Holthausen Nikolausessen in Asyl-Unterkunft

Holthausen · Die "MTO Shahmaghsoudi Schule" in Wersten hat die Bewohner am Karweg bekocht und beschenkt.

 Alireza Farmand von der MTO-Sufi-Gemeinde half am Dienstagabend bei der Essensausgabe.

Alireza Farmand von der MTO-Sufi-Gemeinde half am Dienstagabend bei der Essensausgabe.

Foto: Olaf Staschik

In dem kleinen Gemeinschaftsraum der Flüchtlingsunterkunft der Arbeiterwohlfahrt am Karweg türmen sich Berge persischer Spezialitäten. Auf einem Nachbartisch stehen liebevoll verpackte Geschenkpäckchen und ebenso viele Schoko-Nikoläuse bereit. Nikolausabend gibt es eine Bescherung, allerdings nicht vom traditionellen Heiligen persönlich. Am Dienstagabend übernehmen Mitglieder der MTO Shahmaghsoudi Schule (Schule des Islamischen Sufismus) aus Wersten die Bescherung - dabei strahlen sie mit den Beschenkten um die Wette.

Dort, wo sich sonst die Flüchtlinge zum Deutschunterricht oder Frauencafé versammeln, herrscht riesiges Gedränge. Es wird gelacht, kreuz und quer geredet, Kinder und Jugendliche wuseln hin und her, dazwischen die Eltern - doch irgendwie klappt es dann tatsächlich mit einer Schlange vor den dampfenden Köstlichkeiten. Safranreis mit Berberitzen, Fladenbrot, würzige Hähnchenstücke und frischer Salat werden serviert. Mit Kochmütze dabei: Yakob Moghadam, Chef eines Kölner Restaurants. Rund 200 Portionen hält er heute Abend bereit.

"Wir waren schon einmal zum Ramadan hier, und wollen jetzt den Flüchtlingen zum Nikolaus eine Freude machen", erzählt Donyja Khalighi, Mit-Organisatorin dieser Aktion. Inzwischen ist die Schlange vor der Essenausgabe abgebaut. Alle haben einen gut gefüllten Teller, einige sitzen auf bunten Decken im Flur, andere sind mit ihrer Mahlzeit auf ihre Zimmer gegangen.

Auf die Frage, ob es schmeckt, leuchten die Gesichter kurz mit einem Lächeln auf. Auch eine Antwort. Nach der Schlemmerpause geht es wieder rund. Die Kinder sind mit ihrer Vorfreude auf die bereit liegenden Geschenke kaum zu bändigen. Jedes Päckchen ist mit einem Klebezettel versehen, mit Namen und Alter des Empfängers. "Sssscht" - dieser Zischlaut mit dem Zeigefinger auf dem Mund ist international verständlich. Trotzdem braucht es mehrere Anläufe, bis das Aufrufen der Empfänger möglich wird. Die zwei Geschenke-Verteilerinnen geben sich alle Mühe, die Lautstärke zu übertönen. Nural, Muhammed, Djamila, Ismail und andere recken die Arme, um glücklich mit ihrem Präsent von dannen zu ziehen. Die Jüngsten sind gerade einmal vier, die Ältesten 18 Jahre alt - auch die Babys werden bedacht.

"Wir haben uns intensiv Gedanken über die Geschenke gemacht, es sollte ja altersgemäß sein. Die Jugendlichen bekommen Dusch- und Pflegemittel, die Kinder Spiele zur Sprachförderung", erklärt Donya Khalighi. Das Aussuchen und Einpacken sei eine gemeinschaftliche Aktion der Sufi-Gemeinde mit vielen Jugendlichen gewesen und habe allen großen Spaß gemacht. "Bei festlicher Weihnachtsmusik", setzt sie lachend hinzu.

Allerdings - stellt Khalighi klar - seien die Initiativen der MTO weder auf Weihnachten noch auf Flüchtlingsunterkünfte festgelegt. "Wir haben mit der Diakonie besprochen, dass wir im nächsten Jahr etwas für Obdachlose tun werden, und auch mit der Arche sind wir im Kontakt", erklärt sie. Ganz bewusst außerhalb der Weihnachtszeit, damit sich das Schenken und die Freude ein wenig über's Jahr verteilen.

(bgw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort