Himmelgeist Aus Müll am Strand wird Kunst

Himmelgeist · Eigentlich wollte Nicole Bader nur einen sonnigen Tag am Rhein in schöner Landschaft verbringen, doch fand sie am Himmelgeister Ufer vor allem eines: Müll. Daraus baute sie mit einem Freund ein so genanntes Trash-Totem.

Früher war Nicola Bader oft am sandigen Ufer des Rheins in Himmelgeist unterwegs und genoss die Landschaft und den Blick auf den Rhein. Als sie dies nun zusammen mit einem guten Freund nach längerer Zeit wiederholen wollte, stellte sie fest, dass sich einiges verändert hatte. Denn das Ufer glich inzwischen mehr einer Müllhalde, als einem malerischen Rheinstrand. Für die beiden aber kein Grund, einem ihrer Lieblingsorte den Rücken zuzukehren, im Gegenteil. Kurzerhand sammelten sie den Müll ein, stapelten ihn zu einem großen Haufen und begannen aus dem Abfall Kunst zu machen. Entstanden ist ein ansehnliches, sogenanntes Trash-Totem.

"Ich habe sowas zum ersten Mal in Holland am Strand gesehen. Das kam mir dann beim Anblick der ganzen Hinterlassenschaften am Ufers direkt in den Sinn und wir haben angefangen zu bauen", sagt sie. Etwa drei bis vier Stunden hätten sie gebraucht, bis das Objekt fertig war. "Aber das war uns egal. Wir wollten das nicht so liegenlassen, und so konnten wir endlich auch mal was Sinnvolles gegen die Verschmutzung des Ufers tun", sagt Bader, die in Mönchengladbach lebt.

Zum Bau des Totems verwendeten die beiden alles, was sie am Ufer und im Gebüsch fanden. "Ich war teilweise schon überrascht, was da so alles rumlag", sagt Nicole Bader. So haben sie Autoreifen, ganze Stühle und Einkaufswagen, viel Plastikmüll sowie allerhand Kleinteile gefunden. Das Ergebnis ist ein buntes Gebilde, das durch lange Treibholzäste gehalten wird. "Ich hoffe, dass das Totem auch noch steht. Ansonsten würde es mich aber freuen, wenn die Stadt den restlichen Müllhaufen abholen würde", sagt Bader.

Ihr selbst sei durch diese Erfahrung einmal mehr bewusst geworden, was der Mensch der Umwelt damit antue. Im Umkehrschluss aber auch, was man als Individuum machen kann, um das zu verhindern. "Jeder kann aktiv werden und seinen Müll einfach nicht mehr sorglos wegwerfen", sagt sie.

Als Mahnmal für diesen Appell steht in Himmelgeist nun das Trash-Totem. Und wenn es nach dem Willen von Nicole Bader geht, bleibt er nicht lange allein. Denn zusammen mit einer Freundin plant sie ein Event am Strand. "Zuerst wollten wir nur mit ihren Familien dort hin, doch dann haben wir gedacht, warum das Ganze nicht auch für andere Interessierte öffnen und sie auch einladen", sagt sie. Bei Facebook wirbt sie nun für das Trash-Totem- Event kommenden Freitag und findet bereits einigen Zuspruch. "Wir sind gespannt, wie es wird. Im Grunde ist es egal, ob drei oder 30 kommen, der Gedanke zählt", sagt Nicole Bader.

Müll genug für viele Teilnehmer gibt es allemal. Und nicht nur an diesem Abschnitt des Rheins, wie Bader feststellt. "Es gibt überall Müll, vor allem an den Gewässern", sagt sie. Trash Totems könnten also überall gebaut werden. "Wir wünschen uns, dass diese Aktion wächst und gedeiht und hoffentlich zu einem größeren Bewusstsein bei uns Menschen führt, was den Umgang mit der Erde, ihren Ressourcen und vor allem mit dem Umgang mit uns selbst betrifft", sagt Bader. Dafür seien die Trash-Totems ein tolles Signal.

(maxk)
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