Heerdt Tanzen für den künftigen Beruf

Heerdt · Die "Ballettschule Pergel-Ernst" bildet junge Menschen aus und ermöglicht ihnen, ihren tänzerischen Traumberuf zu erfüllen. Bevor es soweit ist, sind Ehrgeiz, Ausdauer und nicht zuletzt Begabung gefragt. Ein Besuch.

 Junge Frauen bereiten sich in Heerdt mit Tanz und Theorie auf den Beruf als Bühnentänzerin oder Tanzpädagogin vor.

Junge Frauen bereiten sich in Heerdt mit Tanz und Theorie auf den Beruf als Bühnentänzerin oder Tanzpädagogin vor.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Von der Straße kaum einsehbar führt der Weg zur Ballettschule Pergel-Ernst über einen unscheinbaren Hinterhof an der Straße Am Heerdter Hof. Wer vermutet schon, dass dort in Nachbarschaft zu einem Handwerksbetrieb kleine und große Ballettratten Anmut und Grazie hinter das derbe, aus dem 19. Jahrhundert stammende Mauerwerk zaubern. Es sind aber nicht die kleinen niedlichen Mädchen, die mit viel Spaß übers Parkett hüpfen, denen diesmal das Interesse gilt. Vielmehr machen junge Frauen neugierig, die sich auf einen tänzerischen oder tanzpädagogischen Beruf vorbereiten.

Neun von ihnen werden an diesem Tag von Ballettmeisterin und Schulleiterin Claudia Ernst trainiert. Ruhig, aber unnachgiebig gibt sie ihre Anweisungen. "Nicht so stürmisch, das ist zu wild", sagt sie leise, während sie jede einzelne Schülerin beobachtet. "Es geht um Spannung und Entspannung, so wie bei einem Gummiband", erklärt sie weiter. Die Schülerinnen springen ungeachtet der Besucher durch den Raum, üben an der Stange, rutschen in den Spagat. Willig beugen sie sich dem Leistungsdruck, indem sie die Korrekturen auf der Stelle umsetzen. "Ganz genau so. Sie können es doch", lobt die Lehrerin. Ein Lächeln kommt zurück und noch einmal geht's mit eleganten Drehungen und Sprüngen durch den Raum.

Auffallend ist der Ehrgeiz der Schülerinnen, oder besser Azubis, die das Ziel zusammenschweißt, ihren Traumberuf zu verwirklichen. Julia Schapiro (21) strebt eine Rolle im "Corps de Ballet" an. Die 18 jährige Eva Gluth möchte dagegen Tanzpädagogin werden. "Ich habe schon mit vier Jahren das Ballett für mich entdeckt", sagt sie. Mit vier Jahren hat auch Laurine Meisenzahl (21) mit klassischem Tanz angefangen, was ganz einfach für sie war. "Meine Mutter betreibt in Karlsruhe eine Ballettschule. Ich möchte sie übernehmen." Weil Laurine nicht täglich nach Hause fahren kann, wohnt sie vorübergehend bei Verwandten. Abends nach Hause fahren kann auch die Nürnbergerin Katrin Vogel (20) nicht. Sie studiert Bühnentanz und hat ein Zimmer über der Schule gemietet. Ein Vorteil, den Claudia Ernst ihren Schülerinnen bietet. Denn: "Wir sind die einzige Schule, die Tanzpädagogen ausbildet", erklärt sie. Mit 28 Jahren ist Clarissa Mindé die Älteste in der Gruppe. "Ich wage einen Neuanfang und habe mir gedacht: wenn nicht jetzt, wann dann?", sagt sie fröhlich und ergänzt: "Ich möchte Laientanzpädagogin werden, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Fächern des Bühnentanzes unterrichten." Tanz-, Ballett- Gymnastik- und Musikschulen kämen dafür in Frage.

Für ihren Traumberuf nehmen die Schülerinnen eine prall gefüllte 35-Stunden-Woche in Kauf. Denn neben dem Tanztraining werden auch allgemeinbildende Fächer wie Deutsch, Politik, Wirtschaft, Musikgeschichte und Kunst gelehrt. Ebenso Anatomie, Sportmedizin, und Choreographie, um nur einige Fächer zu nennen. "Nur aus dem Bauch heraus kann nicht unterrichtet werden", klärt Claudia Pergel-Ernst auf. Wichtig seien vor allem körperliche Voraussetzungen, tänzerische Intelligenz, musikalisch-rhythmisch und darstellerische Begabung und Leistungsbereitschaft. Die Figur spiele eine untergeordnete Rolle.

Das ungarische Tanzpaar Gizelle und Ferencz Pergel hat die Tanzschule 1945 ins Leben gerufen und an der Talstraße den Grundstein für ein erfolgreiches Bildungskonzept gelegt. Als die Räume dort zu klein wurden, wechselte die Schule nach Heerdt. 1995 hat Claudia Ernst, vormals Assistentin der Geschäftsleitung, die "Schule für Bühnentanz" übernommen. Sie selbst hat dort ihre Qualifikationen erworben und lehrt klassischen und höfischen Tanz wie auch Folklore. "Wir sorgen für den eigenen Nachwuchs", sagt sie. "Denn die Schüler, die wir einst ausgebildet haben, schicken uns jetzt ihre Kinder."

(RP)
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