Düsseldorf Amt legt Weinproduktion in Itter still

Düsseldorf · Seit 1988 baute Bernd F. Bolten in seinem Garten an der Huvestraße Wein an, den so genannten halbtrockenen Rosé "Itter-Zwicker". Nach einem Besuch der Lebensmittelkontrolle musste er die Produktion und den Vertrieb einstellen.

 Die 87 Weinpflanzen im Garten von Bernd F. Bolten sind nach Angaben von Lebensmittelkontrolleuren keine genehmigte Rebanlage.

Die 87 Weinpflanzen im Garten von Bernd F. Bolten sind nach Angaben von Lebensmittelkontrolleuren keine genehmigte Rebanlage.

Foto: Bernd Schaller

Mehr als zwei Jahrzehnte ging Bernd F. Bolten in seinem Garten in Itter einer Beschäftigung nach, die man sonst eher in klassischen Weinanbaugebieten vermutet. Seit 1988 baute er dort an 87 Rebstöcken in seinem Garten in Itter Spätburgunder, Riesling und Kerner an. Aus den Trauben kelterte ein befreundeter Winzer dann den halbtrockenen Rosé "Itter-Zwicker".

Doch künftig wird keine der Flaschen mit dem frechen Ziegenbock als Logo mehr über die Ladentheke gehen: Die Lebensmittelkontrolle untersagte die Produktion und den Vertrieb weiterer Weine. Es war vergangenes Jahr im Spätsommer, als plötzlich die so genannten Weinkontrolleure den Garten an der Huvestraße besuchten, erinnert sich der ehemalige Winzer und ergänzt: "Wir wussten vorher gar nicht, dass es so was gibt."

Die 87 Weinpflanzen in Boltens Garten seien eine nicht genehmigte Rebanlage, stellten die Kontrolleure fest. Deshalb müsse der Vertrieb eingestellt werden. Bernd F. Bolten war zunächst überrascht, doch er versteht die Begründung der Experten. "Man will verhindern, dass wilde Weinberge entstehen", sagt er. Für eine eigene Rebanlage seien die wenigen Stöcke in seinem Garten wiederum zu klein. Wein darf nur vertrieben werden, wenn die Trauben aus Gebieten stammen, in denen die Qualität gesichert ist, heißt es auf Anfrage der RP vom Landesamt für Natur- und Verbraucherschutz. "Deswegen darf der Wein nicht mehr gewerbsmäßig in den Verkehr gebracht werden", sagt Weinkontrolleur Martin Kühn vom Landesamt Natur, Umwelt und Verbraucherschutz.

Laut einer EU-Regelung dürfen bis 2015 auch keine neuen Anbauflächen vergeben werden — weil schon genug Wein produziert wird. Anwohner und Käufer des Itter-Zwicker überrascht die Entscheidung genauso wie den ehemaligen Winzer. "Der Wein war eine Originalität aus Düsseldorf", erklärt Bolten. "Er wurde schon nach Hongkong oder Kanada weiter verschenkt."

Das kleine Weingeschäft "Bolten & Bolten _ Delikates und Weine" an der Huvestraße 41 hat aber weiterhin geöffnet. Ganz sollen die Fans des Itter-Zwickers zukünftig nicht auf die lokale Spezialität verzichten müssen. Bernd F. Bolten plant, in seinem kleinen Laden einen Wein anzubieten, der von Stil und Geschmack an den Itter-Zwicker erinnert. "Der wird dann aber von der Mosel kommen", sagt Bolten, der sich 1977 mit einem Weinhandel selbstständig machte. Auch das bekannte Logo mit dem Ziegenbock soll wieder auf dem Etikett zu finden sein.

Um seine Rebstöcke will sich Bolten auch zukünftig kümmern. Im Sommer wird er auch wieder das Aufstellen des Klapotetz feiern. Das hölzerne Windrad soll Vögel von den Trauben fernhalten. Zurzeit sind die Weinpflanzen noch weitestgehend kahl, da er sie für den Winter zurückgeschnitten hat. Weil der März so kalt war, verzögert sich die Blüte. Schon bald sollen die Reben aber Blüten treiben, die den Garten mit ihrem charakteristischen Duft erfüllen.

Nur Wein wird aus den Trauben nicht mehr gekeltert. "Ich werde im Herbst wohl Traubensaft machen", sagt Bernd F. Bolten und fügt schmunzelnd hinzu: "Aber mit einem guten Schluck Wein lässt sich auch das ertragen."

(RP)
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