Streit um Außenterrasse von „Zur Rheinfähre“ „Vor Tagen rückte ein ganzer Trupp von Ordnungshütern an“

Düsseldorf · Eine Kneipe in Düsseldorf muss ihr Mobiliar vom Bürgersteig einer verkehrsberuhigten Straße entfernen, nachdem sie offenbar beim Ordnungsamt angeschwärzt wurde. Der Grund: Zu viele Menschen, die sich vor dem Lokal versammeln würden. Nur: Wie soll das kontrolliert werden, fragt sich der Gastronom – und ist verzweifelt.

Claus Laumen, Wirt in der Himmelgeister Kneipe „Zur Rheinfähre“, vor seinem Lokal. Aktuell hat er Ärger mit dem Ordnungsamt.

Foto: Paul Küchler

Alt-Himmelgeist liegt nur wenige Meter vom Rhein entfernt, es geht beschaulich im Süden Düsseldorf zu, ja fast dörflich. Verkehrsberuhigte Straßen, sich grüßende Nachbarn, ruhige Einfamilienhäuser oder Handwerksbetriebe in der Nachbarschaft. Eine Dorfidylle mitten in der Großstadt – auch für Claus Laumen, Wirt der Dorfkneipe „Zur Rheinfähre“. Besser gesagt: Es war mal eine Idylle. Denn vor einigen Tagen ist seine Kneipe in den Fokus des Ordnungsamts gerückt. Der Grund: Zu viele Personen auf dem Bürgersteig vor der Kneipe, zu breite Tische für den Gehweg.

Deshalb hatte sich der Gastronom in einem Facebook-Post an seine Gäste – Anwohner aus der Nachbarschaft, Spaziergänger und Ausflügler – gewandt: Nachbarn hätten „Beschwerden beim Ordnungsamt geäußert“, heißt es in dem Beitrag. Somit bleibt die Außengastronomie bis auf Weiteres geschlossen.

„Vor einigen Tagen rückte ein ganzer Trupp von Ordnungshütern an“, sagt Claus Laumen. Diese seien offenbar aktiv von einem Anwohner angerufen worden, der die vielen Personen vor der Kneipe bemängele. Denn auf der Außenterrasse standen bis dato nur wenige Tische samt Stühle. Korrekterweise liegt die genehmigte Breite für Tische und Stühle bei nur 70 Zentimetern – ein Wert, den Laumen überschritten hat. Und es zugibt. „Auf so wenig Platz kann doch kaum einer alleine sitzen, geschweige denn zwei Personen“, sagt er. Normalerweise sei ein Abstand von der Tisch- oder Stuhlkante bis zum Rand des Bürgersteigs von 1,80 Metern notwendig. „Da hat mir das Ordnungsamt schon weniger genehmigt, ich durfte also eine geringeren Abstand einhalten“, sagt er.

Um dieses Straßenecke und den Bürgersteig davor geht es: Dort hat das Ordnungsamt angeordnet, dass Mobiliar weg muss, damit ausreichend Restgehwegbreite für Passanten bleibt – in einer verkehrsberuhigten Zone, kurz vor dem Ende einer Sackgasse.

Foto: Paul Küchler

Die Stadt Düsseldorf bestätigt auf Anfrage, dass Mitarbeitende des Ordnungsamtes nicht wegen der Breite der Tische und Stühle ausgerückt seien, sondern wegen der Anzahl der Personen. „Bei der angesprochenen Kontrolle befanden sich etwa 20 Personen vor dem Lokal, sodass auf dem Bürgersteig ,Alt-Himmelgeist’ nur noch eine Restgehwegbreite für Passanten von circa 40 Zentimetern verblieb“, heißt es von dem Stadtsprecher. Er weist weiter darauf hin, dass die Stadt die Terrasse nicht geschlossen oder die Genehmigung für das Mobiliar zurückgezogen habe – Claus Laumen müsse nur eben Sorge tragen „das zu große Mobiliar zu entfernen und beim Fortbetrieb des Außenausschanks das genehmigte Terrassenmaß einzuhalten“, wie es weiter heißt.

Gesagt, getan. Claus Laumen hat Tische und Stühle abgebaut, nur noch zwei kleinere Stehtische – mit einer maximalen Breite von 50 Zentimetern – stehen jetzt an der Kreuzung. „Aber wie soll ich denn verhindern, dass sich jemand mal eben zum Quatschen an einen der Stehtische dazu stellt“, sagt er. Denn sobald mehr als zwei Personen vor der Kneipe stünden, sei doch der erlaubte Abstand wieder überschritten. „Zu Problemen ist es hier übrigens eh noch nie gekommen“, sagt er weiter. Er verweist auch auf die Lage vor Ort: in einer verkehrsberuhigten Gegend, die Kneipe liegt kurz vor dem Ende einer Sackgasse. Heißt mit anderen Worten: Autofahrer müssen sowieso sehr vorsichtig und langsam fahren, würden etwaige Hindernisse auf der Straße – also Menschen, die vor der Kneipe stehen – demnach ohnehin sehen.

Zudem befinden sich direkt am Eck vor der Kneipe zwei Verkehrsschilder, die so positioniert sind, dass Fußgänger ausweichen müssen. Auch dort ist also der notwendige Abstand nicht eingehalten. Die Stadt allerdings lässt dies nicht gelten. Sie teilt mit: „Überdies kommt hinzu, dass Verkehrsschilder die nutzbaren Breiten in der Regel nur punktuell beeinträchtigen, während Außengastronomieflächen regelmäßig ausgedehntere Beeinträchtigungen der nutzbaren Breiten mit sich bringen.“

Claus Laumen versteht jedenfalls die Welt nicht mehr. Er geht davon aus, dass ihm jemand Schlechtes wolle – eine alte Fehde begleichen möchte. „Es tut mir eigentlich besonders für die Gemeinschaft vor Ort leid“, sagt er. Schließlich erfülle die Dorfkneipe eine wichtige Funktion für den Stadtteil Himmelgeist, etwas vergleichbares gebe es sonst nicht vor Ort. „Umsatzeinbußen sind das eine, aber wir möchten doch mit unserer Kneipe etwas für die Himmelgeister tun“, sagt Laumen.

Immerhin habe die Stadt ihm für eine besondere Aktion mehr Fläche vor der Kneipe genehmigt, sagt Laumen. Denn bald gibt es wieder das Schumacher Latzen – das Latzenbier ist etwas stärker als reguläres Alt und darf in lizenzierten Kneipen ausgeschenkt werden: Am 20. September ist es soweit. Dann auch wieder vor der Kneipe in Alt-Himmelgeist.