Heerdt Im Sitzen tanzen für mehr Beweglichkeit

Heerdt · Der Seniorensportverein Düsseldorf bietet jeden Mittwoch im Zentrum plus, Aldekerkstraße, älteren Menschen Sitztanz an.

 Beim "Rock 'n' Roll" müssen Füße und Arme gleichzeitig bewegt werden. Die Senioren folgen den Anweisungen von Angelika Salomon (r.).

Beim "Rock 'n' Roll" müssen Füße und Arme gleichzeitig bewegt werden. Die Senioren folgen den Anweisungen von Angelika Salomon (r.).

Foto: Andreas Endermann

Irrtum, wer denkt, dass Sitztanz für Senioren nur aus dem Rutschen von einem Stuhl auf den anderen besteht. Vielmehr sind Balance, Rhythmus und noch mehr Gedächtnis gefragt, um den Vorgaben von Tanzlehrerin Angelika Salomon folgen zu können: Fünf Frauen und ein Mann im Alter von 60 bis 88 Jahren üben das gerade. Sie sitzen im Souterrain des Heerdter Zentrum plus im Kreis und beginnen zu "tanzen". "Wir fangen zut Einstimmung mit der ,kleinen Haselnuss' an", sagt Angelika Salomon und zeigt, wie das geht: "Tipp, tipp, tipp und klatsch" - in gemäßigtem Tempo werden die einzelnen Finger mit dem Daumen berührt, dann wandern die Hände auf die Schenkel, werden von dort in die Luft gestreckt, zur Faust geballt und wieder geöffnet - stets mit der Frage verbunden: "Warum geht die Nuss nicht auf ?" Langsam wird das Tempo gesteigert, so dass jeder ganz fix reagieren muss. "Unser Gedächtnis wird trainiert", bemerkt Ekkehard Kuschner mit einem Augenzwinkern. Er ist nicht nur der einzige Mann in der Runde, sondern mit 88 Jahren auch der Älteste. Ein schöner Nebeneffekt des Tanzens, denn neben der Beweglichkeit, gehe es auch darum, die Gedächtnisleistung zu steigern. Der Sitztanz sei so ähnlich wie Stuhl-Gymnastik, eben nur mit Musik.

Beim Walzer wiegen sich die Teilnehmer ebenso wie beim Schunkeln von einer Seite zur anderen. Noch ist es gemütlich, doch dann kommt Schwung in die Gruppe, die sich nun anschickt, Rock 'n' Roll zu tanzen - auch das geht prima im Sitzen, egal wenn mal ein Stepp ausgelassen wird. Die Arme gehen nach links, dann nach rechts, die Hacken ebenso. "Die Musik ist einfach schön", sagt Christa Nowak. Neben ihr sitzt Renate Grottke, die geradezu vor Begeisterung sprüht. "Die Bewegung, der Rhythmus, die Gemeinschaft, das alles macht großen Spaß", sagt sie und deutet Richtung Angelika Salomon: "Wir lieben sie". Alle nicken und Karin Bahr ergänzt: "Ich schätze auch das Gesellige in den Tanzkursen." Denn sie tanze nicht nur im Sitzen, sondern mache auch beim allgemeinen Seniorentanz ohne Stuhl mit. "Ich freue mich immer auf die Übungsstunden." Beim "Line Dance" allerdings mache sie nicht mit, obwohl Angelika Salomon ihn ebenfalls trainiere.

Mit wenigen Ausnahmen sind die "Sitztänzer" Mitglieder im Seniorensportverein Oberkassel. Deshalb ist der Tanzkursus für sie dann auch kostenfrei. "Jeder kann aber für einen kleinen Beitrag bei uns mitmachen", sagt Angelika Salomon, die seit 15 Jahren beim Seniorensportverein als Übungsleiterin arbeitet. "Auch diejenigen, die Freude am Tanz haben, aber nicht mehr übers Tanzparkett springen und hopsen wollen." Sie biete stets gesellige Tänze aus aller Welt an, um allen die Möglichkeit zu geben, sich in Gemeinschaft bei schönen Melodien zu bewegen. Gleichzeitig werde den körperlichen Einschränkungen im fortgeschrittenen Alter Paroli geboten. Was die engagierte Tanzlehrerin ärgert, ist das negative Image, das Senioren-Angeboten anhaftet. "Viele ab 60 oder gar 70 Jahren fühlen sich nicht als Senioren." Deshalb nutzten sie die vielfältigen Kurse des Seniorensportvereins nur zögerlich.

Vielleicht sollten sie mal an einer Tanzstunde teilnehmen. Dann könnte es sein, dass sie ein anderes Bild von Senioren bekommen und entdecken, wie viel Freude es macht, die Tänze, die sie in jüngeren Jahren so schwungvoll übers Parkett brachten, auf andere Weise neu zu entdecken.

(RP)
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