Hassels In Hassels formiert sich Widerstand

Hassels · Immer mehr Mieter beschweren sich über mangehaft ausgeführte Sanierungsarbeiten in der Hochhaussiedlung an der Potsdamer Straße. Die Landtagsabgeordnete Walburg Benninghaus verschaffte sich am Donnerstag einen Überblick.

 Frank Kaufmann, den unsere Redaktion am 4. Januar besuchte, i st nur einer von vielen Fällen, bei denen es bei den Arbeiten Pfusch am Bau gab. Er kann das Fenster nicht mehr öffnen.

Frank Kaufmann, den unsere Redaktion am 4. Januar besuchte, i st nur einer von vielen Fällen, bei denen es bei den Arbeiten Pfusch am Bau gab. Er kann das Fenster nicht mehr öffnen.

Foto: Günter von Ameln

An der Potsdamer Straße kehrt keine Ruhe ein. Nach dem Abschluss der Häuser-Sanierung durch den neuen Besitzer IWG beschweren sich immer mehr Mieter über mangelhaft ausgeführte Arbeiten, defekte Heizungen und funktionslose Türöffnungs-Anlagen. Auf Seiten der Mieter und der Politik formiert sich nun vermehrt Widerstand. "Die Mieter in Hassels haben keine Lobby, das wollen wir ändern. In anderen Stadtteilen wäre so etwas nicht möglich", sagt SPD-Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus.

Unterstützt wird sie vom Mieterverein und weiteren Initiativen. Ihr Ziel: Eine breite Öffentlichkeit schaffen und das Engagement vor Ort kontinuierlich fortführen. Die Unterstützung der Mieter scheint ihnen sicher. Viele öffneten am Donnerstagabend ihre Türen, um Politikern und Interessierten zu zeigen, unter welchen Bedingungen sie seit Beginn der Arbeiten leben müssen. So auch Familie Golub. Sie bewohnt eine Wohnung im obersten Stockwerk an der Potsdamer Straße. "Bei den Arbeiten wurden in allen Zimmern die Tapeten beschädigt oder zerstört", sagt Larysa Golub. Ersetzt habe den Schaden bislang niemand. Doch damit nicht genug.

Durch die Neuverlegung von Rohren passen ihre Möbel teilweise nicht mehr in die 64 Quadratmeter große Wohnung. "Für das Wohnzimmer habe ich mir ein neues Sofa bestellt, aber das passt nun nicht mehr", sagt die 62-Jährige. Ähnlich verhalte es sich mit Schränken und Regalen in anderen Zimmern. Die Rohre wurden im Zuge der Neuinstallation von Heizkörpern gelegt. Diese seien vor rund zwei Monaten eingebaut worden, funktionstüchtig sind sie aber erst seit einer Woche. Seitdem habe die Familie die Wahl zwischen heiß und kalt. "Die Regler der Heizung funktionieren nicht richtig. Damit sich überhaupt etwas tut, muss man die Heizung voll aufdrehen, dann wird es aber sofort sehr heiß. Wenn ich eine niedrigere Stufe einstelle, tut sich gar nichts", erklärt Tochter Julia Golub. Auch beim Einbau der Fenster sei nicht sauber gearbeitet worden. "Es zieht. Wir haben das defekte Teilstück jetzt provisorisch zugedrückt, aber das kann ja keine Dauerlösung sein", sagt die 28-Jährige. All das klang im Ankündigungsschreiben zu den Modernisierungsarbeiten der Eigentümergesellschaft IWG an die Mieter vom Januar 2015 noch ganz anders.

Dort heißt es, dass die Bausubstanz durch die Arbeiten verbessert und modernisiert werde. Ferner seien Wärmeverbundsysteme, wie sie nun eingebaut würden, der beste Schutz gegen Wärmeverlust über die Gebäudeaußenwand und trügen zudem dazu bei, ein gesundes und behagliches Wohnklima zu schaffen. Denn, so heißt es in dem Schreiben: "Wohnbehaglichkeit ist ein wesentliches Stück Lebensqualität." Für Larysa und Julia Golub ist dies angesichts undichter Fenster und nicht vollfunktionsfähiger Heizungen der blanke Hohn. Für die ausgeführten Arbeiten sollen sie bald gut 250 Euro mehr und somit 980 Euro Miete im Monat zahlen.

(maxk)
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