Holthausen Viele Holthausener wollen Flüchtlingen helfen

Holthausen · Rund 150 Interessierte nahmen in der Flüchtlings-Zeltanlage an der Itterstraße an der Veranstaltung für Ehrenamtler teil.

 Perihan Tosun vom DRK stand den interessierten Ehrenamtler in der Zeltunterkunft Rede und Antwort.

Perihan Tosun vom DRK stand den interessierten Ehrenamtler in der Zeltunterkunft Rede und Antwort.

Foto: Olaf Staschik

Der Slogan des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) passte ausgezeichnet zu der Informationsveranstaltung, die Interessierte am Dienstagabend in besonderer Mission zusammenführte. Unter dem Tenor "Aus Liebe zum Menschen" füllten rund 150 Düsseldorfer die Plätze in einem der Flüchtlingszelte auf dem Sportplatz an der Itterstraße. Sie alle wollen eins: helfen.

Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, und Perihan Tosun vom DRK standen Rede und Antwort - so gut es ging, denn selbst sie mussten an einem wichtigen Punkt passen. Welche Flüchtlinge vorübergehend in die großen Zelten einziehen, das ist zur Stunde nicht bekannt. "Wir wissen erst 24 Stunden vor der Zuweisung, wie viele Menschen kommen, aus welchem Land sie sind, ob es Familien, Großfamilien oder einzelne Flüchtlinge sind und wie viele Kinder dabei sind", klärte Miriam Koch auf Nachfrage auf.

Es gelte für die Kommune jedes Mal neu zu ordnen, wer von der Herkunft und der Religion am besten zusammenpasse. Klar sei auf jeden Fall, dass am Montag 300 Doppelstock-Betten aufgebaut werden müssen - der Termin war vom gestrigen Mittwoch auf Montag verschoben werden, weil es beim Legen eines Kanals hakte und damit die Zufahrt noch nicht frei war. "Je mehr von Ihnen da sind, desto geringer ist die Belastung für jeden Einzelnen", erläuterte Koch die praktische Seite und warb in der Versammlung für Mit-Helfer. Akkuschrauber, Kreuzschlüssel und die eigene Trinkwasserflasche seien ebenfalls hilfreich, weil sie nicht in solchen Mengen vorrätig.

Jedoch: Gebraucht wird viel mehr, quasi jede Unterstützung, die das Ankommen und den Alltag der Flüchtlinge erleichtern und die Integration fördern. Das alles so großzügig wie möglich und so flexibel wie nötig. Denn: "Wir haben viele Ehrenamtliche, aber die reichen nicht aus", stellte Perihan Tosu offen fest. Das Feld der notwendigen Hilfe ist breit gefächert - Dolmetscher für verschiedene Sprachen werden ebenso gesucht wie Begleiter für Behörden- und Arztbesuche. Angebote für die Freizeitgestaltung und Alltagsstruktur, Deutschunterricht und das Sammeln von Sachspenden stehen ebenfalls auf der Wunschliste. Bei den Sachspenden schränkte Koch ein: "Wir müssen erst einmal sehen, wer kommt und was genau gebraucht wird."

"Ich bin schon lange Leih-Opa und mache Sprachkurse mit Migrantenkindern", zählte ein Teilnehmer seine Ehrenämter auf. Letzteres wolle er auch für Flüchtlinge in Holthausen anbieten. Islamwissenschaftlerin Hooria Queddan - 2004 selbst aus Marokko nach Deutschland gekommen - schreibt sich auf, wo sie sich engagieren möchte: "Begleiten, Sprachkurse und interkulturelle Begegnung".

"Wenn alles gut angelaufen ist, wollen wir für die einzelnen Angebote Teams bilden, die sich selbst organisieren. Dann müssen wir festlegen, wer jeweils den Hut auf hat", erläuterte Koch das weitere Vorgehen. Auch interkulturelle Schulungen für die Ehrenamtliche seien im Programm, zur eigenen Sicherheit und um Ängsten entgegenzuwirken. Erklärtes Ziel sei es, nach dem Vorbild anderer Stadtteile ein funktionierendes Netzwerk mit Vereinen und anderen Kooperationspartnern aufzubauen.

Das Ehepaar Vitz war im Blick auf sein freiwilliges Engagement noch etwas zwiespältig. "Ich werde Arztbesuche begleiten, ich kann mich gut durchsetzen", erklärte der Holthausener ernst. "Ich muss erst einmal darüber nachdenken", sagte seine Ehefrau und fügt hinzu, dass sie die späte Information über die Einrichtung in Holthausen irritiert habe.

"Derzeit sind alle Plätze in der Stadt komplett belegt", erklärte Koch. Oberste Priorität sei es, Obdachlosigkeit bei den Flüchtlingen zu vermeiden. "Der Markt für Betten ist leer gefegt, die kaufen wir zurzeit in Polen", erwähnte sie nur ein Problem. Bis Oktober sind die Zelte für den Sportplatz an der Itterstraße angemietet - dann kommt der Winter und die Menschen sollen in die dann hoffentlich fertiggestellten Container-Unterkünfte umziehen.

(bgw)
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