes System ermöglicht, dass auch Fotos und Videos auf den großen Fernsehapparaten in den Zimmern abgespielt werden können. Zudem wird durch die Spenden ein großer Balkon ermöglicht, der zurzeit an das Gebäude angebaut wird. Demnächst wird auch noch ein Therapieraum eingerichtet, in dem unter anderem Ergo-, Musik oder Kunsttherapie durchgeführt werden können.

„Wir arbeiten hier mit einem multiprofessionellen Team. Studien beweisen, dass eine frühe Anwendung der Palliativmedizin die Lebensqualität verbessert und das Überleben fördern kann“, sagt die Ärztin. Dabei wird geschaut, welche Art der Behandlung für den Kranken Vorrang hat.

Das kann beispielsweise eine Schmerz- oder Ernährungstherapie sein, aber auch Beratungen beispielsweise zu finanziellen Nöten. Und das Team kümmert sich auch um die Angehörige. Diese erfahren beispielsweise seelsorgerischen Beistand, erhalten Informationen etwa zu Themen wie Pflegedienste und bei Bedarf auch eine Trauerbegleitung. „Wir hören zu mit Herz und Verstand“, sagt Heering. Dabei hilft auch der höhere Personalschlüssel, der viel Zeit für die Patienten ermöglicht. Für die Zukunft würde sich Heering noch eine Erweiterung der Palliativstation wünschen, für die es eine Warteliste gibt. Gerne würde sie erreichen, dass noch mehr Menschen von der Palliativmedizin profitieren können. So gibt es beispielsweise schon in anderen Krankenhäusern mobile Palliativ-Teams, die sich auf den einzelnen Stationen um die Patienten kümmern. „Aber das ist noch Zukunftsmusik“, sagt die Ärztin.

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