Hellerhof Faszinert von der Vielfalt Marokkos

Hellerhof · Der Hellerhofer Fotokünstler Wilfried H. G. Neuse stellt ab Freitag im Ballhaus im Nordpark aus.

 Der Künstler Wilfred H.G. Neuse mit Turban, als er in Marokko war

Der Künstler Wilfred H.G. Neuse mit Turban, als er in Marokko war

Foto: neuse

Bei den Kunstpunkten markiert das Hellerhofer Atelier von Wilfred H. G. Neuse seit vielen Jahren zuverlässig den südlichsten Fixstern des Düsseldorfer Kunst-Firmaments. Aus ungleich südlicheren maghrebinischen Regionen bezieht der vielseitige Fotokünstler, dessen Arbeit sich über die Sozialdokumentarische-, Autoren- und Portrait-Fotografie bis hin zu Polaroid-Experimenten, Collagen und Installationen zieht, Inspirationen für seine neuen Arbeiten. Auf den Fotos ist zwar auch Typisches zu sehen, jedoch erteilt Neuse trotz der Farbintensität vieler Aufnahmen dem Plakativen von Postkarten-Motiven eine klare Absage.

 Ungewöhnlichen Fotokompositionen hat Wilfred H.G. Neuse mit Turban auch in diesem Foto verarbeitet und verwischt.

Ungewöhnlichen Fotokompositionen hat Wilfred H.G. Neuse mit Turban auch in diesem Foto verarbeitet und verwischt.

Foto: Neuse

,,Ich bin förmlich infiziert von der Faszination Marrakeschs und Marokkos, seiner wunderschönen Landschaft sowie seiner Kultur und trotz einer Gesellschaft extremer Gegensätze", sagt Neuse, der seit 2010 regelmäßig nach Marakesch reist. In der Medina hat ein Freund einen Riad (Stadthaus), von dem es zu den bekannten, und natürlich auch von zahlreichen Touristen frequentierten, Sehenswürdigkeiten wie den Djema el Fna (Platz der Geköpften) oder die Koutubia nur wenige Gehminuten sind.

In Marrakesch ist Neuse nicht der Dokumentarist, aber auch nicht jemand, der sich einfach von der Exotik des Orients einlullen lässt. Er geht den Ursprüngen der erlebten Faszination auf den Grund. Dazu bearbeitet er seine Bilder am Computer - bis ein letztlich malerisches Ergebnis, das jedoch in tiefere Bewusstseinssphären durchdringt, herauskommt.

Schlieren wie auf Bildern von Gerhard Richter geben den Fotos eine fast historische Anmutung als die Verschlusszeiten der Kameras noch nicht ausreichten, schnelle Bewegungen festzuhalten. Dabei scheint die Zeit auf dem Dschema El Fna, dem riesigen Platz mit seinen Marktständen, Gauklern, und Geschichtenerzählern seit Jahrhunderten stehen gebleiben zu sein. ,,Das Foto ist gleichsam ein Cut in der Dynamik der Zeit", sagt Neuse zu seinem künstlerischen Spagat zwischen Fotografie und Malerei.

Eine anderes Bild - aufgenommen im Gerbersouk - lässt durch die Intensivierung der Gelbtöne, den schwefligen Gestank der Gerbstoffe fast physisch spürbar werden. Vielfach verdeutlichen die Bildtitel das Spannungsverhältnis zwischen Orient und Okzident wie bei dem Foto ,,Path into the Unknown", das muslimische Frauen auf einem schmalen Landzipfel Richtung Westen gehend zeigt. ,,Niemand weiß, wie sich die Bewegung muslimischer Gesellschaften in Richtung Westen, speziell für die arabischen Frauen, auswirken wird", sagt Neuse.

Trotz der Kunstpunkte findet er noch Zeit für Ausstellungen . So sind seine Arbeiten der Kunstausstellung ,,Meet the Orient", zusammen mit Malerei des israelischen Malers Ovadja Alkara sowie den dokumentarischen Fotos von Hubert Schober, der seine Bilder auch in Form handgemachter Fotobücher präsentiert, im Ballhaus zu sehen. Ab 23. September sind zur Photokina unter dem Titel ,,So What II. -- selected Polaroids" Polaroid-Bilder im Schauraum Ute Jalas in Köln, Franz-Liszt-Straße 6, zu sehen.

(RP)
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