Berühmter Baum in Düsseldorf Wie die Kastanie den Sommer überlebte

Himmelgeist · Baumfreunde aus Himmelgeist und Itter haben dem freistehenden Baum Wasser gebracht, um ihn vor der Trockenheit zu schützen. Im Herbst wird totes Laub gesammelt, um Schädlinge zu bekämpfen.

 Dass die kleine Kastanie noch steht, ist auch dem Einsatz der Menschen aus Himmelgeist zu verdanken.

Dass die kleine Kastanie noch steht, ist auch dem Einsatz der Menschen aus Himmelgeist zu verdanken.

Foto: RP/Dominik Schneider

Das Baumsterben ist in aller Munde: Hitze und Trockenheit haben der Düsseldorfer Pflanzenwelt schweren Schaden zugefügt. Umso mehr freut es viele Himmelgeister, dass ihr Lieblingsbaum den extremen Sommer offenbar unbeschadet überstanden hat – trotz grundsätzlich komplizierter Bedingungen.

Die kleine Himmelgeister Kastanie wurde im Jahr 2007 gepflanzt, als abzusehen war, dass das Naturdenkmal, die große Kastanie, nicht überleben wird. Der einst majestätische Baum ist einer von zwei Bäumen in Deutschland, die eine eigene Postadresse haben. Allerdings war die alte Kastanie von einem Pilz befallen und wurde 2015 bis auf den Stumpf entfernt. Eigentlich hätte der Baum schon früher gefällt werden sollen, dies hatte jedoch der eigens dafür gegründeten Freundeskreis der Himmelgeister Kastanie verhindert. Bis heute bekommt die Himmelgeister Kastanie viele Briefe – auch von Prominenten. Erst vor zwei Wochen schrieb beispielsweise Komiker Dieter Hallervorden nach Himmelgeist. Der Freundeskreis nimmt die Post entgegen und beantwortet sie.

Dieser Freundeskreis ist es auch, der sich jetzt für den Erhalt der jungen Kastanie einsetzt. Einer der Gründer ist Andreas Vogt. Nach dem die heißen Tage vorbei sind, atmet er auf: „Unser Baum hat den Sommer trotz Trockenheit gut überstanden“, sagt er. Dies sei der Verdienst von Bürgern aus Himmelgeist und Itter. „Zum Beispiel hat die Freiwillige Feuerwehr des Stadtteils in den vergangenen Jahren regelmäßig Wasser zum Baum gebracht“, erzählt Vogt.

In diesem Jahr sei dies jedoch nicht nötig gewesen, das Gießen haben engagierte Anwohner übernommen. Besonders ein Freund des Baumes hat sich hervorgetan. „Er hat während der Hitzeperiode mehrmals über 1000 Liter Wasser zum Baum gebracht und damit sicherlich dazu beigetragen, dass unsere Kastanie auch jetzt noch schön aussieht“, sagt Vogt. Als alleinstehender Baum ist die kleine Himmelgeister Kastanie besonders gefährdet, da sie von keiner Seite Schatten bekommt. Doch auch wenn der Baum es mit Hilfe der Himmelgeister durch die harte Zeit geschafft hat, ist die Gefahr noch nicht vorbei.

„Wenn die Blätter fallen, kommt die Zeit der Miniermotte“, erklärt Andreas Vogt. Der Schmetterling überwintert im toten Laub von Rosskastanien und legt im Frühjahr seine Eier in den Baum ab, die Larven ernähren sich dann von den Blättern. Der Baum verliert dadurch Nährstoffe und wird geschwächt. „Um das zu verhindern, entfernen wir im November das Totlaub“, erklärt Vogt. Dazu arbeitet der Freundeskreis mit Schulen zusammen.

Ob die junge Kastanie den Rekordsommer tatsächlich unbeschadet überstanden hat, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden: Bäume reagieren verzögert auf extreme Klimaeinflüsse und zeigen Schäden oft erst im Folgejahr.

 Die alte Kastanie wurde von einem Pilz zerstört. Der Baum musste 2015, wenige Monate nach dieser Aufnahme links, gefällt werden. Heute steht nur noch der Stamm.

Die alte Kastanie wurde von einem Pilz zerstört. Der Baum musste 2015, wenige Monate nach dieser Aufnahme links, gefällt werden. Heute steht nur noch der Stamm.

Foto: Günter von Ameln (vam)/Von Ameln, Günter (vam)
 Vom alten Baum ist noch ein Stumpf übrig. Der Baum hat eine eigene Postanschrift und bekommt regelmäßig Briefe.

Vom alten Baum ist noch ein Stumpf übrig. Der Baum hat eine eigene Postanschrift und bekommt regelmäßig Briefe.

Foto: RP/Dominik Schneider

Die Arbeit des Freundeskreises beschränkt sich nicht auf den einen Baum in der Jücht. „Dass es Grün in der Stadt gibt, ist für alle Menschen wichtig“, sagt Vogt. Er ruft daher auf, sich da für die Pflanzen einzusetzen, wo die Stadt es nicht kann. „Wer den Baum vor der eigenen Haustür mit Wasser versorgt, leistet einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität in Düsseldorf“, so Vogt.

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