Düsseldorf Kinderbauernhof soll erhalten bleiben

Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf hat die Verkaufspläne für den Gutshof Niederheid bestätigt, will dem Investor aber Bedingungen stellen. Der Inklusions-Verein "Brücke 2000" hofft auf eine Zukunft für sein einzigartiges Reitprojekt.

Die Pläne für den Gutshof Niederheid in Holthausen sorgen weiter für eine breite Diskussion. Die Stadt Düsseldorf hat bestätigt, dass sie das Gestüt veräußern will. Grund sei der hohe Sanierungsbedarf, für den man auf einen privaten Investor hofft. Allerdings wolle man den Kinderbauernhof nicht schließen. "Die bisher genutzten Teile sollen auch weiter so genutzt werden", sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel. Es werde Bestandteil des Vertrags, dass Reiterhof und Kinderbauernhof bleiben. Zu Details wurde nichts bekannt. Offenbar hofft man darauf, dass sich in anderen Teilen des großen Gestüts eine attraktive Möglichkeit für einen privaten Käufer bietet. Unklar ist, ob Pächterin Christina Tschorn weitermachen kann. Von der Stadt heißt es, man habe sie über den anstehenden Verkauf informiert, aber keine Kündigung ausgesprochen.

In der Politik sorgt das Vorhaben für Unruhe. Kein Fachausschuss war informiert gewesen. "Das wirkt wie ein Schnellschuss, ohne die Politik mitzunehmen", sagt Paula Elsholz (Grüne). Die CDU will das Thema in den Ausschuss für Öffentliche Einrichtungen bringen. Sie wirft der Stadt eine verfehlte Informationspolitik vor. "Wie beim Aaper Wald erfährt die Politik die Entscheidung der Verwaltung aus der Zeitung", kritisiert Fraktionschef Rüdiger Gutt. Sein Eindruck: Die Stadt wolle sich vor einer Sanierung drücken.

Auf einen Erhalt des Kinderbauernhofs hofft auch der Verein "Brücke 2000", der sonderpädagogische Förderung unterstützt. Er bietet seit 15 Jahren Reittherapie für Schüler unter anderem mit körperlicher und geistiger Behinderung. Seit vier Jahren gibt es das Angebot für rund 300 Schüler auf dem Gutshof - ein in NRW wohl einzigartiges Projekt. Die Kinder und Jugendlichen helfen bei der Stallarbeit oder füttern die Tiere, angeleitet von einer Pädagogin gibt es Reitunterricht. "Das ist das erste Mal ein Gutshof, wo alles stimmt", sagt Vorstand Jörg Geelen. Die Kooperation mit der Pächterin laufe sehr gut, außerdem sei der Hof gut erreichbar und grenze an einen Park. "Solche Bedingungen gibt es sonst nirgendwo." Erst im Herbst hatte der Verein mit Spenden in Höhe von 20.000 Euro ein Gehege erneuert. Auch in der Bürgerschaft verfügt der Kinderbauernhof über großen Rückhalt: Die Zahl der Unterzeichner einer am Samstag gestarteten Online-Petition für den Erhalt stieg gestern auf rund 950.

 Jörg Geelen (l.) und Martin Jipps-Hemmes vom Verein "Brücke 2000", hier mit Gutshof-Pächterin Christina Tschorn, sorgen sich um das therapeutische Reiten für Schüler mit besonderem Förderbedarf.

Jörg Geelen (l.) und Martin Jipps-Hemmes vom Verein "Brücke 2000", hier mit Gutshof-Pächterin Christina Tschorn, sorgen sich um das therapeutische Reiten für Schüler mit besonderem Förderbedarf.

Foto: Günter von Ameln

Klar ist: Der Zustand des Hofs ist miserabel. Nach Angaben der Stadt müssen große Teile des Fachwerkes und der Holzdecken erneuert werden. Die Reithalle ist gesperrt, weil sie durch Pilzbefall einsturzgefährdet ist. Auch wasser- und veterinärrechtliche Auflagen erfordern eine Sanierung. Ein privater Käufer könnte laut Stadt steuerliche Möglichkeiten nutzen, die einer Kommune nicht möglich seien. Ursula Holtmann-Schnieder (SPD) macht für den schlechten Zustand des Hofs auch die schwarz-gelbe Ratsmehrheit der vergangenen Wahlperioden verantwortlich. "Es hätte nicht soweit kommen müssen, wenn sich die Stadt frühzeitig um die Immobilie gekümmert hätte."

(arl)
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