Aktion Wärme-Punkt der evangelischen und katholischen Gemeinde Ein bisschen Wärme gegen die Einsamkeit

Düsseldorf · Jeden Dienstagnachmittag gibt es im katholischen Pfarrheim an der Ritastraße nun den „Wärme-Punkt“. Ungezwungen kann man dort in netter Atmosphäre im Warmen sitzen und bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen.

Manfred Pawelzk gefällt das Angebot so gut, dass er jetzt schon alle drei Male da war. Er kam mit Katharina Schumacher und Ehrenamtlerin Petra Linß (r.) ins Gespräch.

Manfred Pawelzk gefällt das Angebot so gut, dass er jetzt schon alle drei Male da war. Er kam mit Katharina Schumacher und Ehrenamtlerin Petra Linß (r.) ins Gespräch.

Foto: Anne Orthen (orth)

Es sind auch alltägliche Themen, über die im katholischen Pfarrheim an der Ritastraße gesprochen werden: Dass junge Mädchen heute nur noch selten Schuhe mit Absätzen tragen oder die Frage, ob das Abo-Ticket der Rheinbahn schon am letzten Tag des alten Monats gilt. Dabei lässt man sich den Zitronenkuchen und eine Tasse Kaffee schmecken. So ist das halt auch schon mal, wenn man – wie der Volksmund sagt – über Gott und die Welt spricht.

Zum dritten Mal hatten am Dienstag die evangelische Kirchengemeinde Düsseldorf-Süd und die katholische Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen zur Aktion „Wärme-Punkte“ eingeladen. Zunächst einmal bis Ostern besteht jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr die Möglichkeit, sich im Pfarrheim etwas „Wärme“ abzuholen. Zum Angebot gehören aber nicht nur Tee, Kaffee und Kuchen, sondern auch Zeit in Gemeinschaft, für die die ehrenamtlich Engagierten der Gemeinden sorgen: Wärme für den Körper und wer will, auch für die Seele. Jeder kann kommen und gehen, wie er oder sie es mag.

Die Idee dazu hatte Christoph Kranz, der sich in der Seelsorgeeinheit engagiert, schon im vergangenen Spätsommer: „Ich hatte damals ein Interview mit Margot Käßmann gelesen, die sagte, dass die Kirchen wieder Anlaufstelle werden müssten, auch wegen der Energiekrise und des Krieges in der Ukraine. Es müsse darum gehen, den Körper und die Seele der Menschen zu wärmen.“

Diese Sätze haben Kranz nachhaltig beschäftigt, und er brachte seine Idee von einem Wärme-Punkt in seiner Gemeinde ins Spiel: Allerdings, sagt er heute, sei man im Spätsommer noch nicht sofort auf das Thema aufgesprungen, vielleicht auch, weil es draußen noch so warm gewesen sei. „So haben wir leider die erste Frostperiode im Dezember verpasst.“

Doch nun ist sie angelaufen, die Aktion Wärme-Punkte. Jeder, der möchte, ist willkommen. Kranz hat dafür ein kleines Team Ehrenamtler um sich geschart. Das sind an diesem Dienstag Andrea Henrichs, Petra Linß und Marion Willmes. Sie achten darauf, dass sich jeder willkommen fühlt. Kochen Kaffee, fragen nach, ob noch jemand ein Stück Kuchen möchte. Damit die Wärme in dem Raum bleibt, ist die Tür zum Foyer geschlossen. Nicht optimal für ein Angebot, das ein offenes Haus signalisieren soll. Aus der Not macht Christoph Kranz dann auch kurzerhand eine Tugend. „Ich gehe vor die Tür und spreche Menschen an.“ So sei etwa vergangene Woche Dienstag eine junge Frau spontan reingekommen und habe sich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück selbstgebackenen Kuchen ein bisschen aufgewärmt: „Es war für alle schön, mit einem jungen Menschen ins Gespräch zu kommen.“

Die Ehrenamtler wissen, dass jeder Besucher erstmal die eigene Hemmschwelle abbauen muss, um als Fremder auf der Türschwelle zu stehen. Das ist auch Manfred Pawelzk so gegangen. Der Rentner ist jetzt schon das dritte Mal da. Das Angebot helfe auch gegen Einsamkeit, sagt er. Er hat sich fest vorgenommen, auch das nächste Mal wieder vorbeizukommen und mit anderen, denen es ähnlich geht, ins Gespräch zu kommen. Manche der Besucher kennen sich untereinander vom Sehen. Eine Besucherin hat von dem Angebot in der Zeitung gelesen und dann auch noch gleich einen Nachbarn mitgenommen.

Dass die Temperatur in dem Raum, in dem das Treffen stattfindet, noch etwas höher geschraubt werden müsste, das weiß auch Christoph Kranz: „Da arbeiten wir dran und müssen schauen, was da technisch machbar ist.“

Ein weiterer Punkt für Kranz ist, dass sich das Angebot weiter herumspricht: „Vor Corona gab es hier im Pfarrheim ein Frühstückstreffen, das gut besucht war.“ Das wünscht sich der frischgebackene Ruheständler nun auch für die Wärme-Punkte. Dass es dafür Bedarf gibt, davon ist der in Itter lebende Katholik überzeugt: „Heutzutage sind nicht mehr die Gottesdienste die Anlaufstellen für die Menschen. Es reicht nicht mehr, einfach nur die Kirchenglocken zu läuten. Die Gemeinden müssen mit Angeboten wie diesen Kontaktstellen schaffen.“

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