Gutshof Niederheid in Düsseldorf-Holthausen Kinderbauernhof stellt normalen Reitbetrieb ein

Düsseldorf · Die Pächterin des Gutshofs Niederheid in Düsseldorf-Holthausen hat eine schwere Entscheidung getroffen: Der normale Reitbetrieb soll eingestellt werden. Damit reagiert sie auf die weiter unklare Zukunft der Anlage. Die Stadt sucht einen Investor.

 Christina Tschorn von Gut Niederheid beim Heu füttern der Pferde, in den Stellen herrscht dringender Sanierungsbedarf. Foto: Anne Orthen

Christina Tschorn von Gut Niederheid beim Heu füttern der Pferde, in den Stellen herrscht dringender Sanierungsbedarf. Foto: Anne Orthen

Foto: Anne Orthen (ort)

Christina Tschorn, Pächterin des Gutshofs Niederheid, hat die Reißleine gezogen. In einem Brief informierte sie am Sonntag die Eltern ihrer rund 90 Reitschüler über eine Konzeptänderung des Kinderbauernhofes. Sie will sich ab den Sommerferien auf den Bereich therapeutisches Reiten und Erlebnispädagogik konzentrieren. Weil sie dafür weniger Pferde und Ponys benötigt, wird sie sich von einem Großteil der Tiere trennen müssen. Für alle will sie ein gutes neues Zuhause suchen.

Ein harter Schritt auch für die dreifache Mutter: „In unserer Familie sind viele Tränen geflossen und es werden noch viele fließen.“ Weil schon die ersten Gerüchte kursieren, dass sie den Hof verlassen werde, unterstreicht sie im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich möchte nicht gehen.“ Oberbürgermeister Thomas Geisel hat sie persönlich informiert, den Entschluss hat sie zwar erst jetzt öffentlich gemacht, gefasst hat sie ihn mit ihrer Familie aber schon zum Jahreswechsel.

Denn Christina Tschorn hat keine Alternative zu diesem für alle tränenreichen Schritt mehr gesehen. Hintergrund ist die weiter ungeklärte Zukunft der Anlage. Nach wie vor gebe es für sie keine Planungssicherheit, schreibt Tschorn in dem Brief an die Reitschüler. Für sie sei weder eine betriebswirtschaftliche noch eine personelle Planung möglich. Noch bis April können potenzielle Investoren bei der Stadt als Eigentümerin ein Gebot abgeben. Die Verwaltung bevorzugt einen Interessenten, der den Gutshof in Erbpacht übernimmt, aber auch ein Kauf wäre wohl möglich.

Dabei hatte die Stadt in den vergangenen drei Jahren sogar konkret mit einem Interessenten verhandelt, der Christina Tschorn den Betrieb wie gewohnt hätte weiterführen lassen. Doch statt zu einem erfolgreichen Vertragsabschluss zu kommen, stieg die Verwaltung im August 2019 für viele überraschend in ein öffentliches Ausschreibungsverfahren ein. Im Januar vor vier Jahren war öffentlich geworden, dass die Stadt den Verkauf des stark sanierungsbedürftigen und unter Denkmalschutz stehenden Gutshofes prüft. Innerhalb kürzester Zeit formierte sich Widerstand. Reitschüler sammelten in wenigen Wochen rund 2600 Unterschriften für den Erhalt des Gutshofs Niederheid. Die Stadt lenkte ein und machte sich auf die Suche nach einem Investor, der das Angebot und am besten auch gleich noch Pächterin Christina Tschorn mit übernehmen sollte.

Vier Jahre später ist der Status quo der gleiche. Um Christina Tschorn und ihre Familie herum verfällt der Hof. Eine dringend benötigte personelle Unterstützung fehlt. „Wer würde sich das bei dieser unsicheren Zukunft antun wollen?“, fragt Tschorn. Pferde, die zu alt für den Reitbetrieb sind, hat sie bereits in die Rente entlassen, neue Tiere aber wegen der ungeklärten Situation nicht kaufen können.

Bis feststeht, wie die Zukunft des Gutshofes aussieht, geht Christina Tschorn mit einem veränderten Konzept ins Rennen. Sie will neben dem therapeutischen Reiten nun auf erlebnispädagogische Angebote setzen und dafür vermehrt Schulen, Kitas und Wohnheime ansprechen. Tschorn: „Für solch ein Konzept benötige ich weniger Pferde und kann auf die Tiere unseres Kinderbauernhofes setzen.“ Auch Kindergeburtstage können auf dem Hof gefeiert werden; neu ins Programm kommt die Übernachtung im Stroh.

Das Konzept stehe noch nicht zu einhundert Prozent, für die Ferienkurse ist Christina Tschorn noch in der Ausarbeitung. Außerdem betont die Reitlehrerin, dass die Entscheidung, den Reitbetrieb einzustellen, zunächst eine temporäre sei. „All dies immer mit der Option, auch die Reitkurse wieder anbieten zu können, sobald hier in Niederheid eine sichere, langfristige Lösung gefunden wurde.“ In den Oster- und Sommerferien sollen die Ferienangebote noch nach altem Muster stattfinden.

Eine Besucherin des Kinderbauernhofes wandte sich am Montag mit diesen wütenden Worten an unsere Redaktion: „Seit vier Jahren wird nach einer Lösung gesucht und nichts hat sich getan.“

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