Musik Für den guten Ton

Hubbelrath · Susanne Vosgerau hat fernab der Innenstadt auf Gut Mydlinghoven ihr Musik-Atelier „Tonkopf“ eröffnet.

 Susanne Vosgerau in dem Musikraum auf Gut Mydlinghoven, den sie für ihre Kurse nutzen darf.

Susanne Vosgerau in dem Musikraum auf Gut Mydlinghoven, den sie für ihre Kurse nutzen darf.

Foto: Marc Ingel

Seit rund drei Jahren ist das Mehr-Generationen-Projekt auf Gut Mydlinghoven Realität, 100 Menschen leben hier mittlerweile, vom Baby bis zum Senior. Susanne Vosgerau hat anfangs den Chor geleitet, war so etwas wie die Musikbeauftragte. Das ist inzwischen in den Hintergrund gerückt, seit das Gründungsmitglied der Genossenschaft ihre „Klangwerkstatt“, wie sie es nennt, eröffnet hat. Kinder können im Atelier Tonkopf Musikkurse besuchen, auch Eltern oder Großeltern sind willkommen, wenn die Kleinen (sechs Monate bis sechs Jahre) singen, tanzen und spielerisch verschiedene Instrumente erkunden. Ab Januar will Vosgerau zudem Angebote für Schwangere machen, Wiegenlieder aus aller Welt mit den werdenden Müttern singen. Dass Mydlinghoven im fernen Hubbelrath liegt, stört die 42-Jährige dabei nicht: „Wer quer durch die Stadt muss, braucht länger. Und Hubbelrath ist gar nicht so weit draußen wie man immer denkt. Außerdem kann man auch noch super parken. Nur ohne Auto ist natürlich schlecht“, räumt sie ein.

Susanne Vosgerau ist gelernte Erzieherin und studierte Kulturwissenschaftlerin, „für letzteres habe ich aber nichts gefunden“. Für die Awo hat sie in Musikkindergärten gearbeitet, „aber da ist mir schnell klar geworden, dass die Strukturen zu festgefahren sind, ich auch den Schwerpunkt auf die Musik und weniger auf die Pädagogik legen wollte. Ich bin halt doch eher ein Freigeist“, sagt die Mutter eines Sohnes, die parallel in der Düsseldorfer Singpause mitwirkt oder selbst als Sängerin in Chören und als Solistin in Erscheinung tritt. Mit dem Gründungszuschuss des Arbeitsamtes und einem in einer Woche ausgearbeiteten Business-Plan wagte Vosgerau schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit.

Im Tonkopf arbeitet sie mit kleinen Gruppen von maximal acht Kindern, 45 Minuten die Woche. „Ich versuche immer ganzheitlich die Kurse zu leiten, alle Sinne einzubeziehen, integriere Tücher, Naturmaterialien und arbeite viel mit Klang“, erklärt Vosgerau. Außerdem kommen dann meist noch ihre selbst gebastelten Fingerpuppen zum Einsatz, die bei den Kindern für entzücktes Geschrei sorgen. Neben Gitarre, Geige und Blockflöte hat sie auch Trommeln, Klanghölzer oder Glockenspiel in ihrem Instrumente-Fundus. Als Musikschule will sie ihr Atelier dennoch nicht bezeichnen. „Es ist keine klassische Förderung, die irgendwo hinführt, es gibt keinen Leistungsgedanken. Stattdessen sollen die Kinder sich an der Musik ausprobieren und darüber hinaus ihrem Bewegungsdrang nachgeben. Auch Toben und Brüllen sind erlaubt und gehören sozusagen zum guten Ton“, sagt Vosgerau.

Die 42-Jährige will im nächsten Jahr ihr Angebot ausdehnen und mehr für Erwachsene anbieten, zum Beispiel Workshops in Bodypercussion und Circlesinging in das Repertoire aufnehmen. „Ich möchte vor allem auch Menschen ansprechen, die sich bislang gar nicht als musikalisch wahrgenommen haben“, erklärt die Tonkopf-Leiterin. Das Umfeld auf Gut Mydlinghoven fördert jedenfalls die Kreativität und lässt Talente zum Vorschein kommen, von denen man selbst vorher gar nichts wusste. Davon ist Susanne Vosgerau überzeugt.

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