Heerdt Ein Gewand wird zum Bild

Heerdt · Werke des Düsseldorfer Künstlers Eckart Roese sind unter dem Titel "Und wenn die Welt voll Teufel wäre" im Paul-Gerhardt-Haus ausgestellt. Eine Schau nicht nur für Menschen, die der Kirche eng verbunden sind.

Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann (l.) und Künstler Eckart Roese vor einem der Werke des Künstlers.

Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann (l.) und Künstler Eckart Roese vor einem der Werke des Künstlers.

Foto: Anne Orthen

Der Ausstellungstitel verspricht Spannung: "Und wenn die Welt voll Teufel wäre - Christentum zwischen Mythos und Verzerrung", lautet er und verweist auf sieben großformatige Exponate, die im Heerdter Paul-Gerhardt-Haus zu sehen sind und zur Auseinandersetzung einladen. "Es sind keine Illustrationen und keine fotorealistischen Darstellungen. Mir ist es wichtig, die Malerei in den Vordergrund zu stellen", erklärt Künstler Eckart Roese.

Und auch den gottesfürchtigen Hiob - als Figur des Alten Testaments durch seinen Lebensweg zum "Namensgeber" der sprichwörtlichen Hiobsbotschaften geworden - stellt der in Düsseldorf lebende 57-Jährige ins Zentrum. "Diese biblischen, in ungewöhnlicher Malerei interpretierten Motive zeichnen den Leidens- und Lebensweg Jesu nach. Das und die Botschaft Hiobs passen hervorragend in die Passionszeit", findet Pfarrer Jörg Jerzembeck-Kuhlmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Heerdt. Für Eckart Roese sind die ausdrucksstarken Bilder auch "ein Versuch, mit den täglichen Ereignissen fertig zu werden".

Der in Hannover geborene Maler mit Studien der Freien Grafik in Stuttgart und der Freien Malerei bei Markus Lüpertz an der Kunstakademie Düsseldorf erinnert daran, dass Menschen im Kreislauf des Lebens immer wieder in Bedrängnis geraten, vor großen Entscheidungen stehen und nicht wissen, wie es weitergeht, wie das Ende aussieht. Auch diese Emotionen, das Theologisch-Existentielle und damit die Frage nach den an Gott gestellten Erwartungen bringt er in seine Arbeiten ein. Das tut Roese im großen Format - gerne auch mal 2,10 mal 2,40 Meter - mit Farbtönen, die die Wucht der Motive und der üppigen Körperformen noch verstärken. Die über dem Altar des Kirchenraums im Paul-Gerhardt-Haus zu sehende Szenerie ist dafür beispielhaft: Hier ist Jesus in Gold-, Violett- und Blutrot-Tönen unmittelbar vor seinem Tod am Kreuz zu sehen, im unteren Bildsegment von Soldaten mit maskenhaft-verzerrten Gesichtern verspottet.

Der Künstler wagt sich auch an die Verbindung zeitgenössischer Kunst und liturgischen Gewands. Ein prächtiger Bilder-Mantel als geistliches Gewand, aus einer kräftig mit Ölfarbe bemalten Leinwand von "einer guten Freundin" zusammengenäht, steht in Form einer Skulptur mit dem Titel "Hiob" im Kirchenraum. Auf diese vielfältige Weise gelingt es Roese, "den Glauben in die Kunst zu übertragen" und gleichzeitig den Kreis zwischen Religion und Malerei zu schließen.

Pfarrer Jerzembeck-Kuhlmann findet, dass diese Ausstellung auch Menschen anspricht, die der Kirche nicht eng verbunden sind. Auch deshalb gibt es rund um die Ausstellung als Beitrag zum Reformationsjahr des Kirchenkreises ein umfangreiches Rahmenprogramm. Dazu zählt ein "Gottesdienst für Ausgeschlafene" mit dem Titel "RF 1517 - Lust auf Weite" (RF 1517 steht für Reformationsjubiläumsjahr). Ergänzend zu diesem Thema sind bis zum 17. März im Haus der Kirche, Bastionstraße 6, ebenfalls Bilder von Eckart Roese zu sehen.

(RP)
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