Dreck-weg-Tag im Düsseldorfer Süden Mehr als 250 Kinder räumen in Hassels auf

Düsseldorf · Nach dem stadtweiten Vorbild im März haben Diakonie und andere Einrichtungen eine Aufräumaktion in Düsseldorf-Hassels organisiert. Warum in Hassels-Nord das Müll-Problem besonders groß ist.

Beim Dreck-weg-Tag in Hassels Nord kam viel zusammen – auch durch die illegalen Sperrmüllablagen im Quartier.

Beim Dreck-weg-Tag in Hassels Nord kam viel zusammen – auch durch die illegalen Sperrmüllablagen im Quartier.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Problem ist beinahe so alt wie die ehemalige Neue-Heimat-Siedlung Hassels-Nord mit den Straßenzügen Potsdamer und Fürstenberger Straße. Es geht um achtlos entsorgten Müll, der bei bei überfüllten Mülltonnen einfach in Plastiksäcken neben den Tonnen hinterlassen wird oder um Sperrmüll-Gebirge, die offen oder auch in weniger einsehbaren Ecken aufgetürmt werden. Ein wahres Paradies für Tauben und Ratten, denn nicht selten finden die Tiere auch reichlich Essensreste in den Plastiksäcken.

Unweit des Ernst-Lange-Hauses, wo die Diakonie für Anwohnerinnen und Anwohner aus mehr als 20 Nationen vielfältige Stadtteilarbeit leistet, ist ein unansehnlicher Müllhaufen aus der fast schon obligatorischen Kloschüssel, Kartons, Styropor und diversen Plastikeimern zu sehen. Häufig stellt die hohe Fluktuation der Mieter eine Ursache für die Sperrmüllhalden dar, die häufig auch noch durchwühlt und damit ausgedehnt werden.

„Es sind jedoch keinesfalls nur die Nachbarn, die hier ihren Müll abladen, es gibt auch einen regelrechten Mülltourismus, bei dem Menschen, die von irgendwo herkommen, nach dem Motto „Hier liegt bereits Müll, also pack’ ich meinen noch dazu“ verfahren“, sagte Barbara Dully, Leiterin des Ernst-Lange-Hauses. „Glücklicherweise nimmt sich mittlerweile, seitdem 2016 ein großer Mieterwechsel stattgefunden hat, die LEG als Wohnungseigentümerin intensiver der Müllproblematik an“, so Dully.

Unter der Überschrift „Hassels-Nord – Das sind wir“ hat das Haus der Diakonie gemeinsam mit zahlreichen weiteren Mitstreitern wie etwa dem DRK Zentrum plus Reisholz/ Hassels-Nord, dem i-Punkt Arbeit Renatec, der Awista-Abfall-Beratung sowie rund 250 Kindern aus Kitas und Grundschulen im Stadtteil, dem Bürgerhaus Reisholz, Jugendlichen aus dem Z4, der Jugendfreizeiteinrichtung im Viertel, und dem Stadtsportbund dem Müllproblem jetzt mittels einer konzertierten Aktion den Kampf angesagt. „Doch auf dem Platz an der Fürstenberger Straße fehlen immer noch ausreichend Abfallbehälter, und die vorhandenen müssten regelmäßiger geleert werden“, kritisierte Björn Behnsch, Leiter des Z4 an der Altenbrückstraße.

„Achtung! Wir retten die Tiere und schmeißen unseren Müll in die Mülltonne“ fordert auf dem Platz eins von vielen Plakaten, die Kinder gemalt haben. „Sie für das Müllproblem zu sensibilisieren sehen wir als wichtige Aufgabe, über die Kinder erreichen wir häufig auch die Eltern“ sagt Renate Böhm, Abfallberaterin bei der Awista.

Vor dem Standort der „Musterknaben eG“, dem Quartiers- und Abfallmanagement, lernen Kinder bei einer Müllsortier-Aktion welche Müllart in welche Tonne gehört. „Ich habe hier alle meine Kinder groß gezogen, und ich engagiere mich, damit es hier wieder so sauber und schön wie vor 25 Jahren wird“, erklärte Adisa, Mutter von fünf Kindern. Sie gehört zu jenen Mieterinnen, die schon lange im Viertel wohnen und auch nicht wegziehen wollen, weil sie hier in der Multi-Nationen-Nachbarschaft heimisch geworden sind und die große Toleranz untereinander schätzt.

In der Umgebung wieseln Kinder, ausgerüstet mit Handschuhen und Greifern, über den Platz und durch Grünflächen. „Für mich ist es wichtig, dass ich mich hier wohlfühle und dass es sauber ist, und es freut mich, wenn ich da was tun kann, ich will einfach den Weltfrieden“, sagte mit großer Ernsthaftigkeit die achtjährige Hidaya und bekommt dafür Zustimmung von ihrer gleichaltrigen Freundin Fideria. Nachdem das Gros der Dreck-weg-Arbeit getan ist, füllen sich schnell die Bänke an langen Tischen, der Grill verströmt verführerischen Duft und der Weltfrieden wird ganz elementar durch gemeinsames Essen gesichert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort