Derendorf/Düsseltal Jubiläum in der Mühle

Derendorf/Düsseltal · Vor 200 Jahren wurde die Königswelle der Buscher Mühle eingesetzt, was die Produktionsleistung erhöhte. Nächstes Jahr repariert ein Mühlenbauer das marode Wasserrad. Sorgen bereiten Setzrisse in der linken Wand.

 Manfred Hebenstreit zeigt die Königswelle der Buscher Mühle. Sie wurde vor 200 Jahren eingebaut und ist größtenteils aus Holz.

Manfred Hebenstreit zeigt die Königswelle der Buscher Mühle. Sie wurde vor 200 Jahren eingebaut und ist größtenteils aus Holz.

Foto: Achim Hüskes

Die Buscher Mühle feiert in diesen Tagen ein 200-jähriges Jubiläum. Darauf weist Manfred Hebenstreit hin. Er ist Mitglied des Heimatvereins Derendorfer Jonges, die das Gebäude von der Stadt gepachtet haben und zudem ein lokalhistorisch versierter Mitarbeiter der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt. Belegen kann Hebenstreit das Jubiläum mit einem Hinweis auf die Königswelle, der senkrechten Hauptachse der Mühle, auch Baum genannt. Dort ist deutlich sichtbar der Schriftzug "Anno 1811 den 18ten December" zu lesen.

"Das ist bei Mühlen so ähnlich wie bei Fachwerkhäusern, wo früher auch stets das Datum der Errichtung eingeritzt wurde", erläutert der pensionierte Diplom-Ingenieur. Die Datumszeile bezieht sich allerdings nur auf die Errichtung des Baumes. Die Mühle selbst, die einzig intakte Wassermühle auf Düsseldorfer Boden, ist viel älter und stammt vermutlich vom Beginn des 14. Jahrhunderts. Genaues weiß man nicht.

Dennoch war der 18. Dezember 1811 ein wichtiges Datum für den damaligen Müller, über dessen Identität ebenfalls nichts bekannt ist. Durch die neue, senkrechte Königswelle konnten nun zwei statt nur ein Mahlwerk betrieben werden, was die Produktion erhöhte beziehungsweise die Mahlleistung verdoppelte.

Aber es ist noch ein zweites, gut leserliches Datum im Kammrad oberhalb der Königswelle zu erkennen: Dort steht die Jahreszahl 1773. "Das bezieht sich wahrscheinlich auf den Bau des Zahnrads, nicht aber auf das Datum des Einbaus in unsere Mühle", erläutert Hebenstreit. Er nimmt an, dass das Stirnrad aus einer holländischen Mühle stammt und später in Derendorf eingebaut wurde. "Es gibt Leute, die vermuten sogar, dass die Buscher Mühle wegen dieses Obertriebwerkes auch mal ein Windrad gehabt habe. Aber das ist wegen der Lage eher unwahrscheinlich."

Eine Party haben die Jonges zum 200. Jubiläum nicht geplant. Vielmehr ist einiges zu tun: "Die Zahnräder müssten überholt und wieder geschmiert werden", so Hebenstreit. "Viele sind locker, einige schon herausgebrochen." Erst einmal ist allerdings das marode Wasserrad an der Reihe. "Wir haben einen niederländischen Mühlenbauer engagiert. Der kommt im Frühjahr und baut ein Neues ein, weil sich bei dem Alten Bretter gelöst haben. In Deutschland gibt es ja keine Mühlenbauer mehr." Das neue Wasserrad wird rund 2500 Euro kosten, die die Derendorfer Jonges aufbringen müssen. Man habe zwar nicht mehr vor, noch zu mahlen, aber das Mahlwerk möchten die Jonges zu Demonstrationszwecken doch intakt halten. "Für unsere Besucher drehen wir dieses von Hand. Das geht, weil der Mahlstein hochgestellt ist. Richtig mahlen dürfen wir ja schon aus Hygienegründen nicht, außerdem wäre hier dann alles schnell vollgestaubt", sagt er.

Sorge bereitet den Jonges seit ein paar Jahren ein großer Riss in der linken Hauswand, zu dem inzwischen noch zwei kleinere hinzugekommen sind. Anfangs habe man den Bahnverkehr nebenan dafür verantwortlich gemacht, die Deutsche Bahn konnte dies aber durch Gutachten widerlegen.

Dann vermutete man den Grund in undichten Stellen unter dem Gebäude, durch die Wasser eindringe. Jetzt ist eine Baufirma im Einsatz, die eigentlich das Fundament neu gießen sollte, derzeit aber offenbar dabei ist, das Gelände weiträumig auszuheben, um der Ursache auf den Grund zu gehen. "Da ist die Stadt als Eigentümer jetzt aktiv, denn das übersteigt unsere Möglichkeiten."

Hebenstreit vermutet, dass der Neubau der im Krieg zerstörten Mühle für die Risse verantwortlich ist. Der wurde ja auf den 200 Jahre alten Fundamenten errichtet und da macht sich nach gut 50 Jahren nun wohl bemerkbar.

(RP/jco)
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