Marodes Anwesen in Düsseldorf-Holthausen Freude über geplante Gutshof-Sanierung

Düsseldorf · Christina Tschorn betreibt seit vielen Jahren den Kinderbauernhof in Niederheid, auf dem auch therapeutisches Reiten für Kinder angeboten wird. Sie ist erleichtert, dass die Stadt das Anwesen jetzt in Schuss bringen will.

 Christina Tschorn betreibt im Gutshof Niederheid ein „Kinderparadies“, in dem Kinder in Kontakt mit Tieren kommen.

Christina Tschorn betreibt im Gutshof Niederheid ein „Kinderparadies“, in dem Kinder in Kontakt mit Tieren kommen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Dass seit nunmehr sechs Jahren das Damoklesschwert eines Verkaufs an einen Investor über dem städtischen und stark sanierungsbedürftigen Gutshof Niederheid schwebt, hat Christina Tschorn weder ihren Optimismus noch ihr strahlendes Lächern verlieren lassen. Für sie ist die tägliche Arbeit mit den Tieren sowie den Kindern und Jugendlichen, die das Angebot in dem denkmalgeschützten Anwesen nun unter der Überschrift „Kinderparadies“ besuchen, pures Glück. Kinder mit und ohne Handicap lernen beim Umgang und der Pflege von Tieren die Natur und sich selber kennen. Da nimmt sie es mit ihrer Familie auch in Kauf, dass es in ihrer Wohnung im Winter nur 16 Grad werden, weil die Heizung zu den Dingen gehören, die seit Jahren nicht richtig funktionieren.

Seitdem die Stadt Anfang 2016 mitteilte, dass sie den Gutshof gerne verkaufen würde, hat diese so gut wie kein Geld in den Erhalt gesteckt. Einige Bereiche des Anwesens dürfen nicht betreten werden. Inzwischen haben sich die vielen großen und kleinen Schäden auf eine Investitionssumme von grob geschätzt mehr als zehn Millionen Euro angehäuft. Doch nach vielem Hin und Her schlägt die Verwaltung der Politik nun vor, dass der Gutshof saniert werden soll, damit die heutige Nutzung fortgeführt und erweitert werden kann. Der Stadtrat soll darüber am 7. April abstimmen.

Auch zu Christina Tschorn sind diese Neuigkeiten schon vorgedrungen. Sie sei erleichtert und eben „optimistisch“, wie sie sagt. Allerdings hat sie einen großen Wunsch an die Verantwortlichen: „Bitte lassen Sie das jetzt keine unendliche Geschichte werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich noch fünf oder sechs Jahre so weitermachen kann und es passiert nichts.“

Die Politik beschließt jetzt noch nicht über die Sanierung an sich, sondern, dass die Verwaltung diese planen und für den Bedarfsbeschluss eine genauere Kostenschätzung vorlegen soll. Einen Zeitplan, wie lange das dauert, hat die Verwaltung in der Vorlage für die Politik noch nicht kommuniziert. Wenn die Kosten für Bauprojekte weiter so explodieren, kann die Maßnahme allerdings 40 Prozent mehr als die veranschlagten zehn Millionen Euro kosten.

Weil Christina Tschorn nicht wusste, wie lange sie wegen der Verkaufsabsichten der Stadt noch mit ihren Tieren auf dem Hof bleiben kann und dann auch noch Corona kam, hat sie im März 2020 einige Pferde in gute Hände abgegeben und das Angebot umgestellt. Kurzzeitig habe sie darüber nachgedacht, ob es nicht besser sei, den Kinderbauernhof aufzugeben, erzählt sie. „Ein Segen hat mein Mann eine Vollzeitstelle.“ Und dann siegte besagter Optimismus. „Inzwischen haben wir genauso viel zu tun wie früher. Unser Angebot wird von vielen Schulen und Kitas angefragt; wir könnten noch mehr annehmen, schaffen das aber logistisch nicht“, sagt Christina Tschorn, der das inklusive Konzept des Kinderparadieses ein Anliegen ist. An diesem sonnigen Freitag ist das erste Mal eine Gruppe der Jugendberufshilfe da. Und dann ist da auch noch Niklas (15), der auf die Alfred-Herrhausen-Schule geht und dort nach dem normalen Schülerpraktikum nun einmal in der Woche ein Tagespraktikum macht. Dem Förderschüler tut der Umgang mit den Tieren gut, nur „das ständige Fegen“ mag er nicht so.

Bei der von der Verwaltung angesprochenen Weiterentwicklung des Angebots wünscht sich Tschorn einbezogen zu werden: „Ich habe viele Ideen, beispielsweise ein Mehrgenerationenprojekt.“ Auch das leerstehende zweite Wohnhaus, das in das Anwesen integriert ist, könnte nach einer Sanierung genutzt werden. Nun hofft sie erstmal darauf, dass die Politik der Sanierung auch zustimmt. Einen kurzen Moment wird sie nachdenklich. Aber eigentlich hätten ja so gut wie alle Parteien in der Vergangenheit ihre Unterstützung für den Erhalt des Kinderbauernhofes mitten in der Stadt signalisiert, sagt sie dann. Was sie sich von den Entscheidungsträgern nun auch noch wünscht ist „Wertschätzung für das, was wir hier gemeinsam tun“. Damit sich davon auch Oberbürgermeister Stephan Keller persönlich ein Bild machen kann, lädt sie diesen explizit zu einem Besuch bei Pferden, Hühnern, Hunden und begeisterten Kindern ein.

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