Hubbelrath Pilze suchen hinter Loch 18

Hubbelrath · Auf dem Gelände des Golfclubs Hubbelrath gibt es nicht nur das Grün, sondern auch viel Raum für Natur, Obstbäume - und mehr als 260 verschiedene Großpilze. Biologin Regina Thebud-Lassak führte eine Gruppe Interessierter herum.

 Expertin Regina Thebud-Lassak (rechts) erklärt den Teilnehmern die Pilzarten, die am Fuß eines Baumes wachsen.

Expertin Regina Thebud-Lassak (rechts) erklärt den Teilnehmern die Pilzarten, die am Fuß eines Baumes wachsen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein seltsamer Anblick bietet sich an diesem Tag den Gästen des Golfclubs Hubbelrath: Eine Gruppe von 20 Männern und Frauen zieht über den Westplatz der weitläufigen Anlage, den Blick gesenkt und suchend umherschauend. Noch dazu trägt keiner von ihnen einen Golfschläger, und Caddies haben sie auch nicht dabei. Das brauchen sie auch nicht, denn die Gruppe ist nicht zum Golfspielen gekommen. Stattdessen sind alle auf der Suche nach Pilzen.

 Teilnehmer Jürgen Szonn riecht an einem Duftfälbling.

Teilnehmer Jürgen Szonn riecht an einem Duftfälbling.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Unter der fachkundigen Leitung der Biologin Regina Thebud-Lassak wandern die Pilzsucher über den Golfplatz und erhalten viele Informationen über Pilze an sich und den Pilzbewuchs in der Anlage. Thebud-Lassak hat für den Golfclub Kartierungen der Artenvielfalt gemacht; dabei wurden 267 verschiedene Pilzarten gefunden, einige davon stehen auf der Roten Liste. Ein solch seltenes Exemplar gibt es bei dieser Führung allerdings nicht zu sehen. Schuld daran ist vor allem das trockene Wetter, bei dem Pilze sich nur schlecht entwickeln.

Trotzdem gibt es einige Exemplare zu entdecken. Fast jeden von ihnen kann Thebud-Lassak nach kurzer Untersuchung bestimmen. "Nur gucken reicht nicht", erklärt sie, "Man muss Pilze mit allen Sinnen erforschen." Häufig taucht der flache Lackporling auf, ein ungenießbarer Baumpilz. Diese Art gehört zu den Parasiten: Sie nisten sich in lebenden Organismen ein und ernähren sich von ihnen. Manche Parasiten zehren sogar noch vom Wirt, wenn dieser bereits abgestorben ist. Anders die Mykorrhizen. Diese gehen mit Bäumen eine so genannte Symbiose ein, bei der sowohl Pilz als auch Baum vom jeweils anderen profitiert.

Dass Pilz nicht gleich Pilz ist, lernen die Teilnehmer schnell. Zwei Pilze der Art "Zärtling" unterscheiden sich durch die Farbe ihrer Sporen. Zur Bestimmung eines Pilzes ist es daher immer wichtig, die Unterseite anzusehen, weiß Thebud-Lassak. "Dem Hut des Pilzes kann man nicht ansehen, was es für einer ist", sagt sie. In den schattigen Gebüschen abseits der Grasflächen finden sich auch ausgefallene Pilzvarianten, darunter ein Judasohr, benannt nach seiner markanten Form, und ein Roter Lacktrichterling. Dieser schlanke Pilz ist, im Gegensatz zu vielen anderen Sorten auf dem Golfplatz, essbar. Ein weiterer Höhepunkt der Führung ist die Vielgestaltige Holzkeule, die ihrem Namen alle Ehre macht. Nicht nur sieht der Pilz wie ein Knüppel aus, er ist auch sehr hart und trocken.

Etwas mehr als ein Dutzend verschiedene Pilze lassen sich trotz der ungünstigen Voraussetzungen finden. Besonders interessant: Der Duftfälbling, der leicht nach Kakao und Süßstoff riecht. Am Ende haben alle eine Menge über Pilze, ihre Unterschiede und Lebensweisen gelernt. Und den Golfplatz als vielfältiges Biotop für Pilze und andere Pflanzen kennengelernt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort