Hassels "Die Schöpfung" in halbfertig renovierter Kirche aufgeführt

Hassels · Kantor Johannes Koop hatte mit Gastsolisten, der Camerata Louis Spohr und dem Projektchor Haydns Oratorium einstudiert.

 In der Kirche St. Antonius, die noch nicht fertig renoviert ist, blieb am Sonntag kein Stuhl mehr frei.

In der Kirche St. Antonius, die noch nicht fertig renoviert ist, blieb am Sonntag kein Stuhl mehr frei.

Foto: Günter von Ameln

Eigentlich war das große Konzert mit Haydns Erzählung "Die Schöpfung" gedacht, um damit die Fertigstellung der Renovierungsarbeiten in St. Antonius zu feiern. Da hätte der Schlusschor des zweiten Teils aus Haydns Werk so recht gepasst: "Vollendet ist das große Werk, des Herren Lob sei unser Lied!"

Doch werden die Arbeiten wohl noch Wochen dauern. So hatte man sich entschlossen, die halbfertige Kirche nur für das Konzert zu öffnen. Zwischen Gerüsten, Abdeckplanen und Maler-Klebebändern war jeder Platz besetzt, um Haydns Oratorium zu hören. Der Komponist hinterließ mit mehr als 100 Symphonien und mehr als 80 Streichquartetten überwiegend Instrumentalmusik. Doch an Bedeutung stehen seine Vokalwerke dahinter nicht zurück, neben seinen großen Messen vor allem "Die Schöpfung". Das Libretto "The Lost Paradise" übersetzte Gottfried van Swieten ins Deutsche und Haydn schuf in drei Jahren sein Meisterwerk.

Dessen erster Teil zeigt das Chaos vor Gottes Eingreifen, die Schaffung von Himmel und Erde, Sonne und Mond, Gräsern, Blumen und Bäumen. So kann am vierten Tag gesungen werden "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes". Im zweiten Teil wird von der Erschaffung der Tiere und Menschen berichtet, Chor und Solisten singen von der Vollendung des Werks am sechsten Tag. Der dritte Teil stellt gewissermaßen den Sonntag dar, an dem Adam und Eva sich an der Schöpfung des Herrn erfreuen. Haydn hat die Erzählung aufgeteilt auf eine Sopranistin, die dem Erzengel Gabriel und Eva ihre Stimme leiht; auf den Tenor als Erzengel Uriel und den Bassisten, der den Erzengel Raphael und den Adam singt. Das Jubilieren der himmlischen Heerscharen übernimmt der Chor.

Mit Daniela Bosenius (Sopran), Henning Jendritza (Tenor) und Joel Urch (Bass) hatte Johannes Koop ausgezeichnete Solisten zur Verfügung, die extrem sicher ihren Part beherrschten und stimmlich bestens harmonierten. Ihre Rezitative und Arien waren Glanzpunkte der Aufführung. Der Projektchor aus den drei Chorgruppen an St. Antonius und Gastsängern zeigte sich klanglich ausgewogen zwischen Frauen- und Männerstimmen. Einsätze kamen punktgenau und das Wechselspiel mit den Solisten klappte sehr gut. In höchsten Lagen klangen die Chorsoprane jedoch oft zu spitz.

Den Orchesterpart hatten die Camerata Louis Spohr und Nathalia Hildebrandt am Cembalo übernommen. Sie verdienen ein Lob ohne jede Einschränkung. Kantor Koop konnte nach langen Proben eine reiche Klangfülle zu Gehör bringen, die allerdings manchmal zuviel an Lautstärke hatte. Aber das ist vielleicht auch der Akustik der unfertigen Kirche geschuldet. Es gab viel Beifall für die Künstler.

(RP)
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