Holthausen Ein positiver Schub für den Stadtteil

Holthausen · Seit Samstag läuft auf dem Kamper Acker das Urban-Art-Festival. Zahlreiche Holthausener hoffen nun darauf, dass von der Aktion alle profitieren. Auch das neue Hotel an der Bonner Straße soll für eine Belebung sorgen.

 Klaus Klinger mit dem Entwurf für das Bild auf dem Regenrückhaltebecken.

Klaus Klinger mit dem Entwurf für das Bild auf dem Regenrückhaltebecken.

Foto: Röhrig

Ulrich Wolf lebt nur ein paar Meter vom Kamper Acker entfernt. Auch wenn er vor den vielfältigen Problemen des Stadtteils nicht die Augen verschließt, glaubt er, dass Holthausen für jeden auch seine schönen und guten Seiten hat, sowohl in optischer als auch in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht. Und so versteht er das zweiwöchige Urban-Art-Festival, das seit Samstag auf dem Kamper Acker läuft, sowohl als eine Bereicherung aber auch als Chance für den Stadtteil. Als positives Beispiel dient ihm die Gestaltung des Fürstenplatzes in Bilk innerhalb des ersten Urban-Art-Festivals 2013. Der sei seitdem sehr belebt, sagt er.

 Wegen des schlechten Wetters wurde gestern Vormittag nicht an dem großflächigen Bild auf der Decke des Regenrückhaltebeckens weitergemalt. Stattdessen wurde auf der bunten Ecke wieder Basketball gespielt.

Wegen des schlechten Wetters wurde gestern Vormittag nicht an dem großflächigen Bild auf der Decke des Regenrückhaltebeckens weitergemalt. Stattdessen wurde auf der bunten Ecke wieder Basketball gespielt.

Foto: Anne Orthen

Das gesellschaftliche Spektrum im Stadtteil mit seinen rund 12.000 Bewohnern ist breit gefächert: nette Einfamilienhäuser auf der einen Seite, auf der anderen Seite die Sozialsiedlung in der Geeststraße aus den 1970er Jahren - dort handelt es sich laut Stadt um einen Sozialraum mit hohem sozialen Handlungsbedarf. Darüberhinaus hat Holthausen mit Henkel einen der größten Arbeitgeber Düsseldorfs, bei dem gutes Geld verdient wird. Gleichzeitig gibt es im Stadtteil mit 42 Prozent die dritthöchste Quote von Hartz-IV-Beziehern in Düsseldorf.

Doch wer nur auf die Probleme schaut, verliert die positiven Seiten aus dem Blick, sagt Apotheker Hamed Kheirkhah und verweist darauf, dass Multikulti vor Ort gut und völlig selbstverständlich funktioniere. Selbst, dass ein paar Salafisten im Stadtteil lebten, ändere daran nichts. Kheirkhah hält die Holthausener Werbegemeinschaft sozusagen als Alleinunterhalter am Leben: "Es ist nicht so, dass es die anderen Händler nicht interessiert, was hier passiert. Aber es gibt vor allem Filialisten." Eine Forderung von ihm lautet schon seit Jahren, dass Holthausen eine Art Quartiersmanager bekommen sollte. Jemanden, der sich um Probleme kümmert und vor allem Lösungen sucht und findet.

Mit Problemlösungen beschäftigt sich auch der Arbeitskreis Holthausen, der vergangenes Jahr 20 Jahre alt wurde. In dem engagieren sich neben dem Apotheker Vertreter der katholischen und evangelischen Gemeinden, der Fidan-Moschee, der evangelischen-koreanischen Gemeinde Zukero sowie der sozialen Einrichtungen für eine Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation in Holthausen. Ein Beispiel: Vor einer Spielhalle an der Henkelstraße lungerten bis vor einigen Monaten einige beschäftigungslose Jugendlichen herum. Mit Hilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes, der ein paar Meter weiter das Zentrum plus betreibt, stellten sie Bewerbungsmappen zusammen. Mit Erfolg: Einige von ihnen haben dadurch einen Ausbildungsplatz ergattert.

Im Blick haben die Akteure vom Arbeitskreis auch den Kamper Acker, der nach ihren Angaben keinen nennenswerten Aufenthaltscharakter habe und daher kaum genutzt werde. Wobei, bei schönem Wetter ist vor allem der Spielbereich bei Eltern mit ihren Kindern sehr beliebt. Doch der Platz ist nach seiner Umgestaltung einfach riesig und beton-grau. Noch.

Zwei Wochen nun sind viele Augen auf Holthausen und vor allem den Kamper Acker gerichtet. Eine Chance. Dort entsteht auf der Decke des Regenrückhaltebeckens ein riesiges, buntes Bild. "Wir wollen ein großes Kunstwerk schaffen, das Holthausen aus seiner etwas grauen Anonymität herausholt und dabei die Attraktivität des Platzes und des Stadtteils für die Bewohner erhöht", sagt Festival-Organisator Klaus Klinger.

Seniorenratsmitglied Hermann Becker engagiert sich seit vielen Jahrzehnten ehrenamtlich. Dafür erhält er in Kürze das Bundesverdienstkreuz am Bande. Auch er lebt mit seiner Frau in der Nähe vom Kamper Acker. Vor allem dem Kampf gegen die Folgen der Methadonabgabe in einer Praxis an der Itterstraße hat er sich auf die Fahnen geschrieben. Denn immer noch nahezu täglich treffen sich an den Bänken auf dem Platz und an den Büdchen dutzende Substituierte und hängen gemeinsam den Tag über bei ein paar Bierchen ab.

Ärgerlich findet es Becker, dass der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) ein fertiges Konzept in der Schublade hat, wie man sich um diese Menschen mit einem Kontaktcafé kümmern könnte. Doch die Ampel-Mehrheit hat das Konzept vor einem Jahr im Sozialausschuss abgelehnt.

Bernd Teitscheid, Vorsitzender des Heimatvereins Holthausen, Itter und Himmelgeist (HIH), blickt positiv in die nähere Zukunft. Dort, wo die Bonner Straße in den Kamper Acker mündet, zieht ein Investor gerade ein Hotel mit 314 Betten hoch - vor allem für Besucher von Henkel. Teitscheid ist sich sicher, dass das für eine Belebung des Stadtteils sorgen wird.

(rö)
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