Wohnungsmarkt Ferienwohnungen in LEG-Hochhaussiedlung zu vermieten

Hassels · Auf Internetportalen für Ferienunterkünfte werden Wohnungen einer Hochhaussiedlung in Hassels inseriert. Sie werden meist von Baufirmen für Mitarbeiter auf Montage genutzt. Touristen beurteilen die Adresse negativ. Der Vorsitzende des NRW-Mieterbundes, Hans-Jochem Witzke, ärgert sich darüber, dass die LEG ihre Vorgehensweise nicht ändert.

 Die Wohnungen wie hier an der Potsdamer Straße wurden vor einiger Zeit saniert. Nach wie vor gibt es dort Leerstände.

Die Wohnungen wie hier an der Potsdamer Straße wurden vor einiger Zeit saniert. Nach wie vor gibt es dort Leerstände.

Foto: Anne Orthen (ort)

„Lassen Sie den Charme des Stadtviertels Hassels auf sich wirken“ heißt es in der Internet-Offerte, die Ferienwohnungen in unmittelbarer Grün-Nähe der Stadtwälder von Eller, Hassels und des Benrather Forstes sowie des Naherholungsgebiets Unterbacher See anpreist. Eine 90 m²-Wohnung in der fünften Etage eines gepflegten Mehrfamilienhauses und Platz für sieben bis acht Personen mit hochwertiger Küche ist bereits ab 420 Euro für drei Nächte zu haben.

Wer nicht weiß, dass die zur Miete auf unterschiedlichen Portalen für Ferienunterkünfte und -wohnungen an der Potsdamer oder Fürstenberger Straße in Hassels-Nord liegen, könnte sich glatt verführt fühlen, zwischen Benrather Schloß und Altstadt seine Düsseldorf-Ferien zu verleben. Die Angebote, deren vollmundige Bewerbung für Ortskundige nach Realsatire klingt, finden sich auf Plattformen wie www.homerent.de,  www.9flat.com oder auch www.fewo-direkt.de.

So gibt es die Wohnung D 17 mit drei Schlafzimmern, Bad und WC zum Preis zwischen 76 und 107 Euro pro Übernachtung. Die vergleichbare Wohnung D 18 mit 81 Quadratmetern ist für eine Monatspauschale von 3300 Euro zu beziehen. Beide Wohnungen sind in einem „gepflegten Mehrfamilienhaus, das 2017 saniert und komplett neu eingerichtet wurde“.

Ein Ansprechpartner für insgesamt zwölf Wohnungen in Hassels-Nord ist die im schicken Kölner Rheinhafen ansässige Firma Homerent von Andreas Nöthen, der es nach eigenen Angaben in wenigen Jahren vom Hausmeister zum Immobilien-Unternehmer gebracht hat. Die Kundenbewertungen, die auf Booking.com gepostet wurden, sprechen allerdings eine andere Sprache. „Die komplette Gegend ähnelt einem Ghetto, alles verdreckt und vermüllt, es sieht aus wie ein Slum“, so der Eindruck von Gast Marcel Lay. Andere Bewertungen sprechen von mit Taubendreck übersäten Balkonen, defekten Heizungen und Rundum-Vermüllung. Tatsächlich gibt es auch einige positive Stimmen, die das Preis-Leistungsverhältnis hervorheben. Homerent definiert sich als Full Service Online Marketing Agentur, die möblierte Apartments vermietet, diese mit professionellen Fotoshootings bewirbt und so verspricht, „bis zu 200 Prozent höhere Mieteinnahmen zu erzielen“.

Insgesamt hat die Kölner Vermietungsagentur 420 Apartments im Portfolio, mit denen sie einen jährlichen Umsatz von rund 12 Millionen Euro erwirtschaftet. Allerdings nutzen jedoch weniger Feriengäste als vielmehr Firmen dieses Angebot. Wenn beispielsweise Bautrupps oder Monteure untergebracht werden müssen, so greifen Firmen eher auf das kostengünstigere Wohnungsangebot zurück als meist viel teurere Hotelzimmer anzumieten.

So verhält es sich nach Angaben der LEG, die Eigentümerin der Häuser in Hassels-Nord ist, auch mit den inserierten Wohnungen. „Dies sind Wohnungen, die der frühere Eigentümer speziell für Monteure, die im Rahmen der umfangreichen Sanierung des Viertels tätig waren, eingerichtet hat“, sagt LEG-Sprecher Mischa Lenz.

Den allgemein erhobenen Vorwurf gegen Airbnb und Co. wegen Vorenthaltung von Wohnraum will er nicht gelten lassen „Wir haben seit der Sanierung die Leerstandsquote zwar erheblich senken können, es gibt dort jedoch keinen Mangel. Dennoch wird die LEG diese Praxis der Wohnraumnutzung nicht fortsetzen.“

 Auf dem Portal homerent wird diese Wohnung angeboten.

Auf dem Portal homerent wird diese Wohnung angeboten.

Foto: Sonja Schmitz/Homerent

Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des NRW-Miertbundes kritisierte in einem Schreiben an unsere Redaktion das Vorgehen der LEG: „Bereits vor fast zwei Monaten habe ich den neuen Vorstandsvorsitzenden der LEG, Lars von Stackum und den für das operative Geschäft zuständigen Vorstand Volker Wiegel auf die Zweckentfremdung von Wohnraum in Hassels-Nord hingewiesen. Sie zeigten sich überrascht, was nicht überrascht, weil beide erst seit kurzem in ihren Ämtern sind. Sie sagten Prüfung zu und Abhilfe. Den Stil des Hauses pflegen sie aber offenbar weiter, nämlich viel zu versprechen und wenig bis nichts zu halten. Wenn der Pressesprecher der LEG nun ähnliches verspricht, ist Skepsis geboten. Anlässlich des Gesprächs in den Räumen des Deutschen Mieterbundes NRW habe ich auch eine Bilderserie überreicht, die die Kommentare und Bewertungen der Feriengäste auf den Internetplattformen bestätigen. Auch hier bleibt abzuwarten und nachzuhalten, wie gut die neuen Besen der LEG kehren und ob es nicht doch weiter bei hinhaltenden Versprechungen bleibt.“

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