Hassels Neue Mieterberaterin in Hassels

Hassels · Für viele Mieter in Hassels-Nord waren die angekündigten Mieterhöhungen für die Wohnungen in den Hoch- und Mehrfamilienhäusern ein regelrechter Schock. Nachdem durch gut 20 Jahre Nichtstun in den Häusern rund um die Potsdamer Straße ein eklatanter Renovierungsstau entstanden ist, investiert die derzeitige Eigentümergesellschaft IWG massiv in die Häuser. Ihre Wohnungen vermarktet sie unter dem Motto "Hassels 2.0 - hier ziehen wir ein" mit zu bis zu 60 Prozent höheren Mieten.

Das Nachsehen haben die alten Bewohner, deren neue Miete weit über das Budget der Familien, die häufig von Transfer-Leistungen wie Hartz-IV leben, gestiegen ist. Da viele Bewohner des Viertels nicht über die notwendigen deutschen Sprachkenntnisse verfügen, um die komplexen Sachverhalte des Miet- und Sozialrechts zu verstehen und entsprechende Rechtsmittel einzulegen, haben Stadt, Jobcenter und Diakonie reagiert: Aktuelles Zeichen dieser Kooperation ist eine halbe Stelle für die Sozialarbeit, deren Finanzierung das Jobcenter vorerst bis Ende Juni 2017 übernimmt.

Im Hinblick auf die Nöte der rund 1800 Mieter, die in 500 Bedarfsgemeinschaften leben, gibt es im Ernst-Lange-Haus der Diakonie an der Fürstenberger Straße seit langem eine kompetente Mieterberatung zu festen Terminen. Für Menschen, die nicht zu den Beratungsterminen kommen können, gibt es eine "Mietberaterin". An zwei Tagen in der Woche sucht Petra Böcker, häufig in Begleitung einer Sprach- und Kulturvermittlerin, von Kündigung bedrohte Mieter auf. Es gibt viel zu tun, und daher hat sie jetzt mit Sarah Speis eine Kollegin bekommen, die ebenfalls zwei Tage pro Woche beratend im Viertel unterwegs ist.

"Die Stadt lässt die Menschen in diesem "Sozialraum mit besonderem Handlungsbedarf" nicht allein", sagt Sozialdezernent und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und lobt die gute Zusammenarbeit zwischen Diakonie, Jobcenter und Stadt. "Wir schauen genau hin", ergänzt Diakoniepfarrer Thorsten Nolting, der betonte, dass das Quartier nicht aufgegeben werde. "Auch wenn wir bislang bei den uns vorliegenden Fällen rund 30 Prozent der Mieterhöhungen anerkannt, für 40 Prozent ein Kostensenkungsverfahren eingeleitet haben und manche Härtefalle noch prüfen, so ist eine präventive Beratung unbedingt notwendig", erklärte Christian Wiglow, Geschäftsführer im Jobcenter.

Jeder Fall ist im Hinblick auf Transferleistungen und Mieterhöhung anders. Die Sachlagen sind extrem komplex, und viele Menschen sind durch Familie, Job oder Jobsuche mit den anstehenden Mietstreitigkeiten, die letztlich auch auf eine Kündigung der Wohnung hinauslaufen könnte, überfordert.

"Viele Mieter verharren in einer Art Schockstarre; sie finden die Wandlung des Viertels schön, können aber nicht verstehen, warum sie jetzt hier weg sollen", sagte Barbara Dully, Leiterin des Ernst-Lange-Hauses, die die gewachsene Nachbarschaft als maßgeblichen Grund dafür anführt, dass die Mieter trotz negativer Erfahrungen bleiben wollen.

(RP)
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