Ehrenamt in Hellerhof Fünf Jahre Flüchtlingshilfe

Hellerhof · 180 Menschen leben in der Flüchtlingsunterkunft in Hellerhof. Ehrenamtler aus dem Stadtteil helfen ihnen im Alltag.

 Corrie Voigtmann ist eine der Helfer, die seit fünf Jahren in der Flüchtlingsunterkunft aktiv sind.   Foto: orth

Corrie Voigtmann ist eine der Helfer, die seit fünf Jahren in der Flüchtlingsunterkunft aktiv sind. Foto: orth

Foto: Anne Orthen (ort)/Orthen, Anne (ort)

Als im Jahr 2015 Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: „Wir schaffen das“, hieß es auch in Düsseldorf „Willkommen“. Die „Willkommenskultur“ – Kleidung, Essen, ein Dach über dem Kopf, menschliche Wärme und Herzlichkeit – wäre ohne unzählige Ehrenamtliche nicht möglich gewesen. Anke Nübold, Corrie Voigtmann und Eva Brügge zählen in der Flüchtlingsunterkunft der Diakonie Düsseldorf in der Duderstädter Straße zu den Helfern der ersten Stunde. Sie sind immer noch dabei. „Die Mitarbeiter haben gewechselt, aber wir sind geblieben“, meint Corrie Voigtmann.

180 Flüchtlinge leben aktuell hier, 44 Kinder „Es ziehen Familien aus und ein“, erklärt Corrie Voigtmann. Die Herkunft sei deutlich gemischter. „Zu Beginn kamen hauptsächlich Syrer und Afghanen – inzwischen sind es Menschen aus der Mongolei, Georgien, dem Libanon und Indien; einige kommen aus China“, zählt die Hellerhoferin auf. Weil es kaum sprachliche Gemeinsamkeiten gibt, wird mehr Deutsch gesprochen.

Die Zahl der Ehrenamtlichen ist – zumindest in der Unterkunft – rückläufig. „Am Anfang waren wir circa 50, heute sind wir zehn bis 15 Helfer“, sagt Anke Nübold. Eine absolute Zahl sei das jedoch nicht, betont sie, denn einige Helfer engagierten sich anders. „Zwischen manchen Ehrenamtlichen und Flüchtlingen sind Freundschaften entstanden. Das ist ein privater Kontakt und kein Ehrenamt mehr“, erklärt Corrie Voigtmann. „Der Bedarf der Hilfe hat sich verändert, er ist individueller geworden“, stellt Anke Nübold fest. Es koste viel Zeit, Migranten zu Ämtern, Behörden und Ärzten zu begleiten. Leider sei das häufig frustrierend. „Dieses Hickhack, wenn Zeugnisse und Diplome übersetzt und zigfach hin- und hergefaxt werden, bis die Arbeitsstelle weg ist“, ärgert sich Anke Nübold. „Mehr Augenhöhe“ wünscht sie sich. Ein junger Mann aus Afrika habe sich wegen des barschen Verhaltens nicht alleine zum Ausländeramt getraut, weiß Corrie Voigtmann. „Wenn jemand von uns dabei ist, macht das was aus“, erklärt sie. Der Flüchtlingsrat, dem zwei von ihnen angehören, sei ein Forum, doch auch hier ist der menschliche Umgang im Behördendschungel ein Dauerthema. Die Akzeptanz der Flüchtlinge im Düsseldorfer Süden erleben die Helferinnen problemlos. Auf die Mitglieder der Bezirksvertretung und den Leiter der Bezirksvertretungsstelle ist Verlass, wenn Hilfe gebraucht wird.

Ein Knackpunkt ist die Wohnungsnot. Jahrelanger Aufenthalt in der Unterkunft mache die Integration schwierig. „Gerade große Familien finden nichts und sie schämen sich, jemanden hierher einzuladen“, weiß Eva Brügge. Wenn tatsächlich Preis und Raum passen, sei dem Vermieter die Familie oft zu groß. Dass gerade die Frauen leichter an kostenlosen Sparkursen teilnehmen können, sei ein Lichtblick. „Dadurch wird unser Frauencafé weniger besucht. Früher sind Frauen durchs Raster gefallen, weil es keine Angebote für sie gab“, sagt Anke Nübold.

Dass die drei selbst in Hellerhof wohnen, bedeutet für das engagierte Trio ein starkes Pfund. „Wir sind nahe an den Menschen und gut vernetzt“, erklärt Eva Brügge. Zahlreiche „Einzelschicksale“ haben sie erlebt, mehr als einmal waren sie mit Leid und Ohnmacht konfrontiert. Sie wünschen sie sich mehr und bessere Integration. „Aber es wächst“, findet Anke Nübold ein versöhnliches Fazit. „Neulich traf ich eine junge Asylantin in einer Bäckerei, sie macht eine Ausbildung“, erzählt Corrie Voigtmann. Für die drei Unermüdlichen zählt jedes einzelne Erfolgserlebnis.

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