Corona hat auch die Künstler in Düsseldorf schwer getroffen Für die Künstler geht es weiter im Reisholzer Hafen

Holthausen · Die Vorstände des Vereins „Kunst im Hafen“ und der Hafengesellschaft Neuss-Düsseldorfer Häfen haben den Mietvertrag für das Atelierhaus verlängert.

 Im Reisholzer Hafen hat der Verein Kunst im Hafen ein Atelierhaus mit 15 Ateliers.

Im Reisholzer Hafen hat der Verein Kunst im Hafen ein Atelierhaus mit 15 Ateliers.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Kunst und Kunstschaffende sind in diesem Jahr extrem von den Corona-Vorschriften eingeschränkt worden. Auch für die Mitglieder von „Kunst im Hafen“ gab es nur wenige Zeit-Inseln, etwa im September mit der Aktion Kunstpunkte, in der die Kunst vor Publikum im in Holthausen liegenden Reisholzer Hafen präsentiert werden konnte. Seit 1992 hat eine Gruppe Künstler in einer nicht mehr benötigten Halle im Hafen einen Unterschlupf gefunden. 17 Künstler teilen sich die 15 Ateliers. Und es geht trotz des nach wie vor ungewissen Stands des geplanten Ausbau des Reisholzer Hafens weiter. „Wir haben mit den Neuss-Düsseldorfer Häfen gerade einen neuen Mietvertrag über weitere zehn Jahre unterzeichnet“, erklärt C.U. Frank vom Vorstand „Kunst im Hafen“.

Anfang 2020 hatte sie noch eine Ausstellung im Künstler-Komplex Cité International des Arts in Paris. „Da lähmten Streiks die Stadt. Ende Februar kamen dann die ersten Corona-Meldungen aus China“, sagt die Künstlerin, die Frankreich jedoch noch rechtzeitig vor dem Lockdown verlassen konnte.

Früh war ihr klar, dass künstlerische Kommunikation fortan anders wird funktionieren müssen. „Die Wahrnehmung der anderen Seite von Realität, die sich schon länger als roter Faden durch mein künstlerisches Konzept zieht, bekam durch Corona neuen Auftrieb“, sagt die Künstlerin und ergänzt: „Die Zeit der Beschränkungen hat meiner Seele und Kreativität sehr gut getan.“

Sie hat sich intensiv an die Arbeit gemacht und ihren Zyklus SouthWestNorthEast um weitere Arbeiten erweitert. „Ich hatte insofern großes Glück, dass ich diese Reihe, aktualisiert um die Unterzeile mit Corona-Bezug „In a Ghost Town“ tatsächlich während Juni und Juli im Kunstverein Landshut zeigen konnte“, sagt C.U. Frank, deren bereits geplante Ausstellung beim Kunstverein Offenbach bislang auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. „Ich sehne mich nach einem sozialen Miteinander, Vernissagen-Getümmel, Konzerten und Theater. Mir wird zunehmend bewusst, wie wichtig der Austausch zwischen Künstler und den Kunst betrachtenden Menschen ist“, sagt C.U. Frank.

Der erste Lockdown im März hatte auf das künstlerische Leben von Wulf Aschenborn kaum Einfluss. „Es war schon anders, aber den gewohnten Rhythmus von Leben und Arbeiten konnte ich die ganze Zeit durchziehen“, sagt der Künstler, der in einem Atelier mit Rheinblick arbeitet. Das „anders“ waren besonders Ausstellungen, die nicht hatten stattfinden können. „Die finanziellen Einbußen wurden glücklicherweise über Zahlungen von Bund und Land ausgeglichen, so dass ich unter wirtschaftlichen Aspekten keinen Grund zu klagen habe“, sagt Aschenborn. Er kritisiert jedoch, dass der bürokratische Aufwand immens gewesen sei. „Wer sich aber entscheidet, von der freien Kunst zu leben, sollte wissen, dass es Höhen und Tiefen gibt“, sagt der Künstler, der positiv in die Zukunft blickt.

Dabei hatte er auch im Corona-Jahr Glück. Durch den zufälligen Kontakt zu einem ehemaligen Klassenkameraden konnte er im Nieren-Zentrum Düren doch eine Ausstellung organisieren. „Doch nicht nur der Klassenkamerad interessierte sich sehr für meine Arbeiten, sein Interesse übertrug sich auch auf Mitarbeiter und Patienten, was sich letztlich in guten Verkäufen niederschlug“, erzählt Aschenborn.

Dirk Balke, bis September Vorsitzender des Künstlervereins, setzte bereits früh auf Internet-Präsenz. Abgelöst wurde er von Eckart Roese. Balkes Bilder werden auf seiner Homepage präsentiert und auch Ausstellungen seiner Galerie Art-Eck in Solingen mit fachkundigen Einführungen sind auf Youtube zu sehen. „Auch, wenn die Filme an die 600 Klicks, also erheblich mehr als Besucher bei Vernissagen sind, bekommen, so ist dies keine Alternative zum realen Sehen von Bildern“, sagte Balke, der aktuell an seinem Thema „Stillleben“ arbeitet. Das kann er entspannt tun, denn die künstlerischen Arbeitsplätze sind ja gesichert.

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