Himmelgeist Mit 80 zur Segel-WM in die Schweiz

Himmelgeist · Der Himmelgeister Guido Körbes kann die Finger nicht vom Wettkampfsport lassen. An 15 Regatten will er dieses Jahr teilnehmen.

 Guido Körbes mit dem Modell seines Boots, das momentan noch auf dem Trockenen liegt.

Guido Körbes mit dem Modell seines Boots, das momentan noch auf dem Trockenen liegt.

Foto: Anne Orthen

Jedes Jahr, wenn die Temperaturen steigen, die Sonne häufiger hinter den düsteren Schneeschauer bringenden Wolken hervorlugt und eine laue, frühlingshafte Brise weht, wird Guido Körbes unruhig. Ihn zieht es unweigerlich aufs Wasser, er will segeln. Und das mit (seit einer Woche) 80 Jahren. Da hat bei manch einem anderen schon die Altersruhe eingesetzt. Anders bei Guido Körbes. Er meldete vor kurzem für die Segel-Weltmeisterschaft der H-Boote im August auf dem Vierwaldstätter See in der Schweiz an und noch zu einigen weiteren nationalen und internationalen Regatten. "Es werden dieses Jahr bestimmt 15 Regatten werden. Mit meiner Crew wird gerade der Einsatzplan abgestimmt", erläutert Körbes. Die WM-Quali hat er als 26. der deutschen H-Boot-Rangliste längst in der Tasche.

Der am 31. März 1937 in Eller Geborene und seit Jahrzehnten in Himmelgeist lebende Architekt kann die Finger einfach nicht vom Wettkampfsport lassen. Kein Wunder, hat er die Leidenschaft zum Wassersport doch geerbt. Schon seine Eltern haben gesegelt und ihr gemeinsames Hobby auch noch zusammen im fortgeschrittenen Lebensalter ausgeübt. "Sie saßen beide noch im Segelboot, als sie schon 75 waren", erinnert sich Körbes.

Er fing 1960 auf dem Unterbacher See mit Segeln an. Vater Körbes wies den Sohnemann ins Segel-ABC ein. "Ich habe schnell gemerkt, das ist mein Ding", sagt Körbes. Und das, obwohl er es als Rallyefahrer gewohnt war, schneller unterwegs zu sein. Es dauerte nicht lange, da packte Körbes das Wettbewerbsfieber. 1964 ging es auf die ersten Regatten - mit guten Erfolgen. In den Siegerlisten tauchte der Name Körbes immer wieder vorne auf.

Daran änderte es auch nichts, als er 1968 das väterliche Architekturbüro übernahm und von Wohnhäusern über Gewerbebauten, Ärztehäuser bis zu Industriegebäuden entwarf und als leitender Architekt die jeweiligen Bauten betreute. "Zum Glück konnte ich mir als Freiberufler die Arbeitszeiten selbst einteilen. So konnte ich immer Freizeit und Beruf unter einen Hut bringen, auch wenn ich dafür einige Nächte durch arbeiten musste", meint Körbes. So holte er die deutsche H-Jollen-Vizemeisterschaft 1986 nach Düsseldorf.

Und dann war ihm die H-Jolle zu klein. "Mit der Jolle bin ich immer auf Flachwasserrevieren, also auf Seen gesegelt. Ich wollte aber auch die Tiefwasserreviere kennen lernen", erinnert sich der Seebär in den besten Jahren. Nach dem Erwerb eines H-Bootes hießen die Regattaziele Kiel, Travemünde und Warnemünde.

Mit dem größeren Boot, das H-Boot ist ein 8,28 Meter langes Drei-Mann Kielboot mit 25 Quadratmetern Segelfläche (ohne Spinnaker), knüpfte er an sein Jollen-Erfolge an. Der Sportler Körbes stellte sich freiwillig einer viel größeren Konkurrenz, denn das H-Boot ist europaweit die größte, weltweit die zweitgrößte Kielbootklasse.

So qualifizierte sich der Segler, der bereits bei der Segelkameradschaft Unterbacher See und dem Düsseldorfer Yachtclub Mitglied war, zum xten-Mal für eine H-Boot Weltmeisterschaft. "Seit einigen Jahren bin ich zwar der Älteste im Feld, aber der Schlechteste war ich noch nie", freut sich Körbes.

Die Segelleidenschaft hat sein Leben entscheidend geprägt. Auch privat. Als ihn seine Frau in den 60er Jahren erstmals in Düsseldorf besuchte, hat er sie direkt auf sein Boot gesetzt. "Das war der beste Test. Mein Vater hat gesagt, wenn sie das übersteht, dann kannste sie heiraten", erzählt der Ehemann lächelnd. Sie hat es überstanden und mit ihrem Guido alle Stürme des Lebens.

(tino)
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