Pfarrer Wolfgang Jenet "Ich bin mit Leidenschaft Theologe"

Düsseldorf · Pfarrer Wolfgang Jenet hat mehr als zehn Jahre nach seinem Eintritt in den Ruhestand die Reihe der theologischen Seminare an der evangelischen Auferstehungskirche fortgeführt. Nun stehen seine beiden letzten Seminare an.

Pfarrer Wolfgang Jenet beendet seine Seminarreihe, um sich künftig mehr der Familie zu widmen.

Pfarrer Wolfgang Jenet beendet seine Seminarreihe, um sich künftig mehr der Familie zu widmen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wieso haben Sie die Reihe auch nach Ihrer Pensionierung weitergeführt?

Wolfgang Jenet Als ich 1994 an der Auferstehungskirche anfing, hatte ich auch den Auftrag, Erwachsenenarbeit zu betreiben. Dafür habe ich anfangs, weil ich intensiv in die aktive Gemeindearbeit eingebunden war, vor allem mit Referenten der evangelischen Stadtakademie zusammengearbeitet. Als ich dann vor gut zehn Jahren in den Ruhestand ging, hatte ich mehr Zeit für eigene Seminare und dafür, mit den Menschen in dieser Form ins Gespräch zu kommen.

Warum haben Sie das Seminar als Form dafür gewählt?

Jenet Nach meiner Auffassung hängen Glaube und Wissen zusammen; in die Theologie fließen auch wissenschaftliche Erkenntnisse etwa aus der Archäologie ein. So ging es mir bei meinen Seminaren nicht darum, ob man Gott beweisen, sondern, was man über den Glauben wissen kann. Folglich habe ich Themen aufgegriffen, die keinen Ort in Gottesdienst und Predigt als Verkündigung haben. Ich wollte mit Menschen über den Glauben und seine Geschichte sprechen. Dementsprechend habe ich nie einfach nur referiert. Es gab stets einen Text zur Vorbereitung auf das gemeinsame Gespräch.

Welche Themen haben die Menschen hier besonders angesprochen?

Jenet Insgesamt waren – das ist auch dem Vormittagstermin geschuldet – mehr ältere Erwachsene da. Und das Schöne ist, dass zu jedem Thema Leute kamen, manchmal waren es vielleicht nur fünf, und manchmal war ich sehr überrascht, dass sich gerade für dieses oder jenes Thema 30 oder mehr interessierten. Die Schwierigkeit bei der Themenwahl besteht darin, herauszufinden, was Menschen beschäftigt. Und das ändert sich eben. So habe ich einmal, als die ersten Harry Potter-Romane erschienen, ein Seminar über die religiösen Tendenzen in den Büchern angeboten. Das würde heute nicht mehr ankommen.

Wie haben Sie die Gemeinde erlebt?

Jenet Oberkassel war ein hervorragendes Umfeld auch für diese Form der Gemeindearbeit. Es gab viele interessierte Bürger. Heute hat sich das Publikum gewandelt. Es sind viele junge Familien zugezogen und diese interessieren sich naturgemäß für andere Themen. Entsprechend engagiert sich meine Nachfolgerin Stefanie Bühne verstärkt in der Jugendarbeit.

Wieso halten Sie nun Ihre letzten beiden Seminare in Oberkassel?

Jenet Ich bin mit Leidenschaft Theologe und werde, so wie ich auch immer noch Mitglied der Oberkasseler Gemeinde bin, mich weiterhin mit diesen Themen beschäftigen – aber mehr im privaten Kreis. Ich möchte nun einfach nicht mehr so langfristig planen. Denn ein Seminar benötigt bis zu einem Jahr Vorlauf. Dabei geht es nicht nur darum, ein Thema zu erarbeiten, sondern es auch didaktisch aufzubereiten. Zudem bin ich mittlerweile aus der aktiven Gruppe der hiesigen Gemeinde herausgewachsen. Meine Frau und ich sind viel unterwegs, da unsere Kinder und Enkel in aller Welt leben. Ich bin froh, dass ich etwas Neues ausprobieren kann.

Welche Pläne haben Sie?

JENET Ich bin jetzt 73, da rückt das private Umfeld einfach näher. Als älterer Mensch braucht man für sich selbst mehr Zeit, um körperlich und geistig beweglich zu bleiben, und natürlich müssen ja auch banale Dinge wie Gartenarbeit erledigt werden. Gleichzeitig will ich mich offen halten für neue Themen. Konkret stehen zunächst einmal die beiden Seminare an. Danach werden meine Frau und ich bis zum Frühjahr in Australien unsere Tochter und ihre Familie besuchen. Wenn wir dann wieder nach Deutschland kommen, wird sich hier wieder eine Menge verändert haben.

Deniz Karius führte das Gespräch.

(dkd)
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