Itter Die Kunst kommt mit der Post

Itter · Ernst Bergande aus Itter ist mit Künstler Simon Kluth befreundet. Wenn dieser ihm schreibt, wird aus einem Brief ein Kunstwerk.

 Ernst Bergande hebt die kunstvollen Briefumschläge, die Simon Kluth ihm schickt, sorgsam auf. 120 Marken zieren dieses Exemplar.

Ernst Bergande hebt die kunstvollen Briefumschläge, die Simon Kluth ihm schickt, sorgsam auf. 120 Marken zieren dieses Exemplar.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

(ur) Sie haben so einiges hinter sich. Sie wurden aufgeklebt, abgestempelt und auf die Reise geschickt. Und das nicht zum ersten Mal. Auf ihren teils weiten Wegen wandelten sie sich irgendwann vom schnöden Postwertzeichen zum kreativen Objekt – von Künstlerhand geschaffen. Und nun hält Ernst Bergande aus Itter sie in der Hand: 120 gesammelte Briefmarken verschönern einen DIN-A-4-Briefumschlag. Wer findet hier noch das korrekte Porto? Tatsächlich die Post – aber nur mit viel gutem Willen.

Die Basis für den ungewöhnlichen Briefwechsel ist die Freundschaft zwischen Ernst Bergande und seiner Familie aus dem Düsseldorfer Süden und Simon Kluth, Sohn des Bildhauers Karl Kluth, der in Düsseldorf aufwuchs, sich nach vielen Reisen in die Welt schließlich in Stuttgart niederließ, ebenfalls zeichnet und malt, was er in eigenen Ausstellungen, aber auch in einer gemeinsamen Präsentation mit seinem Vater, dokumentiert. Schreibt Simon Kluth nun seinen Freunden, dann werden die Umschläge seiner Botschaften zu kleinen Kunstwerken, in leuchtender Farbpracht, so dass vor lauter geklebten und schon mal verwendeten Briefmarken kein Fitzelchen von dem langweiligen Kuvert mehr zu sehen ist. Der Künstler übermalt seine Sendungen mit den Porträts der Empfänger, die Adresse passt noch so gerade in eine Art Sprechblase. Irgendwo sind auch noch zwei ganz frische Marken zu entdecken, die fürs Porto herhalten müssen – von wohlwollenden Postmitarbeitern nach geduldiger Suche abgestempelt.

Auf dem letzten Weihnachtsbrief hatte Simon Kluth die Blumen-Sondermarkenserie mit 51 verschiedenen Motiven zur Blüte gebracht. Über die Jahre ist so eine kleine Sammlung entstanden, denn Ernst Bergande hat natürlich all diese Grüße aus Stuttgart aufbewahrt. Und findet, dass sie in Zeiten des schnellen Mail-Verkehrs und der Chat-Programme vor allem eines sind: Poesie des Alltags.

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