Natur- und Kulturpfad durch den Stadtteil 50 Aspekte von Holthausen

Holthausen · Quer durch den Stadtteil führt ein Natur- und Kulturpfad, der seit zehn Jahren wächst. Nun wurde die 50. Station eingerichtet – sie erklärt die Geschichte des alten Postamtes.

 Künstlerin Anne Mommertz hat gemeinsam mit Senioren aus dem Stadtteil 50 Infotafeln zur Geschichte und Natur von Holthausen installiert. Die 50. Station behandelt die Geschichte des alten Postamtes 13.

Künstlerin Anne Mommertz hat gemeinsam mit Senioren aus dem Stadtteil 50 Infotafeln zur Geschichte und Natur von Holthausen installiert. Die 50. Station behandelt die Geschichte des alten Postamtes 13.

Foto: RP/Dominik Schneider

Vor zehn Jahren, als im April 2011 die erste Info-Tafel des Natur- und Kulturpfads „Holthausen auf der Spur“ angebracht wurde, hätte Künstlerin Anne Mommertz nie gedacht, dass das Projekt solche Ausmaße annehmen würden. Jetzt wurde die fünfzigste Station eingerichtet.

Im Schaufenster eines Eiscafés hängt eine Infotafel zum Thema „Postamt 13“. An dieser Adresse gab es früher die Holthausener Poststelle, der Briefträger war eine bekannte Persönlichkeit im Ort, auch, weil damals noch die Rente der Arbeiter der umliegenden Fabriken mit der Post kam. Diese und weitere Informationen haben die Senioren des Zentrum plus zusammengetragen, sie treffen sich regelmäßig, um an den Stationen von „Holthausen auf der Spur“ zu arbeiten, zu recherchieren und neue Ideen zu sammeln.

Für Mommertz symbolisiert schon der erste Halt des Natur- und Kulturpfades sehr gut, wofür das ganze Projekt steht: An der Kita Hügelstraße gibt es einen Beitrag zu den Eichhörnchen, die in den Bäumen auf dem Gelände leben. Recherchiert, geplant und erstellt wurde diese Tafel – wie auch der Rest von „Holthausen auf der Spur“ – von älteren Menschen im Zentrum plus, hier in Zusammenarbeit mit den Kindern der Einrichtung. „Für die älteren Holthausener ist es Erinnerung und Identifikation, für die junge Generation ist es eine Möglichkeit, die Geschichte der eigenen Heimat kennen zu lernen, und den Zugezogenen hilft es, sich in der neuen Umgebung einzufinden“, fasst die Künstlerin die Intention zusammen.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich Holthausen stärker verändert als die meisten Düsseldorfer Stadtteile.  Durch die Ansiedlung großer Industrieunternehmen, die vor allem die Nähe zum Rhein schätzten, wurde aus der kleinen, landwirtschaftlich geprägten Siedlung ein dicht bebautes Arbeiterstadtteil. Diese Entwicklung ist entlang der Stationen des Natur- und Kulturpfades dokumentiert. Einzelne Aspekte der Architektur, der Natur und der Entwicklung Holthausens werden intensiv beleuchtet und erklärt. Die behandelten Themen umfassen die Henkelstraße in den 1950er Jahren, die Bergische Kleinbahn, Schmieden, Eisdielen und Kinos, die den Stadtteil früher geprägt haben. Zeitzeugen werden in die Produktion eingebunden, so zum Beispiel die Tochter des letzten Försters von Holthausen.

Die Fotos, die auf den Tafeln gezeigt werden, sind teils mehr als 100 Jahre alt und stammen vor allem aus privaten Sammlungen und den Archiven der ansässigen Unternehmen. „Viele dieser Dokumente können wir auf diese Art dauerhaft bewahren und so verhindern, dass die Geschichte dieses Ortes in Vergessenheit gerät“, erklärt Mommertz. Parallel zum Natur- und Kulturpfad arbeitet sie mit den Menschen des Zentrum plus an der Erstellung eines Holthausener Stadtteilarchivs, sammelt Dokumente, Bilder und Zeitungsberichte aus der Vergangenheit des Ortes.

„Für die Senioren, die an der Entstehung des Natur- und Kulturpfades mitarbeiten, geht es auch darum, ihr gewohntes Umfeld zu erhalten“ erklärt Mommertz. Auch, wenn diese Entwicklung in anderen Stadtteilen dramatischer sei, so verändert doch auch Holthausen sein Gesicht, und Menschen, die hier seit vielen Jahrzehnten wohnen, verlieren den Bezug zu ihrer Heimat.

Aus diesem Grund werden die Stationen auch im Rahmen der Demenzarbeit des Zentrum plus aufgesucht. Doch auch Kinder und Jugendlichen aus den umliegenden Schulen, Treffs und Freizeiteinrichtungen lernen so ihre Heimat kennen, genauso wie die Mitarbeiter der umliegenden Unternehmen. „Früher haben wir Führungen über den ganzen Pfad veranstaltet, dafür sind es heute einfach zu viele Stationen, die sich auch bis zum Reisholzer Hafen und bis Niederheid erstrecken“, sagt die Künstlerin. Inzwischen gibt es themenorientierte Rundgänge, zu denen nach Möglichkeit auch Anwohner hinzugezogen werden, die sich mit dem jeweiligen Thema gut auskennen und persönliche Erfahrungen mitteilen können.

Anne Mommertz hat bereits in anderen Stadtteilen zur Lokalgeschichte gearbeitet, etwa das Buch „Oberbilk, die Geschichte eines Industrieviertels“ geschrieben. In Rath wurde die Idee eines Kulturpfads nicht verwirklicht, in Holthausen schließlich mit Förderung des Zentrum plus vom Arbeiter-Samariter-Bund umgesetzt. „Ich denke, dass viele Stadtteile Potential für ein solches Projekt haben, wenn es dort Menschen gibt, die sich für ihre Heimat interessieren und engagieren.“ Mommertz sagt, dass in Düsseldorf die Geschichte der Alt- und Innenstadt sehr gut dokumentiert sei, in den äußeren Vierteln lasse dies jedoch nach.

 Künstlerin Anne Mommertz vor der 50. Station des Natur- und Kulturpfades Holthausen auf der Spur

Künstlerin Anne Mommertz vor der 50. Station des Natur- und Kulturpfades Holthausen auf der Spur

Foto: RP/Dominik Schneider

In Holthausen jedoch sei langsam der Großteil der relevanten Themen bearbeitet. „Wir haben immer speziellere Aspekte in Angriff genommen, aber langsam denke ich, dass es Zeit ist, einen Strich unter das Projekt zu machen“, so Mommertz. Aber die Künstlerin blickt auch in die Zukunft: Eigentlich müsste man in zehn Jahren nochmal nach Holthausen schauen und sehen, was sich in der Zeit verändert hat, und den Pfad entsprechend ergänzen.“ Vielleicht könnte im Rückblick auch die aktuelle Corona-Pandemie ein Teil der Stadtteilgeschichte werden.

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