Holthausen Zu Besuch in Niederheid

Holthausen · Vor einem Jahr wurde bekannt, dass die Stadt den sanierungsbedürftigen Kinderbauernhof in Niederheid verkaufen will. Zwei Interessenten haben sich gemeldet, einer betreibt einen Reiterhof.

 Gutshof-Pächterin Christina Tschorn (mit Tochter Emilia) hat das Wohl der Tiere auf dem Gutshof im Blick.

Gutshof-Pächterin Christina Tschorn (mit Tochter Emilia) hat das Wohl der Tiere auf dem Gutshof im Blick.

Foto: Andreas Bretz

Bei jedem Wetter geht es für die Tiere, die mit Pächterin Christina Tschorn und ihrer Familie auf dem Kinderbauernhof in Niederheid leben, an die frische Luft. Bis auf die acht Hühner; die haben derzeit Stubenarrest - wegen des von den Behörden erlassenen Vogelgrippen-Sperrgebiets. Und so vergeht für Christina Tschorn in dem kleinen Reiterparadies kaum ein Tag, der so ist wie der vorherige. Manchmal ist ihr das etwas viel an Überraschungen. Vor allem dann, wenn es um die Zukunft des Hofes und des dortigen Reitangebotes geht.

Vor genau einem Jahr hatte unsere Redaktion öffentlich gemacht, dass die Stadt den stark sanierungsbedürftigen und unter Denkmalschutz stehenden Hof verkaufen will. Die Empörung war groß: Unter anderem gab es eine Online-Petition für den Erhalt. Zudem wurden noch im selben Monat Stadtdirektor Burkhard Hintzsche 2600 Unterschriften übergeben. Auf dem Hof bekommen unter anderem 300 Schüler mit einer körperlichen und geistiger Behinderung über den Verein "Brücke 2000" eine Reittherapie. Aber er ist auch Tummelplatz für viele reitbegeisterte Kinder und Jugendliche. Was nun aus den Verkaufsplänen geworden ist? Zwei Investoren haben sich gemeldet. Einen persönlichen Kontakt habe es nur mit einem gegeben, sagte Tschorn. Da dieser selber einen Reitbetrieb im Rheinkreis Neuss unterhält, kommt er vom Fach, was sowohl Tschorn als auch Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf begrüßen. Auch SPD-Ratsfrau Ursula Holtmann-Schnieder hatte schon Kontakt mit diesem Interessenten, der einen "hochprofessionellen Eindruck bei ihr hinterlassen" hat. Wenn dieser zum Zuge komme, dann habe der Hof eine gute Perspektive für die Zukunft, sagte sie.

Die Stadt teilte gestern mit, dass dem zuständigen Amt eine Bauvoranfrage vorläge; die Antragsunterlagen allerdings aufgrund einer Umplanung nochmals überarbeitet werden müssten. Graf kennt die Gründe: Das Denkmalamt habe sein Okay für die Umbauarbeiten gegeben. So soll die jetzige Reithalle durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt werden. Doch weil diese Planung nun einen Bereich berührt, der im Geltungsbereich des Gartenamtes liegt, ist die Verzögerung eingetreten. Graf setzt trotz der Verzögerung darauf, dass die Bezirksvertretung 9 in ihrer Sitzung am 3. Februar die überarbeitete Bauvoranfrage auf den Tisch bekommt. "In dieser Frage ziehen wir alle, Verwaltung und Politik, an einem Strang", sagte Graf. Auch Holtmann-Schnieder ist der Meinung, dass man auf einem guten Weg ist: "Es muss einfach viel abgestimmt werden."

Diese zeitliche Verzögerung bedeutet aber auch, dass Tschorn für das laufende Jahr normal planen kann. Die Anmeldungen für die Kurse in den Oster-, Sommer- und Herbstferien sind angelaufen. Frühestens diesen Sommer könnte ihr zum Jahresende 2017 gekündigt werden. Mit dem potenziellen Investor hat sie aber auch schon darüber gesprochen, ob sie den Betrieb als Angestellte weiterführt. Das könne sie sich gut vorstellen, sagte sie. Über Einzelheiten, wie Gehalt oder die Übernahme der Tiere, habe sie mit ihm noch nicht gesprochen: "Das macht zum jetzigen Zeitpunkt doch gar keinen Sinn." Sie wäre froh, wenn sie endlich wisse, wie genau es weiter gehe. Denn die Ungewissheit nagt an ihr. Nötige Investitionen könnten nicht getätigt werden, "unter anderem benötigen wir eigentlich zwei neue Ponys."

Manchmal, sagt sie, beschleiche sie die Sorge, dass ein Investor zum Zuge komme, der aus der Anlage ein Schöner-Wohnen-Angebot machen könnte. Und gehobenes Wohnen verträgt sich nicht mit einem Kinderbauernhof, auf dem ständig Trubel und Betriebsamkeit herrscht.

(RP)
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