Heerdt Kunst zum Nachdenken und Innehalten

Heerdt · Fastenausstellung im Paul-Gerhardt-Haus steht in diesem Jahr unter dem Motto "Zeig dich".

 Wolf R. Ussler, Jörg Jerzembeck-Kuhlmann, Gert Kiessling und Thomas Stelzmann (v.l.) rücken den Mensch in den Mittelpunkt ihrer Kunst.

Wolf R. Ussler, Jörg Jerzembeck-Kuhlmann, Gert Kiessling und Thomas Stelzmann (v.l.) rücken den Mensch in den Mittelpunkt ihrer Kunst.

Foto: A. Endermann

"Im evangelischen Verständnis bedeutet die Fastenzeit nicht Verzicht auf Alkohol, Schokolade, Fernsehen und Ähnliches", so Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann. Vielmehr diene die Zeit vor Ostern dazu, sich Auszeiten zu nehmen, bewusst zu leben und über Gott und die Welt nachzudenken. Als Denkanstoß gibt es traditionell im Paul-Gerhardt-Haus in Heerdt eine Ausstellung in der Passionszeit. Die Ausstellungsstücke, die dieses Jahr unter dem Motto "Zeig dich" präsentiert werden, sollen die Betrachter dazu bringen, sich selbst in Frage zu stellen. Gezeigt werden die Arbeiten von vier Künstlern, die durch Objekte von Teilnehmern der Konfirmandengruppe und weiteren Installationen bereichert werden. "Das ist ein wunderbarer Mix geworden. Das hätte ich gar nicht gedacht", findet Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann.

"Bei allen Werken stehen die Menschen mit ihren Schwächen, Vorzügen und Attitüden im Mittelpunkt", erklärt Wolf R. Ussler. Der Künstler hat die Geschichte der Soldaten, die um die Kleider Jesu würfeln, in die heutige Zeit umgesetzt. Auf einem Foto zeigt er Bundeswehrsoldaten beim Würfeln. Bildhauer Gert Kiessling hat sich, inspiriert durch die Geschichte des barmherzigen Samariters, mit dem Verhalten von Menschen in der Öffentlichkeit befasst. "Es wäre schön, wenn die Besucher beim Betrachten der Reliefs ihre eigenen Geschichten zu den Figuren entwickeln", wünscht sich Kiessling. Der Heerdter Heimatmaler Horst Surall hat Bilder zum Thema Barmherzigkeit zur Verfügung gestellt. Fotograf Thomas Stelzmann zeigt mit seiner Ambrotypie, dass Meinungsfreiheit keine Selbstverständlichkeit ist. "Das Phänomen, Menschen zu verbieten, ihre Meinung zu sagen, ist nicht neuzeitlich. Das hat man auch mit Jesus gemacht. Vor 85 Jahren wurden hier noch Bücher verbrannt, und auch jetzt gibt es Länder, in denen man nicht offen sprechen darf." Die Stücke der Konfirmanden wecken die Neugier der Besucher. In Kistchen, Säckchen und Schachteln haben sie Dinge versteckt, die ihnen am Herzen liegen oder an die Passionsgeschichte erinnern. Die Ausstellung ist bis zum 15. April montags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

(RP)
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