Heerdt Hochbahnsteig ist nicht barrierefrei

Heerdt · Eine etwa 21 Zentimeter breite Lücke klafft zwischen Bahnsteigkante und Bahn - ein Problem für Gehbehinderte und auch Kinder.

Rollstuhlfahrerin Regina Fernandez und ihre Assistentin haben Schwierigkeiten die Lücke beim Einstieg zu überwinden.

Rollstuhlfahrerin Regina Fernandez und ihre Assistentin haben Schwierigkeiten die Lücke beim Einstieg zu überwinden.

Foto: Andreas Endermann

Regina Fernandez ist an Multipler Sklerose (MS) erkrankt und kann sich nicht mehr selbst helfen. Täglich ist sie auf Unterstützung angewiesen. Umso mehr freute sie sich, als der neue Hochbahnsteig an der Haltestelle Dominikus-Krankenhaus seinen Betrieb aufnahm. Die Enttäuschung aber war groß, als sie mit den kleinen Vorderrädern ihres Rollstuhls in der breiten Lücke zwischen Bahnsteig- und Bahn hängenblieb. "Es gelang meiner Begleiterin nicht, den Rollstuhl vorne zu heben, um den Spalt zu überwinden", erzählt sie. "Wir haben dann versucht, mit dem Rollstuhl rückwärts in die Bahn zu gelangen." Bei dem Manöver wäre sie beinahe umgekippt. Ich kann weder meine Beine, noch meine Arme bewegen, um den Rollstuhl zu steuern", so die 39-Jährige, die die vorzugsweise auf der Linie U 75 eingesetzten Bahnen zudem als "Rappelkisten" bezeichnet. Es gehe aber nicht nur um Menschen im Rollstuhl, sondern um alle Fahrgäste der Rheinbahn, macht Regina Fernandez aufmerksam. Niemand könne sich an dieser Stelle beim Ein- und Ausstieg sicher fühlen, sondern müsse aufpassen, nicht mit dem Fuß in den Spalt zu geraten. Zumal auch ambulante Patienten des benachbarten Dominikus-Krankenhauses die Haltestelle nutzten. Georg Blanchard (Die Linke) gibt zu bedenken, dass es in den Häusern gegenüber dem Hochbahnsteig an der Pariser Straße soziale Einrichtungen gebe, in denen etwa 70, teils bewegungseingeschränkte oder schwerkranke Menschen leben. "Davon benötigen schätzungsweise zwölf Personen einen Rollstuhl und 20 einen Rollator." Je nach Größe ihrer Vorderräder ist es ihnen nicht möglich, in die Bahn einzusteigen. "Sie bleiben mit den Rädern im Spalt hängen, Kinder können mit den Füßen hineingeraten. Das ist lebensgefährlich", mahnt Blanchard. Er fordert die Rheinbahn auf, sofort für Abhilfe zu sorgen und nicht etwa wie angekündigt auf 2018 zu warten, wenn breitere Bahnen eingesetzt werden. "Zum Beispiel könnte die Bahnsteigkante an einer bestimmen Stelle verbreitert werden, an der sich eine Tür passgenau öffnen lasse.

Auf Nachfrage bei der Rheinbahn stellte sich heraus, dass es sich vornehmlich um die alten Bahnen des Typs GT 8 SU handele. Sie seien nur 2,47 Meter breit, das Nachfolgemuster, die B 80, dagegen 2,65 Meter. Der Hochbahnsteig sei aber für die neuen Bahntypen gebaut worden, die 2018 (HF 6) in Betrieb genommen werden. Rheinbahnsprecher Ekkehard Lander spricht von einem Novum: "Wir bauen seit 20 Jahren Hochbahnsteige, mit diesem Problem werden wir erstmals konfrontiert." Ursache könnte aber auch sein, dass dieser Hochbahnsteig in einer leichten Kurve liege. "Es handelt sich um eine Bogen-Geometrie." Die Kollegen seien nun aber aufmerksam geworden und werden sich nach Kräften bemühen, das Problem aus der Welt zu schaffen. Ein erster Weg könnte sein, den Wagenpark besser zu durchmischen und nicht so viele der uralten und zu schmalen Bahnen auf der U 75-Linie einzusetzen.

(RP)
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