Heerdter Schützenverein Schützen ziehen mit Reichskriegsflagge durch Düsseldorf

Düsseldorf · Die Marine-Kompanie eines Düsseldorfer Schützenvereins ist bei ihrem Festzug zum wiederholten Mal mit einer sogenannten Reichskriegsflagge durch den Düsseldorfer Stadtteil Heerdt gezogen. Die Fahne wurde seinerzeit von den Nazis zur Kriegspropaganda genutzt.

Die Schützen verteidigen sich.

Das Schützenfest des Heerdter Schützenvereins sorgt nachträglich für Ärger. Ein Zaungast hatte sich daran gestört, dass die Marine-Kompanie am Sonntag mit der sogenannten Reichskriegsflagge durch den Stadtteil zog. Schützenchef Heinz-Dieter Werner ist verärgert und wehrt sich dagegen, dass den Schützen wiederholt eine rechtsextremistische Gesinnung unterstellt wird. "Wir distanzieren uns ausdrücklich, denn uns geht es nicht um politische Aussagen, sondern um Gemeinschaft."

Die Fahne — bis 1892 offizielle Kriegsflagge der kaiserlichen Marine und bis 1921 als Reichskriegsflagge von den Streitkräften des Deutschen Reichs geführt — sei nicht verboten. "Wir haben das durch einen Rechtsanwalt prüfen lassen." Die Nationalsozialisten hätten sie zwar missbraucht, "was aber nicht heißt, dass die Schützen automatisch einen braunen Hintergrund haben." Werner ist die Diskussion aber so leid, dass er der Marinekompanie den Vorschlag gemacht hat, darüber nachzudenken, ob es nicht besser sei, die Fahne durch eine zeitgemäße zu ersetzen. Er erwarte, dass sich die Angelegenheit bei der Generalversammlung am 1. November klären werde.

Fahne, die den Krieg verherrlicht

Britta Damm, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen (IGDS), ist überzeugt, dass eine kriegsverherrlichende Fahne in einem Schützenverein nichts zu suchen hat. "Wir müssen uns fragen, ob solche Fahnen der Sache dienen. Vor allem müssen wir uns schützen, damit wir das ,braune Gesocks' nicht anziehen."

Der Vize-Vorsitzende Hans-Dieter Kasper stimmt dem zu, wundert sich aber über die Aufregung. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir darüber diskutieren." Die Reichkriegsflagge habe aber mit dem Schützenwesen nichts zu tun. "Die Kompanien sollten sich daran halten." Historiker Ulrich Brzosa empfiehlt das ebenfalls. "Die Fahnen der Schützen haben eine hohe Aussagekraft." Manche althergebrachte Symbolik führe bei anderen Gruppen zu Assoziationen. Deshalb sollten Schützenvereine sich überlegen, was sie in die Öffentlichkeit transportieren wollen. "Es geht um eine klare Aussage."

Der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Bastian Fleermann, äußert sich dazu auf Facebook: "Unfassbar. Diese Flagge ist von Alt- und Neonazis, von ehemaligen SS-Angehörigen und jungen Rechtsradikalen, von Skinheads und Hooligans, Völkischen und Revanchisten durch die Gegend getragen worden. Ob sie im juristischen Sinne verboten ist oder nicht, ist meiner Meinung nach vollkommen gleichgültig."

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